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Rosinenpicken (220)

13. Januar 2013, Berliner Ensemble

DIE PRÄSIDENTINNEN

von Werner Schwab


Carmen-Maja Antoni ist eine von den Präsidentinnen des gleichnamigen Werner-Schwab-Stücks, das jetzt am BE wiederbelebt worden war - Foto (C) Ruth Walz



Die Präsidentinnen von Werner Schwab (1958-1994) sind ein Seniorenstück und von stark österreichischer Couleur. Sie wären, würde man sie "innerösterreichisch" einschubladen, in der Nähe Thomas Bernhards und Elfriede Jelineks verwandschaftlich gut aufgehoben; damit haben sie - logische Konsequenz - weltliterarisches Niveau! Die Sprache des ja leider viel zu früh (durch Alkohol) verstorbenen Genies aus Graz ist unverwechselbar wie die seiner zuvor bezeichneten "erwachsenen Familienangehörigen"; nicht minder stark sind auch die zum Extremen hin tendierenden Kleinst-Fabeln einer von ihm ausbedungnen Personnage mit teils gigantischen Biografien, die dann ihresteils und jeweils nach und nach durch ihre jeweiligen Handlungsträger monologisch oder dialogisch offenbart/offengelegt werden...

Der letzte Schwab, den wir vor etwa drei Jahren zu sehen und zu hören kriegten - ÜBERGEWICHT, unwichtig: UNFORM - stammte von Christina Emig-Könning (Inszenierung) und hatte - bis heute, glaube ich - erfreuliche Reprisen in der Ostberliner Theaterkapelle; also falls dann irgendwer das noch erleben wollen würde?

Nunmehr haben Bühnen-Urgesteine am BE das Zepter ganz im Sinne von Schwabs Präsidentinnen geschwungen, und herausgekommen ist ein schon vom Bühnentechnischen her [denn der Bühnenboden fährt, samt Mobilar und Darstellende, 90 Grad nach vorn bzw. oben; Bühne: Jürgen Bäckmann] hoch beachtenswerter und, was die aktricenträchtige Gesamtdarbietung anbelangt [es spielen Carmen-Maja Antoni, Ursula Höpfner-Tabori und Swetlana Schönfeld], unterhaltsamer Theaterabend, wo man über die Geschichte und Geschichten dreier Pensionistinnen (so heißen Rentnerinnen halt auf österreichisch), die als Putzen ihre Lebensunterhalte aufzubessern sich bemühen und von denen eine dann (genannt Mariedl) eine Art von Abort-Sissi ist, weil sie es, und als Einzige, selbstüberwindend packt, mit bloßen Händen die Verstopfungen der Aborte, die sie detailgetreu in diesem Stück beschreibt, von Scheiße zu befreien, Dies und Das erfährt.

Nein, essenzieller kann man nicht über den Sinn des Lebens allgemein und im Besonderen philosophieren als wie Schwab das hier getan hat.

Günter Krämer hat im Übrigen Regie geführt.




Swetlana Schönfeld, Carmen-Maja Antoni und Ursula Höpfner-Tabori als Die Präsidentinnen von Werner Schwab am Berliner Ensemble - Foto (C) Ruth Walz

Andre Sokolowski - 13. Januar 2013
ID 6480
DIE PRÄSIDENTINNEN (Berliner Ensemble, 13.01.2013)
Inszenierung: Günter Krämer
Bühne: Jürgen Bäckmann
Kostüme: Falk Bauer
Dramaturgie: Hermann Wündrich
Mit: Carmen-Maja Antoni, Ursula Höpfner-Tabori und Swetlana Schönfeld
Premiere war am 12. Januat 2013
Weitere Termine: 16., 31. 1. / 6., 13., 21. 2. / 28. 3. 2013


Weitere Infos siehe auch: http://www.berliner-ensemble.de


http://www.andre-sokolowski.de



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