Ab- statt
Aufstieg
durch Arbeit
ARBEITERINNEN von werkgruppe2
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Bewertung:
Die RUHRFESTSPIELE RECKLINGHAUSEN - mit ihren 75 Jahren eines der ältesten und renommiertesten europäischen Theaterfestivals - mussten und müssen auch im zweiten Jahr der Pandemie auf ihre Live-Besucher größtenteils verzichten und ihr Festivalprogramm (mit 128 Veranstaltungen!) überwiegend online bestreiten; hierzu bastelten sie sich ihr Digitales Ruhrfestspielhaus, in dem die vielen Streams und Videos seh- und hörbar waren/ sind. Das Festival dauert noch bis zum 20. Juni.
Wir verfolgten jetzt den deutsch-polnischen Theaterfilm Arbeiterinnen, in dem sich die freie Künstlerinnenkompagnie werkgruppe2 sechs Lebensgeschichten von Frauen in Polen und Deutschland, "die anders verlaufen sind als erhofft", mit spürbar großer Empathie für die so Porträtierten widmete:
Der Film "erzählt über drei Generationen hinweg von der Erfahrung eines sozialen Abstiegs, der mit dem Verlust von Arbeit zusammenhängt. Mal ist eine ganze Industrie- Branche abgewickelt worden, mal der Betrieb insolvent gegangen oder die Kinderbetreuung fehlte. Um der Frage näher zu kommen, was Arbeit für die eigene Identität bedeutet", haben die Filmemacherinnen "über ein Jahr lang Interviews mit Frauen aus Arbeiterfamilien in den Industrieregionen Niederschlesien und Ruhrgebiet geführt. So ist ein berührendes und intimes Porträt entstanden, von Frauen in Polen und Deutschland, die zu den gesellschaftlich Ausgeklammerten zählen.
Der Theaterabend, der auf kluge und poetische Weise Dokumentation, Schauspiel und Musik zusammenführt, hätte bereits im letzten Jahr bei den Ruhrfestspielen Premiere feiern sollen und musste aufgrund der Absage der Festspiele verlegt werden. Sein Thema hat seitdem nicht an Brisanz verloren. Schon wenige Monate nach dem Ausbruch der Pandemie ließ sich feststellen, dass von den wirtschaftlichen und sozialen Folgen diejenigen – insbesondere Frauen – betroffen sind, die in prekären Arbeitsverhältnissen beschäftigt sind, und dass ein erschreckend starker Backlash auf traditionelle Rollenbilder in Familien zu beobachten ist.
Der vergleichende Blick auf die europäischen Länder Polen und Deutschland macht deutlich, wie Arbeitsbiografien brüchig werden und Geschlechter- und Familienmodelle sich verändern. Und es entsteht die dringende Frage, wie gegenseitige Solidarität möglich ist."
(Quelle: digital.ruhrfestspiele.de)
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Arbeiterinnen von werkgruppe2 | Foto: Isabel Robson; Bildquelle: ruhrfestspiele.de
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Drei polnische und drei deutsche "Einzelschicksale" werden uns nach und nach durch Eigenaussagen der porträtierten Frauen vorgestellt - sechs Schauspielerinnen (Bożena Baranowska, Ingrid Domann, Janina Sachau, Beatrix Strobel, Janka Woźnicka und Marta Zięba) verglaubwürdigen das durch ihren von den beiden Drehbuchschreiberinnen Silke Merzhäuser und Julia Roesler (die dann auch Regie führte) zurechtgeordneten Sprech; allmählich vermischen sich die sechs Geschichten und man hat den Eindruck, dass die deutschen Frauen bei den polnischen in deren Küchen, Bäder, Schlaf- und Wohnzimmern zu Gast wären bzw. umgekehrt, also die polnischen auch bei den deutschen; und obgleich die Filmaufnahmen (Visuelles Konzept/Schnitt: Isabel Robson / Kamera: Miriam Tröscher, Piotr Jaxa und Isabel Robson) voneinander getrennt stattfanden, entweder in Wroclaw oder in Recklinghausen. Bei den deutschen Arbeiterinnen fällt eine gewisse "Einfühlung" erstaunlich leichter, weil sie als Familie (Mutter, Tochter, Enkelin) erkennbar sind...
Strukturiert werden die Dokufiktionen durch eingeblendete Zwischenüberschriften wie "Strukturwandel", "Herkunft", "Mutter sein", "Urlaub", "Armut", "Ehemänner" und "Protest".
Auch wird gesungen, Insa Rudolph komponierte ein paar schöne Songs.
Wahrhaftig, anrührend.
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Andre Sokolowski - 30. Mai 2021 ID 12940
Arbeiterinnen / Pracujace kobiety von werkgruppe2
Ein theatrales Porträt von drei Frauengenerationen aus Arbeiterfamilien im Ruhrgebiet und in Niederschlesien
Regie: Julia Roesler
Drehbuch: Silke Merzhäuser und Julia Roesler
Konzept und Recherche: werkgruppe2 und Piotr Rudzki
Dramaturgie: Silke Merzhäuser, Piotr Rudzki und Judith Heese
Komposition: Insa Rudolph
Ausstattung: Léa Dietrich und Viva Schudt
Visuelles Konzept/Schnitt: Isabel Robson
Kamera: Miriam Tröscher, Piotr Jaxa und Isabel Robson
Mit: Bożena Baranowska (als Pani Mazur), Ingrid Domann (als Frau Rehberg), Janina Sachau (als Andrea), Beatrix Strobel (als Denise), Janka Woźnicka (als Karolina) und Marta Zięba (als Ania) sowie den Live- und Filmusikerinnen Esra Dalfidan (Gesang und Gitarre) und Katrin Mickiewicz (Gesang und Bratsche)
Koproduktion mit werkgruppe2, dem Schauspiel Essen und dem Teatr Polski – w podziemiu
Stream auf digital.ruhrfestspiele.de v. 29.05.2021
Weitere Infos siehe auch: https://www.ruhrfestspiele.de/
http://www.andre-sokolowski.de
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