Sie lehnte am Fenster und schaute hinaus. Grau war der Himmel. Grau war die Straße. Grau die Gesichter der Menschen, die vorbeieilten. Grau die Pfützen. Grau die Äste der Bäume. Nur das Laub, das über die Bürgersteige wehte, war gelb. So gelb, dass es in dieser grauen Welt fehl am Platze wirkte.

Seufzend blickte sie zum Telefon. Stille. Wie immer. Nie rief Sina an. Alles war so anders geworden. Sie waren so gute Freundinnen gewesen. Hatten so viel Spaß gehabt. Dann hatten sich die beiden mit Anna angefreundet. Eine Zeit lang war alles gut gegangen. Sie waren ein super Trio gewesen.

Langsam langte sie nach dem Fenstergriff und schob ihn auf. Mit einer Windböe wurde das Fenster aufgerissen. Nasse, kalte Luft fuhr durch ihre Haare.

Dann hatten sich Anna und Sina abgekapselt, alles nur noch alleine gemacht. `Tut uns Leid, Lara. Wir wollen lieber alleine ins Kino. Du bist doch nicht sauer, oder?` Sie hatte krampfhaft versucht, lustig und cool zu sein, um die beiden wieder für sich zu gewinnen. Doch sie machte es nur schlimmer.

Ein gelbes Blatt segelte auf dem Wind dahin und setzte sich auf die Fensterbank. Es schimmerte nass, als lägen Tränen darauf.

Sina hatte ihr gemeinsames Briefbuch abgebrochen. Sie wusste, dass sie hinter ihrem Rücken lästerten. Was sollte sie tun? Sie war ein Teenager, sollte die Freitzeit mit ihren Freundinnen verbringen, doch sie saß hier. Sie verpasste die ganze schöne Zeit...

Der nächste Wind riss das Blatt fort. Es trudelte langsam dem Boden entgegen.

Irgendetwas musste sie tun. Doch was? Wie oft wollte sie mit den beiden reden. Sie hatte es nicht geschafft.

Und immer noch schwieg das Telefon.

Lara (14)