Wenn das
Handy
4 mal
klingelt
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Urs Fabian Winiger in Daniel Kehlmanns Ruhm an der Vaganten Bühne Berlin | Foto (C) Manuel Graubner
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Bewertung:
Der mehrfach preisgekrönte Daniel Kehlmann (*1975) hatte vor zehn Jahren einen akzeptabelen Romanerfolg, als Ruhm die Buchhandlungen flutete; laut der Statistik hätte sich der Bestseller 2011 schon 700.000 Mal verkauft, a la bonheur! Und da so eine Zustimmung zumeist nicht "unverborgen" bleibt, lag es wahrscheinlich ziemlich nahe, dass dann auch die Filmbranche zugriffig wurde - die Autorenfilmerin Isabel Kleefeld übernahm den Auftrag und tat in 2012 prompt liefern. Nina Hoss und Ulrich Matthes liehen ihre Stimmen für ein gleichnamiges Hörbuch, und zwei Theatralisierungen gab's obenauf...
Die Fassung Erik Schäfflers, die 2017 am Theater im Zimmer Hamburg erstmals aufgeführte wurde, bildete nun die Grundlage für einen schönen kurzweiligen Abend in der Berliner Vaganten Bühne; inszeniert hatte sie Hajo Förster, ausgestattet Olga Lunow:
"Das Telefon klingelt: Eine doppelt vergebene Rufnummer wird zur Möglichkeit, ein ganzes Leben zu verändern. Ein berühmter Schauspieler tritt als Imitator seiner selbst auf. Ein Abteilungsleiter führt ein nervenaufreibendes Doppelleben und ein Autor verwandelt die Menschen in seiner Umgebung in Romanfiguren.
In mehreren Geschichten hinterfragt Daniel Kehlmann die vermeintliche Sicherheit, die sich hinter dem Wort 'Identität' verbirgt. In Ruhm lösen sich Identitäten auf, sie verschieben, überkreuzen und doppeln sich in einem schier undurchdringlichen Spiegelkabinett aus Realität und Fiktion."
(Quelle: vaganten.de)
Wenn ein Handy dauernd klingelt und das Leben seines Nutzers von ihm abhängig zu machen droht, kann es passieren, dass der Handynutzer irgendwann entselbstet wird, dass er sich von sich selber also etwas mehr als üblich wegbewegt; Wesensveränderungsmerkmale treten auf - man weiß am Ende nicht mehr richtig, wer man eigentlich dann wirklich ist. Ja und so taumeln die zehn oder neun Figuren des erlebten Buchstücks, quasi orientierungslos, durch ihre heile oder nicht so heile Welt; ihr Leben läuft fortan in manipulativster Fremdbestimmung ab und ist am Schluss, und bei dem Einen mehr und bei der Andern weniger, nicht unöder als irgendein beschissner Klingelton aus ihrem Handy.
Schauspielfutter ohnegleichen!!!
Lisa Marie Becker, Marion Elskis, Felix Theissen und Urs Fabian Winiger zogen sich die unterschiedlich passgenauen Rollenkleider über und legten mit vollem Spiel-Karacho los - was für ein Spaß, sie bei der Vollblutarbeit live erlebt zu haben; lohnt sich schon mal wegen dieses Viererbunds!!!!
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Ruhm an der Vaganten Bühne Berlin | Foto (C) Manuel Graubner
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Andre Sokolowski - 6. Februar 2019 ID 11194
RUHM (Vaganten Bühne, 05.02.2019)
von Daniel Kehlmann | Bühnenfassung von Erik Schäffler
Regie: Hajo Förster
Regieassistenz: Alexander Schatte
Ausstattung: Olga Lunow
Technische Leitung: Benjamin Laber
Mit Lisa Marie Becker, Marion Elskis, Felix Theissen und Urs Fabian Winiger
Premiere war am 27. November 2018.
Weitere Termine: 07.02. / 21.-23.03.2019
Weitere Infos siehe auch: https://www.vaganten.de
http://www.andre-sokolowski.de
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