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Kindertheater | Uraufführung

Da Gefahr!



Da Gefahr! mit dem Fundus Theater Hamburg: Wir bedienen einen Feuerlöscher | Foto (C) Margaux Weiß

Bewertung:    



Wie ist das mit den Gefahren? - Die Zukunft birgt lauter Gefahren, sie liegt im Dunkeln, sie ist ungewiss, schon morgen kann alles völlig neu und anders sein. Wir Menschen haben allgemein Angst davor.

Und unseren Kindern wollen wir das ersparen, als moderne Eltern sind wir oft „overprotective“.

Das englische Wort hat sich genauso eingebürgert wie das der „Helicopter-Eltern“.

*

Zu sagen ist, das Stück Da Gefahr! ist zweisprachig, es ist nach einem Buch entstanden mit dem Titel: 50 dangerous things (you should let your children do).

Es geht endlich los.

Die erste Gefahrenquelle dreht sich auf einer Scheibe, es ist eine Frau mit Helm (Sibylle Peters), Schutzhandschuhen, schwarzem Overall. Was trägt sie nur auf dem Kopf? Eine Herdplatte mit Pfanne - Stromanschluss ist vorhanden. Es geht ihr offensichtlich gut. Ein Mann (Hanno Krieg) dreht die Scheibe mit einer Kurbel wie einen Leierkasten, dazu spielt absurde Klimper-Musik. Die Kinder sitzen gespannt im Kreis um die runde und sich drehende Bühne. Da, die Pfanne fängt an zu dampfen! Wenig später ploppt etwas heraus. Jaa! Popcorn! Die dürfen auch sogleich von allen verspeist werden.

Eine Sicherheitslinie wurde mit einem rot-weißen Markierungsstreifen gekennzeichnet. Kein Problem, das Fett spritzt nicht weiter als bis dorthin. Innerhalb ist die „Dangerzone“, in der sich noch so einiges abspielen wird.

„Hab ihr schon mal die Hand aus einem fahrenden Auto gehalten? - oder in der Wildnis geschlafen?“

„Mutige vor!“
Es gibt Mitmach-Aktionen. Ein Junge hat noch nie einen Streichholz angezündet und es dann noch bis zum Schluss brennen lassen.

Yoko Ono, Light a match and watch it till it goes out.

Und dürfen unsere Kinder barfuß durch die Stadt gehen? Meine Nachbarskinder dürfen noch nicht einmal im Hochsommer barfuß ihren eigenen Rasen betreten, dann schreit die Oma schon: „Wenn ihr nicht sofort Schuhe anzieht, bekommt ihr nichts zum Nikolaus!“



Da Gefahr! mit dem Fundus Theater Hamburg: Wie braten uns Popcorn auf dem Kopf | Foto (C) Margaux Weiß


Dieses wunderbare Stück erzählt etwas ganz anderes, fordert Kinder auf, gefährliche Experimente mitzumachen. Und einige Kinder sind erst 4 Jahre jung. Ich sehe lauter kleine Persönlichkeiten, die ganz heiß darauf sind, etwas Unbekanntes zu erleben. Und hier geht es eben nicht nur ums Zuschauen, sondern ums Mitmachen, das sind dann die Momente, die unvergesslich bleiben. Ich selbst habe noch nie eine Batterie geleckt…

Und „Play with fire!“ - super, Brandsalbe ist vorhanden, Wassereimer steht daneben. Das ist jetzt eine voll spaßige Angelegenheit. Zwei Kinder dürfen einen Feuerwehrmann mit Feuerlöschern bespritzen.

Oder die rote Gummihüpfente aus dem Kindergarten - was ist, wenn man die so doll aufpumpt, dass sie platzt? Ein Kind meint: „Ich halt mir schon mal die Ohren zu.“ Prima, alle Zuschauer bekommen todschicke rosa Ohrenschützer, und Kinder dürfen den Kompressor bedienen.

Da erfährt der Laie schon im frühesten Alter Expertenwissen. Wir lernen doch am besten über die Erfahrung. Und was ist mit der Angst? Was vor uns liegt, erscheint uns oft als sehr gefährlich und unbekannt und sehr, sehr aufregend.

Und wie ist es, barfuß über zerbrochenes Glas zu laufen? Meint ein Mädchen: „Ich bin doch nicht verrückt!“

Klar, sich schützen ist wichtig, und dann hat man auch keine Angst. Und Langeweile ist das Gefährlichste überhaupt. Dann machen nämlich Kinder, was sie wollen. Sachen, vor denen man Angst hat, die muss man geradezu erforschen.

Und totale Sicherheit? Gibt es die? Ja, wenn wir niemals unser Haus verlassen. Doch wie war das noch? Die meisten Unfälle passieren im Haushalt?



Da Gefahr! mit dem Fundus Theater Hamburg: Wie der Joseph Beuys einem toten Hasen die Kunst erklärt | Foto (C) Margaux Weiß


Das Beste kommt zum Schluss. „Wer ist gut befreundet und möchte gemeinsam ein Experiment wagen?“

Am liebsten wären ganz viele auf die Bühne gerannt. Drei Paare dürfen es wagen. Hanno setzt sich vor die Paare, fragt nach ihrem Namen und spricht mit geweihten Worten: „Ich frage Euch Lisa und Hanna, wollt ihr für die nächste Stunde als gefährliche Freunde zusammenhalten, bis dass Euch der Superkleber wieder los lässt? So antwortet mit Ja.“ - „Ja!“ „Ja!“ Sodann klebt er zwei ihrer Finger mit diesem gefährlichen Kleber zusammen.

Natürlich wurden die Paare aufgeklärt, dass ein Superkleber auf der Haut nicht wirklich haftet, er klebt für zwanzig Minuten, längstens für eine Stunde, dann löst die Haut durch ihre Fettproduktion das Ganze wieder auf. So wurde das kleine Publikum entlassen. Aber auch wir Erwachsenen in der hinteren Reihe können etwas mit nach Hause nehmen; irgend etwas Neues erfahren zu haben, auf jeden Fall, dass wir unsere Kinder nicht vor allem beschützen können und auch nicht sollten.

Mag die Rutsche auch noch so gefährlich sein.

Liane Kampeter - 7. Februar 2015
ID 8419
DA GEFAHR! (Fundus Theater, 04.02.2015)
Entwicklung, Bühne und Performance: Hanno Krieg und Sibylle Peters
Beratung: Matthias Anton, Sylvia Deinert und Tine Krieg
Uraufführung war am 4. Februar 2015
Eine Koproduktion mit dem UNICORN Theater London - Inspired by the Book "50 Dangerous Things (You Should Let Your Children Do)" by Tinkering Unlimited / Julie Spiegler and Gever Tulley


Weitere Infos siehe auch: http://www.fundus-theater.de


Post an Liane Kampeter

http://www.liane-kampeter.de



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