Ziemlich lau
SACRE mit dem Ballett am Rhein
|
Foto (C) Sigrid Reinichs
|
Bewertung:
"Seit der Spielzeit 2020/21 ist der Deutsch-Argentinier Demis Volpi Ballettdirektor und Chefchoreograph am Ballett am Rhein. Mit ihm gestalten 45 internationale Tänzer*innen mit unterschiedlichsten künstlerischen Hintergründen ein dialogorientiertes Team auf Augenhöhe und ein neuer starker Vermittlungsansatz zur Publikumskommunikation das neue Profil der Compagnie. Das Ballett am Rhein blickt zurück auf eine lange Geschichte intensiven Tanzschaffens und starker künstlerischer Handschriften. Einen Umgang damit zu finden ist für eine neue Direktion gleichzeitig Chance und Herausforderung. Dem Team von Demis Volpi ist es ein Anliegen, diese Traditionen wahrzunehmen, daran anzuknüpfen, weiterzudenken und mit neuen Impulsen zu versehen, um dem Ballett am Rhein eine neue, starke Bewegungsrichtung zu geben."
(Quelle: operamrhein.de)
*
Ich war Sonntagnachmittag in der ersten Folgevorstellung nach der Premiere - mit SACRE wurde der neue dreiteilige Ballettabend überschrieben; und was ich sah und hörte, stimmte mich nicht froh.
Als erstes gab es mit Jerome Robbins' The Cage einen "Klassiker" des modernen Tanztheaters. Es ging und geht in diesem Stück auf Strawinskys Concerto in D um zwei Herren (getanzt von Kauan Soares & Gustavo Carválho), die sich gewaltsam Eintritt in einen Käfig mit wilden Tieren verschaffen; die animalischen Willkommensgesten halten sich in Grenzen, und eine sog. Queen (Svetlana Bednenko) nebst einer sog. Novizin (Futaba Ishizaki) sorgen dafür, dass beiden Gästen mehr oder weniger Wohlwollen von seinen wilden Gastgebern entgegenschlägt o.s.ä.
Dann zwei choreografische Uraufführungen:
Die erste (The Thing with feathers) stammt von Demis Volpi, die zweite (La sacre du primtemops) von Marcos Morau.
Bei der erstren werden Strauss' Metamorphosen als musikalischer Hintergrund bemüht, bei der zweiten ist es das Strawinsky'sche Original. Dem insgesamten Live-Musizieren der Düsseldorfer Symphoniker (Dirigent: Vitali Alekseenok) mag ich im Nachhinein - nachdem ich hörte, was ich hörte - wenig zwingend attestieren, dass es "adäquat" gewesen wäre; das Concerto von Strawinsky und das Alterswerk von Strauss klangen öde, allenthalben schien dann die Belegschaft im Orchestergraben wenigstens bei Sacre aufgewacht und irgendwie mit dabei gewesen zu sein...
Was fiel mir sonst noch auf?
Das schönste Bild der Aufführung als Ganzes: Wie Jack Bruce und Damián Torio (am Schluss des Volpi-Stücks) als Liebespaar - der eine der beiden ist plötzlich tot und wird vom anderen von der Bühne getragen - miteinander agieren. Ansonsten, was die menschelnden Interaktionen für den Stück-Rest anbelangte: allzu vieles Unverbindliches und ins Beliebige hinein Getanztes mit Abruptbegegnungen, Umarmungen, Trennungen, Hin- und Hergerenne usf.
Schlussendlich und am rätselhaftesten wie unüberzeugendsten die neue Sacre-Choreografie von Morau: Eine Truppe von Outdor-Touri's erklimmt einen an sich kahlen Berg mit paar umherliegenden Steinen, ab und zu leuchtet es auf aus einem Loch, erst weißes, später rotes Licht. Und orgiastisches Verhalten der Beteiligten wird sichtbar - enden sie dann gar als Zombies oder so? Nein, nix verstehen.
Fazit: ziemlich lau.
|
Ballett am Rhein | SACRE | Foto (C) Bettina Stöß
|
Andre Sokolowski - 2. Mai 2023 ID 14172
SACRE (Opernhaus Düsseldorf, 30.04.2023)
Jerome Robbins | Demis Volpi | Marcos Morau
The Cage
Musik: Igor Strawinsky, Concerto in D (Basler) für Streichorchester
Choreographie: Jerome Robbins
Bühne: Jean Rosenthal
Kostüme: Ruth Sobotka
Licht: Jennifer Tipton
The thing with feathers
Musik: Richard Strauss, Metamorphosen für 23 Solostreicher
Choreographie: Demis Volpi
Kostüme: Thomas Lempertz
Licht: Volker Weinhart
Le sacre du printemps
Musik: Strawinsky, Le Sacre du Printemps
Choreographie: Marcos Morau
Bühne: Max Glaenzel
Kostüme: Silvia Delagneau
Licht: Salicrú Marc
Ballett am Rhein
Düsseldorfer Symphoniker
Dirigent: Vitali Alekseenok
Premiere war am 29. April 2023.
Weitere Termine: 19., 21., 28.05.2023
Weitere Infos siehe auch: https://www.operamrhein.de/ueber-uns/ballett/
https://www.andre-sokolowski.de
Ballett | Performance | Tanztheater
Musiktheater
Rosinenpicken
Hat Ihnen der Beitrag gefallen?
Unterstützen auch Sie KULTURA-EXTRA!
Vielen Dank.
|
|
|
Anzeigen:
Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN
Rothschilds Kolumnen
BALLETT | PERFORMANCE | TANZTHEATER
CASTORFOPERN
DEBATTEN & PERSONEN
FREIE SZENE
INTERVIEWS
PREMIEREN- KRITIKEN
ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski
URAUFFÜHRUNGEN
= nicht zu toppen
= schon gut
= geht so
= na ja
= katastrophal
|