Lied vom
donnernden
Leben
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Zeit der Kannibalen im Theater der Keller | Foto (C) MEYER ORIGINALS
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Bewertung:
Der Spielfilm Zeit der Kannibalen (Drehbuch: Stefan Weigl) kam vor ungefähr drei Jahren als "stark stilisiert inszenierte, kammerspielartige Kapitalismus-Satire" (lt. des Wikipedia-Eintrags) und "im Milieu global agierender Wirtschaftsberater" in die deutschen Kinos - ich sah ihn, per Zufall, neulich und spät abends in der ARD; Sebastian Blomberg, Devid Striesow, Katharina Schüttler spielten da diese drei Ekel- und Geschäftstypen, ja und der Streifen brachte dann das für den reichen Westen (den vor allem) über alle Maßen so geliebte Thema der Globalisierung leicht und treffend auf den Punkt - ich stellte gleichsam fest, und ohne dass ich wusste, dass es das längst gab, dass diese so intime Figurenkonstellation sich ideal auch fürs Theater eignen würde...
Bei henschel SCHAUSPIEL entdeckte ich nun, dass gleich nach dem Filmstart eine prompt zurechtgebaute Dramatisierung von Johannes Naber (dem Regisseur des gleichnamigen Films) zur Uraufführung frei gegeben war - die fand dann in 2015 am Theater Krefeld und Mönchengladbach statt und wird jetzt auch im Kölner TdK (Regie: Heinz Simon Keller) sehr erfolgreich nachgespielt:
"Zwei Unternehmensberater unterwegs in der Welt und doch immer nur in ihrer Berufsblase gefangen. Das Männerteam lebt in Luxushotels, trifft Kunden, führt Gespräche, die über Outsourcing, Stellenabbau und Millionenbeträge entscheiden. Sie haben alles bestens im Griff. Nur die neu dazugekommene Kollegin Bianca März stört die Routine und den Aufstieg auf der Karriereleiter. Bianca zeigt Fachwissen, soziale Kompetenz und Interesse an Land und Leuten, doch sie trauen weder ihr noch ihrer guten Ausbildung. Als sie davon erfahren, dass ihr Kollege Hellinger zum Teilhaber der Firma aufgestiegen ist, wird es unbequem. Dort oben wollten eigentlich sie sein. Irgendetwas läuft aus dem Ruder: Weshalb ist Bianca dem bislang gut funktionierenden Team zugeteilt worden? Hat der Chef die Frau auf sie angesetzt? Sollen auch sie jetzt ausgesourct werden? Und was passiert da draußen eigentlich wirklich? In die Komfortzone Hotelzimmer dringt die lebensbedrohliche Realität des Entwicklungslandes..."
(Quelle: Theater der Keller, Köln)
Matthias Lühn, Sebastian Schlemmer, Katharina Waldau transportieren mit vorzüglich anzusehender und anzuhörender Gestaltungsweise jene aasigen Persönlichkeitsstrukturen des besagten Trios der Besitzergreifungen & Habgier; allenthalben lauscht man dann noch der in Bruch und Auflösung begriffenen Familiengeschichte von Frank Öllers (den Sebastian Schlemmer überzeugend, ja fast "menschlich" zu uns rüber bringt) mit einem Rest human-seelischer Teilhabe; ansonsten wünscht man sich fürwahr, dass diese Dreierbande möglichst schnell und unverschont von dannen ginge - was zum Filmschluss in der Tat etwas brutaler nachvollziehbar wurde/wird als hier, wenn über Biermanns Lied vom donnernden Leben lediglich ein hübsches Höhenfeuerwerk zum abschließlichen Vorschein kommt; das nahm dem Stück eine gewisse Härte.
Alle Video-Konstruktionen Christian Stecs im Übrigen: superb!
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Zeit der Kannibalen im Theater der Keller | Foto (C) MEYER ORIGINALS
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Andre Sokolowski - 9. Dezember 2017 ID 10416
ZEIT DER KANNIBALEN (Theater der Keller, 08.12.2017)
Regie: Heinz Simon Keller
Bühne und Kostüme: Jochen Schmitt
Video: Christoph Stec
Musik: Frank Schulte
Dramaturgie: Barbara Kastner
Mit: Matthias Lühn, Sebastian Schlemmer und Katharina Waldau
Uraufführung in Mönchengladbach war am 27. November 2015.
Kölner Premiere: 24. November 2017.
Weitere Termine: 17., 21.12.2017 // 11., 20., 28.01.2018
Weitere Infos siehe auch: http://www.theater-der-keller.de
http://www.andre-sokolowski.de
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