Hohles Getöse
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Die Hermannsschlacht am Schauspiel Köln | Foto (C) Julian Röder
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Bewertung:
Oliver Frljićs Fatzer-Inszenierung vom Juni des vorigen Jahres war ein mehr als gelungenes Schauspiel Köln-Debüt des sich vom ungestümen Skandalregisseur immer mehr zu einem "soliden" Kerl gewandelt habenden Zeitgenossen unserer Tage - jetzt war er wieder in der Domstadt, um sich hier mit Kleists Hermannsschlacht szenisch auseinanderzusetzen...
"Ein Volk tief in sich zerstritten: Der Cherusker Fürst Hermann hat alle Mühe, sein Heer beieinander zuhalten, als die römischen Legionen unter Feldherr Varus einmarschieren. Hermann soll gestürzt werden und bäumt sich mit allen Waffen dagegen auf, um seine Macht zu erhalten. Mit zwielichtigen Mitteln und Scheinbündnissen spielt er die Kriegsparteien gegeneinander aus und einigt das eigene Volk im gemeinsamen Hass gegenüber den Fremden. Am Ende ist der Herrscher von Germanien ein Verräter an Moral und Integrität – der Herrscher, den das Volk verdient? (Quelle: schauspiel.koeln)
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Wenn man all das (für die heutigen Hörgewohnheiten womöglich etwas atypisch) hohl klingende Getöse vernimmt, fragt man sich schon, was hat uns dieser ganze teutoborgisch-nationale Quark groß noch zu sagen, welche emotionalen Anrührungen oder sonstigen Botschaften versuchte uns ihr lebensmüder Dichter nahe zu bringen- nein, da war und bin ich schon ein bisschen ratlos und befürchtete bereits bei der akustischen Vernahme der fünf ersten fünfhebigen Verse aus dem unsäglichen Stücktext angeödet zu werden.
Aber Frljić tut geschickt entschlacken, und das fängt bereits schon damit an, dass er "nur" sieben SchauspielerInnen für die 33 Rollen (ohne Kriegs-Statisterie) besetzt. Ja und die wunderbaren Alexander Angeletta, Nikolaus Benda, Nicola Gründel, Benjamin Höppner, Seán McDonagh, Hannah Müller und Ines Marie Westernströer [in alphabetischer Reihenfolge] sprechen und spielen gottlob nur paar Ausschnitte des anstrengenden Schlachtenzeugs - dafür aber mit viel, viel Witz und noch viel größerer Distanz, als dass es die derzeitigen Corona-Vorschriften von vorn herein verlangten.
Igor Pauška hat uns zweireihiges Publikum, das wir das Spielrechteck umsitzen, mit Schwarz-Weiß-Kopien von sechs atmosphärischen Gemälden, die er passend zu dem Kleist-Stück hielt, umgeben; und Nicola Gründel spielt auch noch sehr gut Klavier, auf dem sie beispielsweise die Mondscheinsonate oder Pathétique von Beethoven perfekt zitiert.
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Die Hermannsschlacht am Schauspiel Köln | Foto (C) Julian Röder
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Andre Sokolowski - 12. September 2020 ID 12458
DIE HERMANNSSCHLACHT (Depot 2, 11.09.2020)
Regie: Oliver Frljić
Bühne: Igor Pauška
Kostüme: Katrin Wolfermann
Musik: Daniel Regenberg
Licht: Jan Steinfatt
Dramaturgie: Sarah Lorenz
Mit: Alexander Angeletta, Nikolaus Benda, Nicola Gründel, Benjamin Höppner, Seán McDonagh, Hannah Müller und Ines Marie Westernströer
Premiere am Schauspiel Köln: 5. September 2020
Weitere Termine: 17., 18., 26., 27.09. / 17.10.2020
Weitere Infos siehe auch: https://www.schauspiel.koeln/
http://www.andre-sokolowski.de
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