Kardiomyo-
pathisches
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Mathis Kleinschnittger mit Broken Heart | Foto (C) Kathrin Mayr
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Bewertung:
"Gebrochenes Herz" - wer kennt es nicht? Es ist als allgemeine Redewendung überliefert. Alle wissen, was gemeint ist; und zumeist weist dieses umsprachliche Phänomen auf unser aller Seelenleben und die Ohnmacht mit dem eigenen (gebroch'nen) Herzen richtig umzugehen hin.
Auslöser für den hochbrutalen (Herz-)Schmerz ist dann immer irgendein Verlust-Erlebnis, das sich also außer psychisch auch noch physisch bei uns niederschlägt - ganz populär, nicht nur bei jungen Menschen, beispielsweise durch den anhaltenden Liebesschmerz manifestiert. Ich selbst kann mich noch heute an die Seelen- und auch Körperqualen, die ich vor zig Jahren wegen einer einseitigen Liebe durchmachte, sehr gut erinnern; plötzlich magerst du in deinem inflationären Liebeskummer zum Skelett ab, hast an nix und niemandem mehr Freude, und die Farben, die du siehst, sind nur noch Schwarz und Grau, nichts Buntes, Schönes, Leichtes kann dich während dieser grauenhaften Zeit in irgendeiner Art umstimmen und versöhnen, du bist auf das Auswegloseste paralysiert...
So könnte es vielleicht auch dem Performer Mathis Kleinschnittger einstmals ergangen sein, als er sich - wie er uns durch eine seiner vielen englisch oder deutsch gesproch'nen Textpassagen zu verstehen gibt - vom Liebsten urplötzlich verlassen glaubte und er so urplötzlich in den merkwürdigen Krankenstatus abgeriet. Seine Performance nennt sich Broken Heart und wird von ihm (wie bereits angedeutet) auf- und abgesprochen UND selbstredend auch getanzt. Sie fängt mit einem imposanten Standbild an, wo er, auf einer Tischplatte positioniert und also um das Maß der Tischbeinhöhe sozusagen überhöht, sich, eingehüllt in einem zeltplanigen Mega-Mantel, langsam zu uns Zusehende dreht. Dann lüpft er sein Umhangiges und wird mit allen wesentlichen inneren Organen, die uns Menschen eigen sind und die er sich als Plastikimitate auf den Bauch gepackt hat, sichtbar; und als erstes schmeißt er gleich sein Plastikherz von sich... Nach der Devise Schwätzen & Bewegen gibt er peu à peu sein bisheriges Wissen über sich und seine inneren Organe insbesondere sein Menschenherz allmählich preis - hierzu tut Clemens Mädge per Gitarre und akustischer Elektrotechnik laut und leise Herzschläge und Drumherumiges verbreiten...
Beide könnten auch das sog. Broken-Heart-Syndrom, auf das sie uns aufklärerischer Weise aufmerksam gemacht zu haben dachten, meinen; dieses wird auch Stress-Kardiomyopathie genannt.
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Habe dann gleich im Netz, wo auch der klinische Aspekt dieses medizinalen Vorfalls nachvollzogen wurde, zu dem hochinteressanten Thema recherchiert.
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Andre Sokolowski - 25. Februar 2018 ID 10555
BROKEN HEART (DOCK 11, 24.02.2018)
Choreographie / Performance: Mathis Kleinschnittger
Musik / Performance: Clemens Mädge
Regie: Kathrin Mayr
Kostümbild: Cora Sachs
Licht: Boris Preuschmann
Uraufführung im monsun.theater, Hamburg: 9. November 2017
Berliner Termine: 23. + 24.02.2018
Weitere Infos siehe auch: http://www.dock11-berlin.de
http://www.andre-sokolowski.de
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