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Gastspiel

Einmal Prinz

zu sein



Scapino Ballet Rotterdam mit Prince | Foto (C) Olivier Houeix

Bewertung:    



Ballett trifft auf Martial Arts - tänzerische Bewegungen voller Leichtigkeit drücken Akte der Unterdrückung aus. Die Geschlechterverhältnisse sind in Bewegung - ein Prinz wartet auf seinen Prinzen und begegnet einem machtbewussten Drachen. Vorgeführte tänzerische Traditionen werden neu interpretiert: Das Röckeschwingen beim Cancan symbolisiert hochfliegender Glitter, während Tänzerinnen den Hüftschwung des Tanzes ausdrucksstark vorführen und schließlich rhythmisch füßestampfend kraftvoll marschieren.

Moderne Choreografien mit Witz, Charme und dynamischer Synchronität präsentierte das niederländische Scapino Ballet Rotterdam beim Tanzgastspiel im Bonner Opernhaus. Die Compagnie zeigte drei originelle Stücke unterschiedlicher Choreographen. Das Ensemble bestach dabei auf hohem tänzerischem Niveau mit Spannungsmomenten, die manchmal auch an Slapstick erinnerten.

Bei dem 24minütigen Stück While we can von Felix Landerer dominierte zur rhythmisch-tranceartigen Musik von Christof Littmann ein futuristisch-kaltes Setting. Die Tänzer der Choreografie tragen silbrig glänzende Kostüme und vollführen geschmeidige Bewegungen von roboterartiger Präzision. Immer wieder weisen sich einzelne Tänzer gegenseitig in ihre Schranken, und tänzerische Bewegungen gehen fließend über in Gewalthandlungen. Ihre stärksten Momente hat die Choreografie, wenn gezeigt wird, wie sich einzelne Tänzer aus dem Corpus einer beeindruckend synchron agierenden Formation absondern oder wieder einbringen. Solo bringen die Tänzer dann unabhängig von der Gruppe eigene tänzerische Bewegungen zum Ausdruck, die teilweise kurz später von der Gruppe aufgenommen werden.

Prince, die 18minütige Choreografie des Franzosen Martin Harriague, beschäftigt sich mit dem Mythos vom Prinz Charming oder Märchenprinzen, der Dornröschen und andere wachküsste. Der Vorhang öffnet sich, und ein Bett steht mittig auf der Bühne. Ein junger Mann regt sich im Bett und schaut überrascht und erschrocken ins Publikum. Dann räkelt er sich und ruft aus „Some Day my prince will come“. Nachdem er sein Oberteil ausgezogen hat, schlüpft er in ein Kleid. Lange muss er nicht warten, bis ein möglicher Kandidat die Bühne betritt. Tänzerisch werden geschlechtliche Rollen hinterfragt, wenn etwa Frauen Männer emporheben und über die Bühne tragen. Männer locken ihre Geschlechtsgenossen zum lustvollen Paartanz. Der vieldeutige Bruch mit der Ästhetik des klassischen Balletts begeistert mit phantasievollen Kostümen von Mieke Kockelkorn zur Musik von Peter Ilyich Tchaikovsky.

Ed Wubbes Le Chat Noir ist schließlich die letzte Choreografie des Abends und zugleich mit etwa 40 minütiger Dauer auch die längste. Zu Musik von Edith Piaf, Jacques Brel und Jacques Offenbach glänzt die Compagnie mit dynamischen Formationen und einem theatralischen Tanzstil, bei dem die oft überdeutliche Gestik und Mimik an Darbietungen in Varietés erinnert. Die schwarzfarbenen, elegant-opulenten Kostüme von Pamela Homoet unterstreichen apart-anmutige Bewegungsabläufe, in denen die Tänzer viel andeuten, ohne zu viel preiszugeben. So bleiben die detailreichen Szenen geheimnisvoll. Ein insgesamt wahrlich inspirierender Abend voller Tempo und Witz.



Scapino Ballet Rotterdam mit Le Chat Noir| Foto (C) Hans Gerritsen

Ansgar Skoda - 13. November 2017 (2)
ID 10369
WHILE WE CAN/ PRINCE/ LE CHAT NOIR (Bonner Opernhaus, 08.11.2017)
Choreografien von Ed Wubbe, Felix Landerer und Martin Harriague

Ballettmeister: Débora Soto, Sebastien Riou und Annemarie Labinjo-van der Meulen
Technik: Guido Verschoor, Rimmert van Lummel, Xavier Spruit Bleeker, Behrooz Vasseghi und Evert Achthoven
Kostüme: Pamela Homoet, Petra Finke und Mara Wap
Tänzerinnen: Bonnie Doets, Bryndis Brynjolfsdottir, Leslie Humbert, Laura Casasola Fontseca, Jozefen Debaillie, Ellen Landa, Daphne van Dooren, Alexander Cyr, Mischa van Leeuwen, Reid Cuming, Dario Minoia, Filip Wagrodzki und Ruochen Wang
Young Talent Program: Beau Delwel, Charley Hoorens van Heiningen, Emmily van Horssen, Patricia Gomes Rodriguez, Sana Sasaki, Jaroslaw Kruczek, Luigi de Stefano, Nico Amenduni und Nils Röhner
Gastspiel des Scapino Ballet Rotterdam


Weitere Infos siehe auch: http://www.scapinoballet.nl


Post an Ansgar Skoda

skoda-webservice.de



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