Einsamkeiten
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Solitude mit dem Leipziger Ballett | Foto (C) Ida Zenna
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Bewertung:
Auch das LEIPZIGER BALLETT ist aktuell mit einem ersten Stream online gegangen. Es hat hierfür Solitude (Choreografie: Mario Schröder) ausgewählt, womit die Truppe Mitte Oktober - zwischen zwei Lockdowns - letztmals live vor Publikum getanzt hatte. Jetzt hat es diese Produktion als Film bearbeitet oder bearbeiten lassen; und bis Montag (17. 5., 19 Uhr) kann man das Resultat auf oper-leipzig.de noch kostenfrei besichtigen.
In dem besagten Stück geht es um Einsamkeit und ihre individuelle Wahrnehmung oder Bewältigung:
"Das Gemeinsame wird als Goldstandard des menschlichen Gehirns gesehen, es sehnt sich nach Nähe und Zugehörigkeit. Gesellschaftliches Zusammenleben, Innovation, Glaube – es ist schwer möglich sich eine Welt, ohne das Gemeinsame vorzustellen. Einsamkeit ist gefährlich, sie birgt den Anschein von menschlichem Versagen. Einsamkeit bedroht uns auf physischer und psychischer Ebene gleichermaßen. Solitude beschreibt einen freiwilligen Zustand des Seins, der die physische Anwesenheit eines anderen ausschließt und den Blick auf die eigene innere Landschaft legt. Momente von tiefer Reflexion, Selbsterkenntnis und Kreativität werden erst dann möglich, wenn äußere Einflüsse verschwinden und Raum bleibt für Einsamkeit." (Quelle: oper-leipzig.de)
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Solitude mit dem Leipziger Ballett | Foto (C) Ida Zenna
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13 Musiknummern - alle live gesungen und gespielt vom ukrainischen Countertenor Jurij Mynenko und Mitgliedern des Gewandhausorchesters (Dirigent: Felix Bender) - bieten eine dramaturgische Struktur.
Die im weißen Ganzkörperschutz steckende Companie verharrt am Anfang über eine Viertelstunde lang in einer blauen Gitterkonstruktion (Ausstattung: Paul Zoller), die sich im Verlauf der über einstündigen Darbietung abwechselnd hoch und runter bewegt - das Mumienhafte während dieses ersten von drei Blöcken mit Barockklängen Vivaldis hat etwas Ermüdendes, Inspirationsloses.
Dann (endlich!!) gibt es "richtigen" Tanz mit Tänzern und mit Tänzerinnen mit Gesichtern und mit Körpern zu erleben: Marcos Vinicius da Silva & David Iglesias Gonzalez tanzen ein Männer-Pas de deux nach "Quis est homo", Diana Sandu & Carl van Godtsenhoven tanzen ein Frau-und-Mann-Pas de deux nach "Quis non posset", und Madoka Ishikawa & Vivian Wang tanzen ein Frauen-Pas de deux nach "Pro peccatis"; alles Sätze aus Antonio Vivaldis Stabat Mater RV 621.
Dann erklingt The Fruit of silence des lettischen Komponisten Pēteris Vasks; und hierzu demonstrieren Ester Ferrini und Urania Lobo Garcia "synchron" getanzte Einsamkeiten, wie als stünden sie desnachts, nicht schlafen könnend, jeweils vor dem Fenster, um nach draußen in die weite Welt zu schauen, wo sie allerdings nichts sehen, weil es draußen halt zu dieser Zeit stockdunkel ist; ja und getrennt werden sie allenthalben mittels einer hohen und sehr dicken Säule voller (und jetzt raten Sie! natürlich:) Dunkelheit.
Die traumhaft schöne Arie "Schlummert ein, ihr matten Augen" aus der Bach-Kantate Ich habe genug gibt Raum für alle andern, sich mit ihrem Tanzen nach und nach dann einzubringen.
Zum Finale registrieren wir das "Amen" aus der fünften Sinfonie von Galina Ustwolskaja - hierzu sind Klänge einer Geige, einer Oboe, einer Trompete, einer Tuba, eines Schlagwerks und ein baritonaler Sprechgesang vom Bühnenhintergrund zu hören und zu sehen - das Ballett formiert sich, und man sieht "nur" dunkle und noch dunklere Gestalten und Konturen in und aus der absichtsreichen Dunkelheit.
Vielleicht um eine Winzigkeit hin doch zu depressiv; aber das kann auch daran liegen, dass einem das allzu dunkle Streambild (noch dazu auf einem viel zu kleinen Notebook-Schirm gesehen) stimmungsmäßig niederdrückt.
Wird allerhöchste Zeit, dass man die Angelegenheiten endlich wieder richtig live sieht, hört und riecht!!!
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Andre Sokolowski - 16. Mai 2021 ID 12915
SOLITUDE (Leipziger Ballett, 15.05.2021)
Ballett von Mario Schröder
Musikalische Leitung: Felix Bender
Choreografie: Mario Schröder
Bühne und Kostüme: Paul Zoller
Licht: Michael Röger
Dramaturgie: Anna Diepold
Mit dem Leipziger Ballett
Jurij Mynenko, Countertenor
Gewandhausorchester Leipzig
Premiere im Opernhaus Leipzig war am 16. Oktober 2020.
Stream auf oper-leipzig.de v. 15.05.2021
https://www.oper-leipzig.de/de/das-leipziger-ballett
http://www.andre-sokolowski.de
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