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Gutbürgerliches

Gequatsche



Bewertung:    



Szenen einer Ehe gab es erstmals 1973, als der große Film- und auch Theaterschwede Ingmar Bergman sie zunächst fürs Fernsehen und für das Kino, und ab 1981 auch in einer Bühnenfassung für das Münchner Resi vorstellte. Wer sich für das nicht nur verbal mitunter ausufernde Hin-und-her-Gezecke eines seit geraumer resp. viel zu langer Zeit miteinander verheirateten Hetenpaars interessiert haben sollte, konnte das seither mit spannerischer Lust ausgiebig tun; die damalige Fernsehserie hatte eine Länge von 295 Minuten, der Spielfilm dauert zweieinhalb Stunden, und im Theater muss man ca. 1 Stunde und 45 Minuten ausharren, bis das enervierende Gequatsche um des Kaisers Bart vorbei ist... Wir (falls wir zu den Betroffenen eines solchen standesamtlich beeideten Zwangsbündnisses zählten oder zählen) wussten es von Anfang an:

Erst kommt die Liebe, dann die Ehe, kurz davor oder danach kommen die Kinder, und dann gibt es kaum noch Schmetterlinge in den Paarbäuchen, ja und zum Ende hin hat man sich mehr oder weniger vollkommen satt. Natürlich muss das alles nicht so furchtbar sein, und es gibt Ausnahmen und Möglichkeiten eine Ehe dauerhaft-erträglich zu gestalten. Doch das Allerbeste wäre freilich, dass man so etwas von vornherein vermeidete.

*

Nunmehr entdeckten wir Anke Fonferek (als Rechtsanwältin Marianne) und Jens Schnarre (als Naturwissenschaftler Johan), die ihre Eheprobleme miteinander diskutierten, um hieraus - für beide Seiten - möglichst brauchbare sprich aushaltbare Lösungen zu suchen und zu finden. Das schien erstmal derart zu gelingen, dass die Gattin den aktuellen (sexuellen) Fehltritt ihres Gatten zu tolerieren und sogar, im gegenseitigen Einvernehmen, auszubauen willens war; will sagen, dass sie seinem Beispiel folgte und es tatsächlich auch tat; jede/r der beiden hatte also jetzt ein außereheliches Zweitverhältnis. Doch zum Schluss (wie üblich, wenn dann alles Sexuelle soweit abgearbeitet und aufgebraucht wäre) hatten sich alle allesamt dann gründlich über usw. usf.

Die beiden Memminger Ensemblemitglieder vom Landestheater Schwaben (von woher aus jetzt der Stream der abgefilmten Aufführung vom letzten Jahr ins Netz geriet und abgerufen werden kann) erledigen den Mega-Dialog mit schier bewundernswerter Ausdauer und professioneller Hingabe.

Die Ausstattung von Ilka Meier sieht dann lediglich Tisch, Stühle, Couch (fürs Schlussbild) und viel weiße Sägespäne, die den immer kälter werdenden schwedischen Winter demonstrieren sollten, vor; also es schneit von Anfang an, und dann schüttet ein Eisbärenstatist viel, viel, viel weißen Sägespänenschnee aus Ruprechts Säcken aus.

Und recht gediegen inszeniert hat alles das Max Claessen.




Szenen einer Ehe mit Anke Fonferek (re.) und Jens Schnarre vom Landestheater Schwaben
Foto: Karl Forster; Bildquelle: landestheater-schwaben.de

Andre Sokolowski - 18. Mai 2021
ID 12919
SZENEN EINER EHE (Landestheater Schwaben, 17.05.2021)
nach dem Film von Ingmar Bergman

Inszenierung: Max Claessen
Bühne & Kostüme: Ilka Meier
Dramaturgie: Anne Verena Freybott
Mit: Anke Fonferek und Jens Schnarre
Premiere im Großen Haus des Landestheaters Schwaben in Memmingen war am 11. Dezember 2020.
Stream auf landestheater-schwaben.de v. 17.05.2021


Weitere Infos siehe auch: https://www.landestheater-schwaben.de/


http://www.andre-sokolowski.de

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