Georgien
Ein Land der
Gegensätze
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Hochhäuser in Batumi | Foto (C) Zaubi M. Saubert im Juni 2022
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Georgien, was wissen wir schon über dieses kleine Land mit seinen knapp 3,7 Millionen Einwohnern? Dass es zwischen dem Kleinen und dem Großen Kaukasus liegt und schon immer im Einflussbereich mächtiger Herrscher lag, ist nur wenigen bekannt. Die Einflusszonen beginnen lange vor den Römern, dann kamen die Seldschuken, denen Osmanen, Türken und Russen folgten und letztlich auch die Amerikaner.
Getreu dem Motto „Der Weg ist das Ziel“, haben meine Frau und ich uns Ende April mit unserem Wohnmobil auf dem Landweg von Halle über Serbien, Bulgarien und die Türkei aufgemacht und nach 4.200 Kilometern die georgische Grenze in der Nähe von Batumi überquert.
Batumi, zweitgrößte Stadt des Landes und wichtige Hafenstadt am Schwarzen Meer, empfängt den Besucher ganz unerwartet mit Hochhäusern [s. Foto o. re.]. Richtig hohen und nicht nur ein paar, sondern die Stadt weist eine richtige Skyline auf. Davon bekommt der Fahrer erst einmal wenig mit, denn den hält der Verkehr in den Straßenschluchten in Atem. Rüdes Fahrverhalten ist aus anderen Ländern, gerade Südeuropas, bereits bekannt, doch der Georgier legt noch einen drauf, so rücksichtslos und sich über alle Regeln erhebend fährt er. Da bleibt kein Auge für die futuristische Architektur dieser Stadt.
Später findet sich die Zeit die Skyline zu bewundern. Da ragen die Türme aller großen Hotelketten, neben gigantischen Appartementriesen, geplant von namhaften Architekten in den Himmel. Ein besonders ausgefallenes Exemplar, das sogar ein Riesenrad im oberen Drittel der Fassade aufweist, das neue Kempinski, steht seit Jahren, wohl wegen unklarer Finanzierung, leer. Wer soll das alles einmal mit Leben füllen?
Jetzt im Frühjahr sind noch nicht viele Touristen am Schwarzen Meer. Es wird auffallend oft russisch gesprochen. Doch die Skyline von Batumi ist nicht Georgien, dies offenbart sich bereits, sobald man die touristischen Pfade verlässt. Die alten niedrigen Häuser mit den umlaufenden Balkonen und dem flachen Walmdach aus Blech haben oft eine Sanierung dringend nötig und erinnern stark an die Zeiten, als Georgien sowjetisch war.
Am Strand folgt der Blick der geschwungenen Küstenlinie entlang gen Norden. Und an klaren Tagen bilden die schneebedeckten Gipfel des Kaukasus, ein weißes Band am Horizont. Ein erhabener Anblick. Dazu teilt das Navi mit, dass das russische Sotschi nur 360 Kilometer entfernt liegt. Wer hätte das gedacht. Erreichbar ist es trotzdem nicht, denn dazwischen liegt die ehemalige Sowjetrepublik Abchasien, bei der, ähnlich wie in einer weiteren Provinz, nämlich Südossetien, na sagen wir mal, die Zugehörigkeitsfrage nicht abschließend geklärt ist. Es hat dort 1992/93 und 2008 Krieg gegeben. Im Moment herrscht Ruhe, aber diese beiden Regionen können nicht bereist werden.
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Was wäre Georgien ohne seine berühmten Kirchen? In der Regel als Wehrkirchen in Kreuzkuppelbauweise in der Frühzeit des Christentums gebaut. Oft in strategischer Lage auf einem Hügel oder einem Berg. Besonders erwähnenswert ist hier die Akademie von Gelati, die nicht nur als Kloster, sondern als frühe Bildungsstätte im 12. Jahrhundert errichtet wurde und bis heute Wallfahrtsort der orthodoxen Gläubigen ist.
Auf dem Weg zur Hauptstadt Tbilisi, liegt die Stadt Gori, nicht unbedingt der Erwähnung wert, hätte es nicht einen berühmt-berüchtigten Sohn hervorgebracht, der hier immer noch verehrt wird: Iossif Wissarionowitsch Dschugaschwili, alias Stalin. Im prächtigsten Palast des Ortes befindet sich ein Museum, davor, tempelartig überbaut sein kleines bescheidenes Geburtshaus. Seine Gräueltaten werden hier nur kurz angerissen.
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Tbilisi von oben | Foto (C) Zaubi M. Saubert im Juni 2022
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In Tbilisi lebt mit 1,4 Millionen Menschen fast jeder dritte Georgier. Es ist eine lebendige Stadt am Fluss Mtkvari gelegen. Die verschiedenen Herrscher drückten der Stadt ihren Stempel auf, bis Aga Khan sie 1795 komplett zerstörte. Heute präsentiert sie sich als eine Mischung von Repräsentativbauten des 18. und 19. Jahrhunderts, einer verwinkelten Altstadt in hügeliger Lage, die leider stark vom Verfall bedroht ist und ambitionierter moderner Architektur.
Hohe Berge üben eine besondere Faszination aus, und so sollte ein Besuch im Großen Kaukasus bei einer Georgienreise nicht fehlen. Nach einem mehrtägigen Aufenthalt in der Hauptstadt sind die Wetteraussichten für die Berge günstig. Ziel ist das kleine Städtchen Stepansminda am Fuß des Kasbek, etwa zwanzig Kilometer vor der russischen Grenze. Von Tbilisi sind es 170 Kilometer, schnurstracks gen Norden.
Irgendwann schraubt sich die Straße in Serpentinen steil in die Höhe. Der Reisende passiert den Wintersportort Gudauri und stoppt kurz vor dem Kreuzpass, in 2.395 Metern, an einer halbrunden Aussichtsplattform mit einem riesigen Mosaik, das noch aus Sowjetzeiten stammt. Als Fahrer kann man von der Schönheit der Berge erst einmal wenig genießen, da sich die Augen auf die Straße konzentrieren müssen. Jetzt schon. Der Blick auf die gewaltigen teils schneebedeckten Bergmassive ist überwältigend. Und unten, ganz winzig klein im Tal, ist der Fluss. Da wird einem schon einmal schwindelig.
Hinter dem Pass fällt die Straße wieder steil hinunter ins Tal. Doch das Fahrzeug steckt erst einmal in einer großen Kuhherde fest, die die Fahrbahn blockiert, und die Viecher haben die Ruhe weg. Die Leben letztlich hier. Tiere auf der Fahrbahn sind im ganzen Land allgegenwärtig. Dies gilt neben den überall anzutreffenden Hunden, auch für alle Arten von Nutztieren. Einzeln oder in ganzen Herden.
Als die Straße wieder frei ist, geht es flott hinunter ins Tal, und man erreicht auf 1.700 Metern das Städtchen Stepansminda, am Fuß gewaltiger Berge. Ein traumhaften Ausblick. Über allem erhebt sich der 5.047 Meter hohe Kasbek, wenn er sich denn mal durch seinen Wolkenschleier zu erkennen gibt, und davor auf über 2.100 Metern das alte Kloster Tsminda Sameba aus dem 14. Jahrhundert [s. Foto unten], eine der berühmtesten Kirchen Georgiens. Seine Lage, umschlossen von den gewaltig aufragenden Berggipfeln ist einzigartig und man kann sich gar nicht satt sehen, an dieser steinernen Pracht.
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Das Kloster Tsminda Sameba im Großen Kaukasus | Foto (C) Zaubi M. Saubert im Juni 2022
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Das Höhlenkloster Davit Gareja | Foto (C) Zaubi M. Saubert im Juni 2022
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So klein Georgien ist, so unterschiedlich sind seine Landschaften und sein Klima. Da ist der subtropische Bereich am Schwarzen Meer, der Palmen wachsen läßt, und dass eher kontinentale Klima in den östlichen Steppenregionen. Jetzt, im Juni, ist die karge baumlose Steppe noch üppig grün und zieht sich wie ein Teppich über die hügelige Landschaft. Dort lohnt das Höhlenkloster Davit Gareja [s. Foto oben] einen Besuch, das mit seinen in den Sandstein gegrabenen Klosterzellen wie aus einer anderen Zeit wirkt, gelegen fast auf der Grenze zu Aserbaidschan. Von Norden und Süden wird dieses kleine Land von den Gebirgsregionen des Kleinen und Großen Kaukasus, mit seinen schneebedeckten Gipfeln umschlossen.
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So vielfältig die Landschaften sind, so vielschichtig ist auch die Küche Georgiens. Herauszuheben sind die vielen, uns völlig unbekannten Kräuter, die einen Genuss für Nase und Gaumen darstellen. Das Schaschlik, ein Klassiker der georgischen Küche, ist mit seinem marinierten Fleisch ein Gedicht und kein Vergleich zu dem, was man unter dieser Bezeichnung in Deutschland vorgesetzt bekommt. Dann gibt es die Khinkalis, gefüllte Taschen aus Nudelteig, die wie kleine Beutel aussehen und am oberen Verschluss zum Essen in die Hand genommen werden. Oder das allgegenwärtige Khachapuri, man könnte sagen eine Art Käsepizza. Bereits ein einfacher Tomaten-Gurkensalat, mit geriebenen Walnüssen gerät zum Gedicht, weil die Zutaten so gut und die Kräuter so interessant sind. Dazu trinkt der Georgier Wein, denn den produziert er seit Menschengedenken selbst und auch gerne Tschatscha, den heimischen Grappa, oft selbst gebrannt und selten unter 50 Prozent.
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Zaubi M. Saubert - 17. Juni 2022 ID 13676
Weitere Infos siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Georgien
Post an Zaubi M. Saubert
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