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nachDRUCK # 6

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Performance

Zeichnen ist

Tanzen mit

der Hand



Sarah Huby tanzt Lockdown Sketches | Foto: Petra Herrmann

Bewertung:    



Wie schön! Es gibt wieder Live-Kultur in der freien Münchner Szene. Corona-Schlaf war gestern. Und eigentlich hat es ihn gar nicht gegeben. Anna Konjetzky (Regie), Sarah Huby (Zeichnungen und Tanz) und Quindell Orton (Tanz) haben die erzwungene Pause genutzt. Herausgekommen ist eine neuartige Kombination aus Ausstellung und Performance, die ihre Erfahrungen im Lockdown reflektiert. Das war nur möglich, weil die drei in einer WG leben und als „Infektionsgemeinschaft“ einen kleinen Probenraum - gleichzeitig Küche - in der Dachauerstraße nutzen konnten. Was für ein Glück!

Durch ein Fenster kann man auf diese winzige Probenbühne schauen. Sarah Huby und Qindell Orton tanzen auf einer kleinen Plattform abwechselnd je 20 Minuten. Ganz in schwarz auf weißem Grund. Hinter sich ein Stück Papier, darauf ein paar Worte, die den Assoziationsraum skizzieren. "Dedication to social/physical distancing. Dedication to all the objects who became my audience. Dedication to my pyjamas. Dedication to not giving up." Das ist alles. Keine Musik, keine Requsite. Nur ein vom Fenster gerahmter Blick auf einen Körper, der nicht arbeitet. Der tanzt, was er fühlt. Dedication to my non-working body.

Nebenan dann die Ausstellung von Zeichnungen aus Sarah Hubys Corona-Tagebuch. 89 Tage, vom 17. März bis zum 12. Juni 2020, hat sie Tag für Tag ein Bild dafür gefunden, was ihr durch Kopf und Glieder ging. Ja, es stimmt schon. Zeichnen ist Tanzen mit der Hand. Schon das Durchhalten ist eine bewundernswerte Leistung: nach einem ganzen Tag Körperarbeit sich dann noch hinzusetzen und den Stift in die Hand zu nehmen. Aber vor allem geht es um die Ideen, die sich da zeigen. Schwarz auf weiß, ein wenig Farbe. Surreale Befindlichkeiten, die aussagekräftiger wirken als manche realistische Alltagsschilderung in Zeiten von Corona. Ein Paar, das sich küsst und die Maske wie einen Sichtschutz am Ohr des jeweils anderen aufgehängt hat. Eine Figur, die in sich hineinschaut, aufgeklappt wie ein Buch. Eine andere, die vom Sofa auffliegt, nur von dünnen Fäden gehalten, und doch einen Schatten wirft [s. Foto unten].

Ein vielversprechender Auftakt - auch zu den weiteren Aktionen des sympathischen Ensembles!




Eine der Zeichnungen aus dem Corona-Tagebuch von Sarah Huby | Foto: Petra Herrmann

Petra Herrmann - 28. Juni 2020
ID 12324
Vom 4. bis 6. Juli wird Chipping zu sehen sein, ein weiteres Tanzstück von Anna Konjetzky mit Sahra Huby und am 9. Juli Move more morphe it ebenfalls mit Sarah Huby. Umso erfreulicher als die Produktion Dive von Anna Konjetzky im März kurz vor der Premiere wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden musste.

Weitere Infos siehe auch: https://www.annakonjetzky.com/


Post an Petra Herrmann

petra-herrmann-kunst.de

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