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The Cat


THE PRINCIPLE OF PLEASURE von und mit Gerard Reyes


Gerard Reyes | Foto (C) Sander Marsmann

Bewertung:    



Im Januar erstaunten wir uns über den kanadischen und in Berlin lebenden Dancer und Performer Gerard Reyes, wie er sich (zwar "nur" als Ko-Partner von Mirjam Sögner) in dem Stück The Dance(r) of the Future zu dem Thema Isadora Duncan, jener legendären Tanzikone aus dem 19. Jahrhundert, aufs Ironischste verausgabte - und wir verstanden zwar nicht viel von dem, was da gemeint sein sollte, doch das Resultat schien, vom rein Optischen her, durchaus vorzeigbar...

Nicht minder vorzeigbar scheint uns sein Tänzerkörper, dessen Anblick auf das Hochsinnlichste inspiriert. Mit welcher Selbstverständlichkeit und Fantasie er jenem gottgeschaffenen Geschenk nunmehr auch künstlerisch Bedeutungsvolles zu uns gierig auf ihn Gaffende entlocken tat, war schon bemerkenswert:


"Ich habe Lust an vielen Orten gefunden: in einer Transbar in Montreal, bei einem Manhattan Vogue Ball, in den Strip Clubs von Portland und auf Fetish Parties in Berlin. Jeder Ort ermöglichte mir die Flucht vor gesellschaftlichen Normen, doch stieß ich immer auch auf restriktive Hausregeln", skizziert er kurz sein Anliegen zum Stück The Principle of Pleasure. Ja und das Theater benutze er "als Raum, der Grenzen verschwimmen lässt, um mein erstes wahres Vergnügen zu teilen: das Tanzen auf Janet Jacksons verführerische Songs. Voguend und strippend, das Exzentrische preisend, verkörpere ich den Glamour und öffne den Tanzfloor, um die umstrittene Kraft der Lust spürbar werden zu lassen. Gemeinsam bringen wir die Grenzen zwischen Zuschauer und Performer zum Verschwinden und finden in und um uns Ekstase."
(Quelle: tanzfabrik-berlin.de)



Er braucht nicht viel für die Performance, die zwischen zwei von ihm ständig hin und her geschob'nen Spiegelwänden, mit gezielt auf ihn und uns (dem/seinem willfährigen Mitspiel-Material) an/aus gehenden Lichtspots und unter diversen Janet Jackson-Discobeats so zirka eine Stunde lang passiert. Reyes gibt sich dabei - wie schon angedeutet - äußerst kommunikativ; die von ihm ausgesuchten und bestimmten Mitspieler erfahren auf enthemmend wundersame Weise seine körperliche Nähe; eine der markantesten und schönsten Szenen dieses insgesamten Tanz-Erotik-Aktes war dann die hier:

Eines seiner Mitspiel-"Opfer" wird von ihm auf einen Stuhl befohlen, wo es sofort, quasi unverzüglich, so ein 'Mach-jetzt-mit-mir-was-du-willst' signalisiert; es schließt genüsslich seine Augen, und sein Körper ist "gespannt" auf das, was kommen würde... Bondagemäßig fesselt es der Reyes mit 'nem roten Seil. Dann: vorsichtiges Oberschenkelabfingern (des schönbeinigen "Opfers" mit den aufreizenden kurzen Hosen!) - Reyes reckt und streckt sich vor ihm, will dessen erotische Empfänglichkeiten vorabklären, austesten; es scheint zu passen - - und er setzt sich auf ihn - - - und sie zungenküssen sich. Wow!!!

Überhaupt kennt Reyes keinerlei Berührungsängste, was im Umkehrschluss seinen performten und vermeintlichen Narzissmus ad absurdum führt. Die Solo-Nummern (meistens vor und zwischen den zwei Spiegeln) haben freilich und auch höchstwahrscheinlich "nur mit ihm" zu tun; und zwischen seinen beiden Kostümierungen - dem durchsichtigen Nylon-Netz am Anfang und dem Glitzer-Hosenanzugfummel später - geht er splitternackt durchs Publikum. Er macht auch Kopfstand und schlägt Rad. Und alles sieht so federleicht und schwerelose aus; wahrscheinlich wiegt er nicht viel mehr als 69 Gramm.

Am Ende liegt er "uns" zu Füßen - wie ein schnurrender und voll auf Zärtlichkeiten aus seiender Schmusekater. Dann bemerkt er sinngemäß: "Genug gegafft - die Show ist aus" o.s.ä.



The Principle of Pleasure von und mit Gerard Reyes | Foto (C) David J. Romero


Aufbrausender Jubel.

Sollte man gesehen haben, unbedingt!!
Andre Sokolowski - 22. Juli 2016
ID 9445
THE PRINCIPLE OF PLEASURE (Wedding 14, 21.07.2016)
Konzept, Choreografie, Performance und Prelude Remix: Gerard Reyes
Originalkomposition und Remixe: Devon Bate
“Control” Remix: Ty Harper
Lichtdesign: Karine Gauthier
Lichtdesign Berlin: Andreas Harder
Kostüm: Vincent Tiley und Leigh Gallim
Make-Up: Jasmin Goldstein
Helmdesign: Persona non grata
Künstlerische Beratung: Archie Burnett, Jose Xtravaganza, Steven Serels, Leiomy Maldonado Prodigy, Matjash Mrozewski, Benoît Lachambre, Ami Shulman, Holly Gauthier-Frankel, George Stamos und Edwin Luciano Revlon
Gastspiel im Rahmen von Open Spaces#2-2016


Weitere Infos siehe auch: http://www.tanzfabrik-berlin.de


http://www.andre-sokolowski.de

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