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Tanzgastspiel

Am Anfang war

der Rhythmus

THE BEGINNING OF NATURE mit dem Australian Dance Theatre


Foto © Chris Herzfeld Camlight Productions

Bewertung:    



Die Natur übt seit Anbeginn der Zeit eine erhabene, mitunter grausame Macht auf uns Lebewesen aus. Garry Stewart und sein Ensemble vom Australian Dance Theatre zeigen bei den Highlights des Internationalen Tanzes im ausverkauften Bonner Opernhaus die höchst eindrucksvolle Choreographie The Beginning of Nature. Das Werk feiert den Körper, der um einen Einklang mit den Elementen und Gezeiten ringt. Live-Gesang und eingespielte Klänge symbolisieren Rhythmen der Natur. Fünf Tänzer und vier Tänzerinnen durchdringen diese Zyklen in fortwährend variierenden Formationen. Kraftvoll und poetisch erkundet das in Adelaide beheimatete Ensemble tänzerisch verschiedene Aspekte der Natur, die Jahreszeiten und Prozesse des Wachsens und Vergehens.

Langsam fokussiert das Scheinwerferlicht einen über der Bühnenmitte schwebenden, großen schwarzen Ring, der von Seilen herabhängt. Geheimnisvoll veranschaulicht er eine quasi unendliche Einheit. Die Tänzer schließen sich in Ensemble-Formationen zu Bewegungseinheiten wie einem einzelnen mehrarmigen Wesen zusammen. Bewegungen Einzelner verschränken sich virtuos mit denen der Gruppe. Mit ihren Armen und Fingern formen nebeneinander aufgestellte Tänzerinnen und Tänzer elegant fließende Wellenbewegungen. Die Tänzer, die mal Steine zu Boden rollen gelassen und mal einen Baum mitsamt hervorlugenden Wurzeln auf die Bühne tragen, verschmelzen in ihren Bewegungen spannungsvoll mit der Musik.

Der von Brendan Woithe komponierte minimalistische, elektronische Sound formt in der Sequenzwiederholung unvorhersehbare Klanglandschaften. Die im Hintergrund der Bühne platzierten Sängerinnen Heru Pinkasova und Georgia Hall setzen effektvoll Akzente mit opernartig getragenen Gesangslinien. Ihr Gesang erklingt in der indigenen Sprache der, vor kurzem ausgestorbenen Aborigines aus den Adelaide Plains. Diese einheimische Kaurna-Sprache war lange vergessen. Der Ethnologe Jack Buckskin nutzte die Aufzeichnungen zweier Missionare aus dem 19. Jahrhundert für eine Rekonstruktion. Er wirkte am Libretto von The Beginning of Nature mit.

Das kunstvolle Spiel von Licht und Schatten schafft bleibende Eindrücke. Rhythmen überlagern sich, Formationen gehen fliegend ineinander über. Einzelne Tänzer zelebrieren Bisse oder Küsse. Scheinbar getrieben von urmenschlichen Bedürfnissen tauchen sie virtuos in urzeitliche Natur ein. Präzise markieren sie dabei mit grünen Leuchtstäben Vorkommnisse oder Kräfte der Natur. Sie formen einen zweistöckigen Turm, indem drei Frauen auf den Schultern dreier Männer im Kreis gehen. Am Boden liegende Ensemblemitglieder springen präzise mit ganzem Körper nacheinander in die Luft. Garry Stewart, seit etwa zwanzig Jahren Leitung der 1965 gegründeten Tanzkompanie, schuf ein poetisches Werk mit vielen starken Momenten, das insbesondere aufgrund sehenswerter Soli vor dem Hintergrund dynamischer Ensembleformationen in Erinnerung bleibt.



The Beginning of Nature mit dem Australian Dance Theatre | Foto © Chris Herzfeld Camlight Productions

Ansgar Skoda - 19. Dezember 2018
ID 11109
THE BEGINNING OF NATURE (Oper Bonn, 14.12.2018)
Konzept: Garry Stewart
Choreographie: Garry Stewart und das Ensemble
Musik: Brendan Woithe (Klang)
Lichtdesign: Damien Cooper
Kostüme und Bühne: Davis Browne
Head Staging: David Gallisch
Indigene Sprache & Kultur Beratung: Jack Buckskin
Mit: Georgia Hall & Heru Pinkasova (Gesang) sowie Jana Castillo, Zoë Dunwoodie, Harrison Elliott, Thomas Fonua, Christopher Mills, Gabrielle Nankivell, Matte Roffe, Rowan Rossi und Kimball Wong (Tanz)
Gastspiel des Australian Dance Theatre


Weitere Infos siehe auch: https://www.adt.org.au/


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