Das Kirchberg-Plateau in Luxemburg Stadt
Kulturoasen mitten im Finanzdistrikt
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Foto (C) Helga Fitzner
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Trutzig behaupten sich die Überreste des Forts Thüngen gegenüber der Moderne. Das 1732/33 auf dem Kirchberg-Plateau errichtete Fort beherbergt seit 2012 das Museum Dräi Eechelen, das der Geschichte des Forts und der Stadt Luxemburg gewidmet ist und durch seinen Multimediabereich, audiovisuelle Dokumentationen sowie seiner interaktiven Datenbank über alles verfügt, was ein Museum des 21. Jahrhunderts heutzutage leisten kann und muss. Dabei war der Erhalt des noch bestehenden Reduits des Forts Thüngen ursprünglich gefährdet, denn als die Planungen für das Musée d'Art Moderne Grand-Duc Jean, MUDAM, liefen, sollte es dem Museumsbau weichen, das vom Architekten Ieoh Ming Pei gebaut werden sollte. Doch nach Protesten aus der Bürgerschaft gab die Verwaltung nach, und der chinesische Star-Architekt ersann eine einzigartige Verbindung von Alt und Neu, von Stein und Glas, von Hell und Dunkel, indem er die beiden Gebäude miteinander trotz aller Gegensätzlichkeiten zu einer Einheit verschmelzen ließ.
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Das Museum Dräi Eechelen im Fort Thüngen und das MUDAM sind eine gelungene Verschmelzung von alt und neu | Foto (C) Helga Fitzner
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Das ganze Kirchberg-Plateau wird bis 2036 zum neuen Geschäfts- und Bankenzentrum umgebaut. Der neue Bahnhof mit der Verbindung zum Stadtzentrum wurde 2017 bereits eingeweiht. Hier, im „Europaviertel“, residieren bereits der Europäische Gerichtshof EuGH, der Europäische Rechnungshof, Teile des Europäischen Parlaments, die RTL-Group und viele mehr. Eine Oase mitten in diesem geschäftigen Getriebe ist der Place de l'Europe, auf dem die 2005 neu erbaute Philharmonie Luxemburg als architektonisches Glanzstück des Franzosen Christian de Portzamparc schon mal eine Augenweide bietet. Bei so viel Zukünftigkeit ist es gut, dass es das geschichtlich orientierte Museum Drei Eicheln gibt, das im Reduits des ehemaligen Forts untergebracht ist.
Das Fort Thüngen wurde 1732/33 unter österreichischer Herrschaft von dem Festungskommandanten Adam Sigmund Freiherr von Thüngen erbaut. Es hatte dort aber vorher schon Festungsanlagen gegeben, die unter ihm aus strategischen Gründen ausgebaut wurden. Luxemburg, das „Gibraltar des Nordens“, hatte aufgrund seiner strategischen Lage und als Handelsort schon immer Begehrlichkeiten geweckt. Heute sind vom Fort noch Teile des Reduits erhalten, das zum Rückzug diente, falls der vorgelagerte Verteidigungswall vom Feind eingenommen werden würde. Im restaurierten Original ragen vor allem die drei Türme hervor, auf denen sich je eine Eichel befindet. Eicheln sind die Früchte der Eiche, die ein Symbol ist für Männlichkeit, Standhaftigkeit und Stärke sind und dem Museum seinen Namen geben: Museum Dräi Eechelen, Drei Eicheln.
Die Dauerausstellung ist in vier große Perioden eingeteilt: die der Niederländer, der Franzosen, der Österreicher und der Preußen. Es sind fast ausschließlich Originale ausgestellt, die einen lebhaften Eindruck von der militärisch, aber auch religiös geprägten Geschichte des Landes bieten. Bei der Marienfigur im Eingangsbereich sollte man sich nicht scheuen, dem Jesuskind unter das Gewand zu schauen. Dort kann man nämlich kleine Füße sehen. Die Statue stammt von einem der Haupttore, von dem aus man die entsprechende Untersicht hatte, weswegen auch die Unterseite der Skulptur bearbeitet wurde.
1443 wurde das Herzogtum Luxemburg von Philipp dem Guten, dem Herzog von Burgund, erobert und geriet unter niederländischen Einfluss, dem Beginn von 400 Jahren Fremdherrschaft. Die erste Kasematte im Museum ist daher dem Spätmittelalter gewidmet, in der sich, wie in den großen Bockkasematten in der Innenstadt, die zum UNESCO- Weltkulturerbe gehören, historische Kanonen, Waffen und vielfach anderes militärisches Gerät befinden. Je größer und durchschlagender die Kanonen wurden, um so dicker wurden die Wände und niedriger die Gebäude. - Unter der französischen Herrschaft Ludwig XIV. von 1684 bis 1697 war das Land Luxemburg auch noch um ein mehrfaches größer als heute. Es sind Darstellungen des Sonnenkönigs in Siegerpose und generell Dokumente ausgestellt, die den Selbstdarstellungstrieb des Königs belegen.
Maria Theresia war Mitte des 18. Jahrhunderts zwar die Herrscherin von Luxemburg und reiste auch viel, aber in Luxemburg ist sie nie gewesen. Vom heimischen Wien aus hätte es damals ungefähr sieben Tage Anreise gebraucht. Es war im Prinzip eine sehr friedliche Zeit, die genutzt wurde, um u.a. die Bockkasematten und die Festung Thüngen zu verstärken und auszubauen. - Unter der preußischen Herrschaft Wilhelms II. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Ausbau fortgeführt, der an einem Miniaturmodell sichtbar gemacht wird.
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Ein Modell verdeutlicht das Ausmaß der Befestigungsanlagen in Luxemburg. In der Mitte vorne, hinter der nach unten zeigenden Spitze, befindet sich heute das Museum Dräi Eechelen | Foto (C) Helga Fitzner
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Diverse historische Karten zeigen die Entwicklung durch die verschiedenen Besatzungen. Einige Grenzziehungen waren einfach, weil man einen Fluss als Grenze nehmen konnte, andere gehen im Zickzackmuster entlang. Einer der vielen Grenzsteine ist ausgestellt, die zur Markierung der unübersichtlichen Grenze nötig waren.
Der Vertrag von London 1867 markierte das Ende der jahrhundertelangen Fremdherrschaften. Aber erst 1890 erhielt Luxemburg mit Herzog Adolphe von Nassau seinen eigenen Herzog. Die Preußen waren abgezogen, allerdings musste die Festung Thüngen zum großen Teil geschleift, also zerstört werden. Deswegen ist heute nur noch das Reduit erhalten. Luxemburg hatte nun die Unabhängigkeit erworben und verpflichtete sich dafür zur Neutralität. Zwischenzeitlich hatte auch die Moderne Einzug gehalten, die erste Eisenbahn fuhr, und das Großprojekt der Graf-Adolphe-Brücke, der seinerzeit größten Steinbogenbrücke der Welt, wurde begonnen. Diese ist erst kürzlich wieder zu sehen, nachdem sie zweieinhalb Jahre verdeckt und restauriert worden war, um nun in neuem Glanz zu erstrahlen. Einen Teil der ganz alten Brücke hat das Museum bekommen.
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Das Museum bekam einen Teil der alten Graf-Adolphe-Brücke mit dem Abbild eines Löwen | Foto (C) Helga Fitzner
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Das Museum Dräi Eechelen verleiht der Geschichte und der Vergangenheit Wurzeln in einem Stadtteil, der sich der Zukunft verschrieben hat. Da die Architektur sich überwiegend auf die Wirtschaft und die Effizienz konzentriert, kommen Grünflächen oder angenehme Aufenthaltsorte für die dort Beschäftigten derzeit noch etwas zu kurz. Keine urigen Cafés oder Plätze wie in der Altstadt, die den Menschen ein Stück Lebensqualität vermitteln. Deshalb ist der Place l'Europe so bedeutungsvoll, weil er ein Ort für Menschen ist und ein Zeugnis der Kreativität und Kultur mitten in einem der bedeutendsten Finanzorte Europas.
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Helga Fitzner - 1. Juni 2018 ID 10731
Weitere Infos zum Museum Dräi Eechelen
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