Sansibar
Stone
Town
Weltkulturerbe bei brütender Hitze
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Stone Town, Stadttor | Foto (C) Zaubi M. Saubert
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Sansibar steht für den Duft exotischer Gewürze, Seefahrer-Romantik, endlose weiße Sandstrände, türkisblaues Meer, Kokospalmen und das orientalische Flair der alten Paläste und Überbleibseln des kolonialen Erbes. Den Touristen empfängt meist am Internationalen Flughafen die brütende drückende Hitze wie eine Keule. Morgens um 8 Uhr zeigt das Thermometer schon feuchtheiße 28 Grad, die sich im Lauf des Tages gerne mal noch um 10 Grad steigern. Die Jahresdurchschnittstemperatur in Stone Town [s. Foto o. re.] beträgt 25,7 Grad Celsius, und das ist für einen Mitteleuropäer grenzwertig. Der nahe Äquator lässt grüßen, und so brennt die Sonne gnadenlos vom Himmel. Da liefert selbst der Hotelpool keine wirkliche Erfrischung, und der Indische Ozean erreicht mit Temperaturen von über 30 Grad Badewannenqualitäten.
Etwa 30 Kilometer vor der Küste Tansanias liegt das Sansibar Archipel im Indischen Ozean. Es besteht aus zwei Hauptinseln, Pemba und Unguja Island, sowie mehreren kleineren Inseln mit insgesamt etwa 1,8 Millionen Einwohnern. Die Hauptstadt ist Sansibar. Bereits im 10. Jahrhundert siedelten sich hier persische Händler an und legten den Grundstein für die muslimische Orientierung der Inseln, der über die Jahrhunderte stetig zunahm, bis 1831 der Sultan von Oman seinen Sitz hierher verlegte. Neben dem Anbau von Kokosnüssen und Gewürznelken war Sansibar der wichtigste Sklavenumschlagplatz Ostafrikas, bis der Handel Ende des 19. Jahrhunderts verboten wurde.
Das Deutsche Reich und England teilten in dieser Zeit die umliegenden Küstenterritorien unter sich auf, bis Sansibar 1890 durch den Sansibar-Helgoland-Vertag an England fiel. 1963 erlangte es schließlich seine Unabhängigkeit und wurde nach einem blutigen Bürgerkrieg der schwarzen Bevölkerungsmehrheit gegen die arabische Oberschicht mit der Republik Tansania vereinigt.
Die meisten Touristen zieht es auf Sansibar an die palmengesäumten schneeweißen Strände des Indischen Ozeans. Dort gibt es wenig mehr als luxuriöse ummauerte Ferienressorts, neben armen Fischer- und Bauerndörfern drum herum. Der Gast kann hier bbhängen, tauchen, schnorcheln und Bootsausflüge unternehmen.
Der Besuch der Inselhauptstadt Sansibar mit seiner orientalischen Altstadt Stone Town beschränkt sich oft nur auf einen Tagesausflug. Dabei hat Stone Town das seit 2000 auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerbestätten steht, durchaus eine Menge zu bieten. Sansibar wird als Sinnbild der Verschmelzung verschiedener Kulturen gehandelt und verfügt seit Jahrhunderten über einen bedeutenden Hafen, der die Stadt geprägt hat. Die muslimische Prägung ist in der Altstadt nicht zu übersehen. Die meisten Frauen tragen Kopftuch.
Ebenfalls nicht zu übersehen ist der Verfall der alten Pracht. So ist der große Sultanspalast, der als erstes afrikanisches Gebäude südlich der Sahara über Strom und einen Aufzug verfügte und deswegen als House of Wonders bezeichnet wird, während Sanierungsarbeiten 2019 mehr oder weniger in sich zusammengefallen. Von dem einstmals freistehenden Clock Tower ist nichts mehr zu sehen. Dieses traurige Beispiel steht als Synonym für viele alte Bauten. Mich hat die Altstadt Stone Town etwas an Havanna auf Cuba erinnert.
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Dhow Palace Hotel in Sansibar | Foto (C) Zaubi M. Saubert
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Aber es gibt eine Menge zu entdecken an uralten Relikten aus den Zeiten des Sultans. Das Dhow Palace Hotel beispielsweise [s. Foto oben] stammt aus dem Jahr 1492 und strahlt in seinen Fluren und Zimmern das orientalische Leben vergangener Epochen aus. Detail am Rande: Die alten hölzernen Zimmertüren verfügen über einen massiven Riegel, um die Tür zu verriegeln. Von außen, wohlgemerkt.
Der Besuch des ehemaligen Sklavenmarktes gehört zum Pflichtprogramm einer Stadtführung. Neben einer protzigen christlichen Kirche gibt es dort einen noch erhaltenen Sklavenkeller zu besichtigen und natürlich das Mahnmal zur Sklaverei. Ein bedrückendes Gefühl der Scham und Betroffenheit stellt sich ein.
Nur wenige hundert Meter weiter befindet sich am Rand von Stone Town der lokale Markt [s. Foto unten]. Hier gibt es praktisch alles zu kaufen. Als Weißer ist man sofort als Tourist enttarnt und Ziel der Händler. Hier soll man seine Gewürze für Zuhause kaufen und Kaffee und am besten alles. Wer sich auf das Spiel mit dem Feilschen einlässt, kann hier seinen Spaß haben, denn der genannte Preis ist zwar immer „Best Price“, aber immer zu hoch, und der Händler erwartet einen Gegenvorschlag. Dass der Tourist nicht gleich ein ganzes Kilo Gewürznelken kaufen will, stößt auf Unverständnis.
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Marktplatz in Sansibar | Foto (C) Zaubi M. Saubert
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Zu den angepriesenen touristischen Highlights gehört sicher ein Besuch von Prison Island, einer alten Gefängnisinsel in Sichtweite des Strandes. Dutzende Schlepper mühen sich ab, die touristischen Wassertaxis dorthin voll zu bekommen. Die berühmten Riesenschildkröten, die dort gehalten werden, fristen eher ein trauriges Dasein, daher habe ich mir den Besuch der Insel geschenkt.
Praktisch auf dem Weg dagegen liegt das alte Fort von Stone Town aus dem 17. Jahrhundert, das sicher bei lokalen Veranstaltungen einen schönen Rahmen bilden kann, aber ansonsten liegt es nur schattenlos in der brütenden Hitze. Dieser kann der Besucher bei einem Museumsbesuch entkommen, denn das Museum von Sansibars berühmtesten Sohn, Freddie Mercury, ist klimatisiert und bietet eine willkommene Abwechslung nicht nur für Fans der Rockgruppe Queen.
Der eigentliche Reiz von Stone Town, Sansibars Altstadt, liegt in seinen quirligen Gassen mit seinen vielen Läden und deren bunten Angebot. Hebt der Besucher einmal den Kopf, erkennt er den Mix aus afrikanischer, indischer und vor allem orientalischer Architektur, die ihn umgibt. Kleine Cafés und Lokale laden zur Rast ein, bieten interessante Kost, und in den engen Gassen genießt man wenigstens etwas Schutz vor der Hitze.
Sansibar wird vor allem als Ergänzung zu einer Safari auf dem tansanischen Festland angeboten. Das alte orientalische Stone Town ist sicherlich eine schöne Abwechslung für ein paar Tage. Zum Baden eignen sich eher die Strände entlang des Indischen Ozeans. Oder man wählt gleich ein anderes Ziel, weniger dicht am Äquator, wo die Hitze erträglicher ist und das Bad im Meer noch Erfrischung bietet.
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...ein Plätzchen für den Sundowner | Foto (C) Zaubi M. Saubert
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Zaubi M. Saubert - 9. April 2024 ID 14692
Post an Zaubi M. Saubert
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