Das Beste
war der See
THREE CHEERS TO EXISTENCE von Anja Müller
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Foto (C) André Wunstorf
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Bewertung:
Anja Müller und Jochen Haker treten auf. Sie bieten Three Cheers to Existence dar - mein Freund (der gebürtiger Texaner ist) und ich übersetzen das, so aus dem Handgelenk heraus, mit "Ein 3faches Hoch aufs Dasein"; kann natürlich sein, dass das so nicht im Sinne des Erfinders (Text, Dramaturgie von Dennis Deter) gewesen sein könnte, aber irgendeine Krücke braucht man schließlich, um, in etwa jedenfalls, das Eine oder Andere des ca. einstündigen Stücks zu dechiffrieren.
Sie ist also für die Choreografie, er für den Sound zuständig. Beide tun dann insgesamt diese Performance absolvieren.
"In einer Zeit, die zwischen Profilierungswahn und bedingungsloser Flexibilität alles abverlangt sucht Anja Müller mit all ihren zersplitterten Identitäten innere Landschaften der Sehnsucht auf. Dort feiert sie den Körper selbst als einen Ort stetiger Transformation, den eine Armada erratischer, unterschiedlichster Charaktere durchwandert und animiert. Diese bemächtigen sich ihrer Gesten, ihrer Mimik und ihrer Stimme, agieren miteinander, gegeneinander und manchmal auch gleichzeitig. An Orten jenseits aller Zeit raunen sie von dem, was mal war und erinnern sich gemeinsam an das was noch kommen wird.
Doch was passiert, wenn der Mensch zur Chimäre wird, weil das Ich tatsächlich mehr als eines ist und alle etwas ausdrücken wollen? Wenn in diesem Moment, mit diesem einen Körper, frei nach Karl Valentin alles schon getan(zt) wurde, nur noch nicht von allen? In einer Mischung aus Tanz und Performance stellt Anja Müller sich als absolutes Medium zur Verfügung und verhandelt die Einbindung und Verknüpfung aller möglichen Identitätsentwürfe so unmittelbar wie möglich: mit ihrem Körper."
(Quelle: sophiensaele.de)
So steht es da [s.o.], und so ist es wohl auch tatsächlich gemeint.
Der beste der drei Stück-Teile - für uns zwei Zusehende, Zuhörende - war der zweite: Plötzlich duschte es von oben leiseweinend in einen bis dahin so nicht wahrnehmbar gewes'nen flachen Krater, und ein runder See entstand. Das Alles dann bei wunderbar (durch Sandra Blatterer) gemachtem Morgen- oder Abenddämmerlicht. Auch pustete, im Liegen, Anja Müller weißen Dampf aus ihrer E-Zigarette; der tat sich allmählich auf dem See ausbreiten, und es sah wie eine unendliche Nebellandschaft aus. O ja, das hatte uns doch irgendwie total gefallen!
Und wie Anja & Jochen dann (im dritten Stück-Teil) mit je einem Kampf-Stock aufeinander zugerieten, fechteten und sich, zum Schein natürlich, gegenseitig mit dem Stock, der nunmehr Speer wurde, abstachen. Schon beeindruckend.
Es gab zudem, wie bereits angedeutet, einen aufgesetzten Subtext; der war nachlesbar auf dem Besetzungszettel: sehr metapherreich, sehr lyrisch, sehr verfilmerisch; ich musste zwanghaft an die großartige Anfangsszene aus 2001 - Odysee im Weltraum denken...
Waren allerdings, in summa, etwas ratlos.
[Als Musen waren außerdem noch Jared Gradinger, Angela Schubot angegeben - nun, die beiden hatten unlängst ihr verführerisches YEW im Hebbel aufgeführt; und damit konnte ich, nur zum Vergleich, bedeutend mehr anfangen.]
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Andre Sokolowski - 16. Juni 2018 ID 10756
THREE CHEERS TO EXISTENCE (Sophiensaele Berlin, 14.06.2018)
Choreografie und Perfortmance: Anja Müller
Dramaturgie und Text: Dennis Deter
Bühne und Sound: Jochen Haker
Licht: Sandra Blatterer
Produktionsleitung: Barbara Greiner
Produktionsassistenz: Stephanie Königer
Musen: Jared Gradinger und Angela Schubot
Premiere war am 14. Juni 2018.
Weitere Termine: 15., 16.06.2018
Eine Produktion von Anja Müller in Koproduktion mit PACT Zollverein und SOPHIENSÆLE
Weitere Infos siehe auch: http://www.sophiensaele.de
http://www.andre-sokolowski.de
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