Landshut
in Niederbayern
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Burg Trausnitz mit Mauerwerk | © JN Pettit
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Der Himmel ist weiß-blau, so wie es sich in Bayern gehört. Die Märzensonne wärmt schon. Ein paar Schäfchenwolken mehr hätten allerdings nicht geschadet.
Die bezaubernde, gotische Stadt Landshut liegt in Niederbayern, 50 Kilometer nordöstlich von München, und hat knapp 76.000 Einwohner. Landshut ist Sitz der Regierung von Niederbayern und Verwaltungssitz des Landkreises Landshut und nach Regensburg die zweitgrößte Stadt Ostbayerns. Die grüne, schnelle Isar kommt aus dem tertiären Voralpen-Hügelland und fließt idyllisch durch die Altstadt. Die hauptsächlich mittelalterliche Architektur spiegelt die einstige Bedeutung der Stadt wider.
Im Jahre 1204 erbaute Ludwig I. die Burg Trausnitz, die immer noch als bekannteste Sehenswürdigkeit über der Stadt thront. Vorher stand dort oben ein hölzerner Wachturm aus dem 12. Jahrhundert, der der Stadt den Namen „Landeshuata“ (Hut und Schutz des Landes) bescherte.
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Mauerwerk auf der Trausnitz | © JN Pettit
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Das Teilherzogtum Bayern–Landshut erlebte seine Blütezeit im 14. und 15. Jahrhundert. In diese Zeit fällt auch die legendäre Landshuter Hochzeit. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts lassen Stadt und Bewohner diesen historischen Moment alle vier Jahre wieder aufleben, und Landshut wird mehrere Wochen lang zu einer mittelalterlichen Theaterkulisse, auf der die Hochzeit des bayerischen Herzogs Georg des Reichen mit der polnischen Königstochter Hedwig nachkonstruiert und gefeiert wird. Seit 2018 zählt das Fest zum immateriellen Kulturerbe. Die letzte Landshuter Hochzeit hat 2023 stattgefunden.
Wenn man, wie wir, bei herrlichstem Wetter durch die Stadt spaziert, erzählen die alten Mauern leise von dieser Hochzeit. Man kann es sich gut vorstellen, das bunte Gewusel aus Kirchenmännern mit Biretten, gepanzerten Reitern mit Schabraken und Helmbüchen, Knappen mit dem Wappenbanner des Herzogs oder sonstigen Prunkschildern und natürlich die Ritter mit den weiß-blau gestreiften Lanzen auf den prächtig gezäumten und geschirrten Pferden, die, aufgeschreckt von den trompetenden Herolden, herumtänzeln, bis sie das üppig geschmückte Rathaus und den Turnierplatz erreichen. Wer genug Fantasie besitzt, kann sogar das Aufeinanderkrachen und Brechen der Lanzen beim Ringelstechen hören. Damals war jede Gasse, jede Ecke, jeder Erker, jeder Baum mit Birkenreisig, Blumenbüschen, Rosenzweigen oder Girlanden und bunten Bändern geschmückt, und die sonntäglich gekleideten Bewohner machten Platz für die schweren Rosse, die durch die Straßen klirren. Die heute edlen, teuren Geschäfte links und rechts der Hauptstraße und in den kleinen Seitengassen verwandeln sich sogleich in Holzbuden, an denen es Zuckerwaren und Nüsse zu kaufen gibt. Vielleicht kann der eine oder andere sogar den Duft der Rosenblätter riechen, die seinerzeit die Straßen pflasterten. Im 15. Jahrhundert dürften diese eine olfaktorische Funktion gehabt haben.
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Altstadt mit Backsteinturm | © JN Pettit
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Die Landshuter Altstadt zählt zu den am besten erhaltenen historischen Stadtkernen in Deutschland. Gotik und Renaissancebauten herrschen vor.
Wenn man die zwei Kilometer vom Bahnhof in die Altstadt zu Fuß zurücklegt, kommt man durch das prächtige Ländtor, damals Teil der Schutzmauer, in die Altstadt. Die Befestigungsanlagen sind anhand eines 1570 entstandenen Stadtmodells dokumentiert. Von den acht historischen Stadttoren gibt es heute noch das Ländtor, das Burghauser Tor und den Röcklturm. Bis 1809 war dieses Mauerwerk vollständig erhalten. Heute sieht man nur noch kurze Teile der Stadtmauer.
Der Architekt Hans von Burghausen hat den Bau der gotischen Martinskirche begonnen. Die Kirche ist komplett aus Backstein und wurde 1500 fertig gestellt. Der St. Martins Turm wurde 1380 unterhalb der Festungsanlage errichtet. Er ist mit 130,5 Meter der höchste Backsteinturn weltweit und einer der höchsten Kirchtürme überhaupt. Die Sage weiß zu erzählen, dass die wohlhabenden Landshuter Stadtbewohner den Herzögen auf der Burg in die Suppenschüssel sehen wollten.
Das historische Rathaus aus dem Jahre 1380 gehört zu den bedeutendsten Profanbauten Landshut. Die Stadtresidenz in der Altstadt war der erste Renaissancebau nördlich der Alpen und Residenz der Wittelsbacher. Die Heilig-Geist-Kirche ist von gotischen Bürgerhäusern eingerahmt und wurde 1461 fertig gestellt. Eine weitere, gut erhaltene, Backsteinkirche ist die Jodoskirche. Beide gehören ins Umfeld der spätgotischen Stethaimer Schule um Hans von Burghausen. St. Nikola ist die älteste Kirche Landshuts. In der Barockzeit entstand das Sankt Joseph Kloster der Ursulinen und das Franziskanerinnenkloster. Die Dominikanerkirche St. Blasius kommt im Rokoko-Stil daher.
Die Altstadt zieht sich auf einem breiten Straßenmarkt dahin, von der links und rechts immer wieder kleine, enge Gassen abzweigen. Sie ist umgeben von Park- und Grünflächen. Links und rechts der Isar gibt es Wander- und Fahrradwege. Insgesamt an die 235 Hektar Grün kann Landshut vorweisen.
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An der Isar, gegenüber der Altstadt | © JN Pettit
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Das Stadttheater im Bernlochner Komplex ist aus der Landshuter Theaterwelt nicht wegzudenken. Es liegt am Ländtorplatz und hat eine klassizistische Fassade. Seit zwanzig Jahren gibt es auf der Burg Trausnitz die Kunst- und Wunderkammer, eine Zweigstelle des Bayerischen Nationalmuseums. 1998 wurde das Königsmuseum eröffnet, das Skulpturenmuseum im Hofberg an der Nordseite endet an der historischen Stadtmauer. Seit 1999 finden regelmäßig Ausstellungen im Alten Franziskanerkloster statt.
Abgesehen von der alle vier Jahre wieder kehrenden Landshuter Hochzeit finden alle zwei Jahre die Landshuter Hofmusiktage statt. Auf der Burg Trausnitz gibt es regelmäßig das Gartenfestival und jährlich, im März, ein Kurzfilmfestival. Die Landshuter Literaturtage finden regelmäßig seit 1996 statt.
Natürlich dürfen die Gäubodenvolksfeste nicht fehlen. Das bekannteste, die Bartlmädult, ist ein traditionelles Volksfest, das seit 1339 jährlich im Spätsommer stattfindet. Der Name geht auf den Bartholomäustag am 24. August zurück. Zur Förderung des Handels stiftete der damalige bayerische Herzog Heinrich XIV. den Landshutern einen Jahrmarkt. Die älteste Traditionsbierbrauerei, das Landshuter Brauhaus, datiert aus dem Jahre 1493.
Landshut ist Messestandort und seit 1978 Hochschulstadt. Die Flutmulde Landshut wurde 1955 eingerichtet und schützt die Stadt vor Überflutungen, wenn die Schneeschmelze in den Alpen zu viel Wasser auf einmal herabschickt.
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Christa Blenk - 2. April 2024 ID 14682
Weitere Infos siehe auch: https://www.landshut.de/
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