Böses Paar
mit Spiegel
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Alexandra Lowygina und Carl Bruchhäuser in Heiner Müpllers Quartett am FWT Köln | Foto (C) MEYER ORIGINALS
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Bewertung:
Das 1982 am Schauspielhaus Bochum uraufgeführte Quartett ist das bis heute wohl am meisten gespielte Stück von Heiner Müller (1929-1995). Als Futter diente ihm der Briefroman Gefährliche Liebschaften von Choderlos de Laclos, sein Plot geht etwa so:
Die Marquise Merteuil und der Vicomte Valmont - vor Zeiten in einem mehr oder weniger stürmischen Liebesverhältnis zueinander steckend - kompensieren ihre "Langweile danach" mit sexuellen Rollenspielen; schnell sind Opfer (Mitspieler) gefunden. Sie setzt ihn auf ihre jungfräuliche Nichte an, er präferiert die tugendhafte Treue einer Ehegattin ad absurdum zu führen. Beide (Merteuil/Valmont) exerzieren die beabsichtigten oder absolvierten Quergeschichten miteinander durch; sie übernimmt den Part von ihm und ihrer Nichte, er den Part der sexuell zu knackenden und knickenden treudoofen tugendhaften Ehefrau. Am Schluss gibts Tote - - und am Schluss konnte und kann der Zuschauerer und Zuhörer das Alles auch als rein verbal gemachte Kopfgeburten wahrnehmen.
Vereinfacht ausgedrückt: Die Komponenten Sex & Crime stehen dem absoluten Nichtvorhandensein von Herz & Liebe gegenüber, und das Böse tut obsiegen...
Jeder Satz, jede Replik in Müllers Text: ein Pflock, ein Hieb!!
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Es braucht also, um alles das aufs Hochvorzügliche vermitteln oder kommunizieren zu können, SprachdarstellerInnen ersten Ranges - das bürgerlich-großbürgerliche Staatstheater greift zumeist auf "echte" (meistens ältere und alte) Größen seiner Zunft zurück; ich selbst hatte noch seiner Zeit das Glück die legendäre Müller-Eigeninszenierung mit Marianne Hoppe / Martin Wuttke erleben zu dürfen, aber auch so Koryphäen wie z.B. Trissenaar oder Lohner konnte ich bei ihrer Arbeit zuschauen...
Doch gestern (in einer Repertoire-Aufführung des Freien Werkstatt Theaters Köln) kriegte ich allererstmals überhaupt, was die Gereichung DIESES Stückes angeht, Gänsehaut!!!!!
Alexandra Lowygina und Carl Bruchhäuser bestachen da in einer artikulativen Präzision und schauspielernden Ätzigkeit, die einem schier den Atem raubte. Immer wieder kam mir da - während die Zwei in dem von Gerhard Seidel kalt und karg gebauten Wohnstudio agierten - jene Eingangsszene (aus dem 1988er Film Dangerous Liaisons) mit Glenn Close und dem auf ihr vergrößerungsglasiges Dekolleté-Verwestsein 'rabäugenden Malkovich in optische Erinnerung; ja und mir wurde schlagartig bewusst, dass DAS auch Jüngere statt Reifere ereilen könnte, und zwar schneller und verwesender als dass man glaubt.
Inszeniert hatte im Übrigen Caherine Umbdenstock.
Sensationeller Theater-Hype.
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Carl Bruchhäuser und Alexandra Lowygina in Heiner Müpllers Quartett am FWT Köln | Foto (C) MEYER ORIGINALS
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Andre Sokolowski - 8. Dezember 2018 ID 11092
QUARTETT (Freies Werkstatt Theater Köln, 07.12.2018)
Inszenierung: Catherine Umbdenstock
Bühne: Gerhard Seidel
Kostüme: Heike Engelbert
Mit: Alexandra Lowygina und Carl Bruchhäuser
Uraufführung am Schauspielhaus Bochum: 7. April 1982
FWT-Premiere war am 5. September 2018.
Weitere Termine: 19., 20., 29., 30.12.2018 // 30., 31.01.2019
Weitere Infos siehe auch: http://www.fwt-koeln.de
http://www.andre-sokolowski.de
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