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Kafka?



Kafka am FWT Köln | Foto (C) MEYER ORIGINALS

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Immer wieder frage ich mich, warum sich Theater in die Prosa flüchten, wenn es doch (für die Theater) Hunderte oder womöglich sogar Tausende (Theater-)Stücke gibt. Entweder bilden sie sich ein, bereits schon "Alles", also "alle" Tausende (Theater-)Stücke, die es nun mal gibt, schon aufgeführt zu haben, oder sie sind halt der Meinung, dass das ausschließliche Aufführen alter und neuerer (Theater-)Stücke völlig unergiebig wäre. Niemand weiß.

In puncto Kafka - von Franz Kafka gibt es übrigens kein einziges (Theater-)Stück - sind die Theater ganz besonders kreativ; die Liste seiner kleinen oder großen Prosawerke, die seit jeher vertheatert worden waren, scheint immens zu sein. Ja und das Eine und das Andere war/ist gewiss durchaus erlebenswert; sehr gern erinnere ich mich z.B. an die überbordende Prozess-Vertheatralisierung durch Andrej Mogutschi in 2012 am Düsseldorfer Schauspielhaus, die mich tatsächlich dazu animierte, Kafkas wichtigsten Roman im Nachhinein nochmal zu lesen. Oder auch Andreas Merz' "Verkäferung" von Kafkas wohl berühmtester Erzählung Die Verwandlung in 2013, wo ich Bärbel Bolle (!) letztmals auf der Bühne sah... Durchaus missfiel/missfällt mir, aus Prinzip, die Unzahl weiterer zig Bühnenfassungen diverser Kafka-Prosa; ganz zuletzt konnte ich so Oliver Frljićs hauptstädtischem Bericht für eine Akademie am Maxim Gorki Theater nicht besonders Sinnstiftendes abgewinnen...

*

Jetzt sah ich eine Performance, die sich Kafka (als zu theatralisierende Person) zum Titel und zum Titelhelden wählte; und ganz selbstverständlich wollte oder konnte die dann auch nicht auf herbeizitierte Kafka-Prosa groß verzichten:

Im Amerika-Roman des großen Eigenbrödlers gibts ein sog. Naturtheater von Oklahoma, dessen Betreiber Lohnkräfte "für niedrige technische Arbeiten" suchen. Romanheld Karl (sprich Kafka), welcher von Zuhause weg über den Großen Teich floh, will dort anheuern und kommt nicht allzu weit; wie meistens in der Kafka-Prosa sind auch hier sehr mysteriöse Türsteher und Wegverhinderer am Werk, die Karl (sprich Kafka) drangsalieren und bedrohen... Somit fängt der eineinviertelstündige Parcours-Trip, den die beiden hochsympathischen Kafka-und K-Vermittler Achim Conrad, Thomas Hupfer zur "Erklärung" ihres Lieblingsdichters, wie wir glatt vermuten, einer gut gelaunten und zahlreich erschienenen BesucherInnen-Gemeinde im Foyer und auf der Treppe und in den zwei Bühnenräumen vom FWT Köln stationenmäßig präsentieren.

Und man kann sich hier ganz gut in jene angstschweißige Psyche Kafkas, der bekannter Maßen ja nicht nur mit sich, mit seinem groben Vater und mit seiner ihm verhassten Bürokraten-und-Bürowelt arg gesundheitsschädigender Weise ein Problem hatte, sondern auch noch mit der Bedrohung durch das andere Geschlecht an sich, hineinversetzen; und warum auch nicht.

Kafka als Mensch scheint so mitunter noch "interessanter" als sein singuläres und bis heute zeitlos-aktuelles Prosawerk zu sein.

Als Rand- und Nebenwissen - auch für die verständlichere Einordnung des individuellen Kafka-Oevres - taugt die Ausschlachtung der Künstlervita allemal.




Kafka am FWT Köln | Foto (C) MEYER ORIGINALS

Andre Sokolowski - 18. Februar 2019
ID 11232
KAFKA (Freies Werkstatt Theater, 17.02.2019)
Stückfassung von Thomas Hupfer

Konzeption, Inszenierung und Spiel: Achim Conrad und Thomas Hupfer
Ausstattung: Heike Engelbert
Premiere am FWT Köln: 10. Januar 2019
Weitere Termine: 23.02. / 03., 04., 07.04.2019


Weitere Infos siehe auch: http://www.fwt-koeln.de


http://www.andre-sokolowski.de

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