Mit dem Vater
stimmt wohl
etwas nicht
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Plakatmotiv (C) Renaissance-Theater Berlin
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Bewertung:
In dem von Florian Zeller vor drei Jahren in Paris uraufgeführten Boulevard-Stück Der Vater geht es um den progressiven Fortschritt eines geistigen Dahindämmerns oder Dahingedämmertseins seines demenz- bzw. alzheimerbetroffenen Protagonisten, den die lieben Nächsten seines allernächsten Lebensumfelds (= Wohnung) zwar geduldig um sich hegen, pflegen, letzten Endes aber doch dann lieber, ja und möglichst bald, hinweg- und ausgedämmert sehen würden...
"André, Mitte siebzig, Witwer, spürt, dass sich in seinem Leben etwas verändert - es verschwinden Sachen, er versteckt Gegenstände, er fühlt sich bedroht, verfolgt und langsam verliert er auch die zeitliche und räumliche Orientierung. Noch lebt er allein in seiner Pariser Wohnung. Mit dem Entschluss seiner Tochter Anne, ihren Lebensmittelpunkt von Paris nach London zu verlegen wird die Situation kompliziert. Was tun?"
(Quelle: renaissance-theater.de)
Walter Kreye (der den Vater spielt) wirkt zwar nicht (also noch nicht!) so debil und hilflos, dass man sich - als Renaissance-Theater-Zuschauer - um seinen sozialisierten Fortbestand im trauten Kreise Sorgen machen müsste; allenthalben dass er permanent vergisst, wo jeweils dann der letzte Ablegort von seiner inbrünstig geliebten Armbanduhr gewesen sei, wird uns in wiederholender Vereinprägung durch Text sowie Regie (durch Guntbert Warns) vermittelt. Nach und nach freilich geht schließlich dann auch uns ein Lichtlein auf, was eigentlich dann mit dem nett wirkenden Wie-von-nebenan-Vater gedächtnishafter Weise los ist, und wir werden immer pessimistischer mit ihm...
Die Homepage des Theaters gibt auch gleichsam zu bedenken:
"Das klingt nach einem traurigen Theaterabend. Das Gegenteil ist der Fall. Die komödiantische Dynamik des preisgekrönten Stücks ergibt sich aus den abrupten Stimmungsschwankungen der Hauptperson, denn der Zuschauer sieht, was der Vater wahrnimmt, erkennt, wen er erkennt, muss glauben, was er glaubt. Das sorgt nicht nur für situationskomische Momente, sondern entwickelt sich wie ein Psychothriller aus der Feder Alfred Hitchcocks."
Ja, mag sein - oder auch nicht.
Wir freuen uns auf jeden Fall am Spiel von Anna Thalbach (als des Vaters Lieblingstochter).
Und geben zu Protokoll: Anrührender Theaterabend mit viel Nachdenkfutter.
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Andre Sokolowski - 16. April 2017 ID 9969
DER VATER (Renaissance-Theater, 15.04.2017)
Regie: Guntbert Warns
Bühne: Momme Röhrbein
Kostüme: Angelika Rieck
Mit: Walter Kreye, Anna Thalbach, Ingo Naujoks, Niels Bruno Schmidt, Nadine Schori und Sabine Wegner
Premiere war am 3. Oktober 2016.
Weitere Termine: 16., 17.04. / 17.-26.05.2017
Weitere Infos siehe auch: http://www.renaissance-theater.de
http://www.andre-sokolowski.de
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