Auf dem Weg zu
Berninis Highlights
im barocken Rom
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Haus von Bernini in Rom | Foto (C) Christa Blenk
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Wenn man an Rom denkt, dann fällt einem zuerst der Kollosseum ein und dann der Vatikan. Dabei ist Rom erst im Barock wieder richtig groß und mächtig geworden, und das spiegelt sich natürlich auch im Stadtbild wider. Rom ist eine barocke Stadt! Es gibt Künstler, wie Caravaggio zum Beispiel, die man nur in Rom entdecken und verstehen kann. Ein anderer ist der Bildhauer und Architekt Gian Lorenzo Bernini, dessen Werke über die Stadt verteilt und zu entdecken sind...
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Unser Pilgerweg zu seinen Werken beginnt an der Kirche Santa Bibiana (1624) in der Nähe von Termini - außerhalb der Aurelianischen Mauer. Er hatte sie im Auftrag von Papst Urban VIII. geschaffen - und dort ist sie bis heute geblieben, in dieser kleinen Kirche, in die fast nie einer kommt.
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Die Skulptur der St. Bibiana von Bernini in Rom | Foto (C) Christa Blenk
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Dann gehen wir weiter Richtung Barberini-Platz zur Kirche der Hl. Vittoria, um der wunderbaren und sehr erotischen Skulptur der Verzückung der Teresa de Avila (ca. 1650) einen Besuch abzustatten. Über drei Meter misst die Plastik und war lange Zeit ziemlich umstritten, denn sie zeigt eine vom Speer der Liebe und Leidenschaft getroffene Heilige, die durch ein wohl überirdisches Feuer in Verzückung gerät - eine Ekstase, die einer Heiligen einfach nicht zusteht. Ziemlich provokativ hatte Bernini sich hier gezeigt. Erliegt Teresa der Erotik von Gott oder vielleicht von San Juan de la Cruz?
Unweit von hier, am Beginn der Via Veneto an der Piazza Barberini, steht der Bienen-Brunnen (1644). Die Biene war das Wahrzeichen der Barberini-Familie, und ihr hatte Bernini viel zu verdanken.
Unser nächstes Ziel ist der Vierströmebrunnen auf der Piazza Navona; vorher kommen wir aber noch an der Kirche Sant’Andrea al Quirinale (1658-1676) vorbei. Bernini hatte sie konzipiert, sie ist oval und sehr protzig. Weiter Richtung Corso, mit einem kleinen Umweg, geht es zum Brunnen Fontana di Trevi. Der ist zwar nicht von Bernini, aber man sagt, dass er sehr wohl die Entwürfe dafür geliefert hätte.
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Der Vierströmebrunnen entstand ungefähr zur gleichen Zeit wie die Hl. Teresa und ist Hochbarock pur! Vier Männerfiguren thronen auf Felsbrocken. Sie stehen stellvertretend für die damals bekannten Weltströme und Kontinente: Donau (Europa), Nil (Afrika), Ganges (Asien) und Rio de la Plata (Südamerika). | Foto (C) Christa Blenk
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Nicht weit davon ist die Barock-Kirche Sant'Andrea delle Fratte, in der sich zwei überdimensionale Bernini-Engel befinden (außerdem hat diese Kirche einen wunderbaren Kreuzgang und ist der Durchgang zur Musikakademie Santa Cecilia). Schließlich, auf dem Corso, geht es in die Galleria Pamphilij zur Büste von Innozenz X. (um 1650) - neben dem Wahnsinnsportrait von Velazquez, das dieser vom Papst Innozenz X. gemalt hatte. Wer möchte, geht dann noch schnell über die Piazza Venezia zu den Kapitolinischen Museen – aber natürlich nicht nur wegen Berninis Medusa.
Ein paar Schritte weiter, gleich hinter dem Pantheon vor der Kirche Santa Maria sopra Minerva, steht ein Spätwerk, der Elefant mit Obelisk (1665). Er gilt als Glückbringer und muss deshalb natürlich berührt werden. In der Kirche, die eine der schönsten in Rom ist, befindet sich übrigens ein Christus von Michelangelo (1520), den Bernini sehr verehrte.
Unser Weg führt uns nun über die Brücke Richtung Petersdom, am besten über die Engelsbrücke, begleitet von den Bernini-Engeln. Diese hatte Bernini zwar nicht selber in Marmor gehauen, aber die Kolonnaden (1659-1672) um den Petersplatz sind von ihm und im Inneren des Doms der teuerste Baldachin (1633) aller Zeiten, den er zusammen mit dem anderen großen Barockmeister Borromini baute sowie die Grabdenkmäler für Papst Urban VIII. (1627-1647) und für Papst Alexander VII. (1671-1678).
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Die Bernini-Kollonaden auf dem Petersplatz in Rom | Foto (C) Christa Blenk
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Eigentlich ist nun noch ein Abstecher nach Trastevere notwendig, in die Barockkirche San Francesco de Ripa, ganz in der Nähe von Porta Portese. Sie befindet nicht gerade auf dem kürzesten Weg, doch ein Umweg lohnt sich. Dort liegt schmerzverzerrt eine andere Heilige als Agonie der Heiligen Ludovica Albertoni.
Nun haben wir uns eine kleine Pause in einem der vielen Cafés in Trastevere verdient, bevor es zu den Bernini-Highlights am anderen Ende der Stadt weiter geht.
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Wieder über den Tiber gehen wir in Richtung Piazza del Popolo. In der Kirche Santa Maria del Popolo befindet sich die Chigi Kapelle, die spätestens seit dem Film Illuminati auch Nicht-Kunstliebhabern bekannt ist. Sämtliche Skulpturen in dieser Kapelle, gleich links neben dem Eingang, sind von Bernini. Immer noch in der Kirche verlassen wir für einen Moment Bernini und gehen schnell zu den beeindruckenden Caravaggio Fresken neben dem Hauptaltar – das ist ein unbedingtes Muss!
Ein 15minütiger Spaziergang durch den Park der Villa Borghese bringt uns zur Galleria Borghese. Hier befinden sich Berninis Hauptwerke. Scipione Borghese, ein Neffe (Nipote, hiervon kommt das Wort Nepotismus) des Papstes Paul V., hatte sich diese Villa bauen lassen und alle Hauptwerke von Bernini dort vereint. Es ist wie ein Rausch. Ich erwähne nur die Hauptwerke wie den David mit der Schleuder (1623) "Ich werde es Euch zeigen", lässt der junge Bernini den David sagen; die Gruppe Aeneas, Anchises und Ascanius auf der Flucht aus Troja (1618). Hier sind - auch physisch - die drei Generationen festgehalten: das pummelige Kind, der muskulöse Mann und der alte runzelige und magere Vater. Die angsteinflößende Skulptur Der Raub der Proserpina (1621) oder zwei Büsten von Kardinal Scipione Borghese (1632)... Eines von Berninis größten Meisterwerke: Apollo und Daphne (1622); 24 jährig schuf er dieses geniale Werk. Man sagt, es sei eine seiner besten Arbeiten!
Weiter geht es bis zum letzten Saal. Hier steht Die Wahrheit, ein reiferes Werk in beige-bräunlichem Marmor (1650). Als er diese "Wahrheit" meißelte, hatte er schon einiges an Schlachten hinter sich, die Päpste hatten gewechselt, und er musste auch Niederlagen hinnehmen, die er natürlich meisterte. Nach seinem Tod geriet er allerdings das erste Mal in Vergessenheit.
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Berninis Grab, das in der Kirche Santa Maria Maggiore steht, ist eher schlicht und passt gar nicht zu seiner pompösen Barockkunst und seiner Megalomanie.
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Christa Blenk - 22. Mai 2016 ID 9324
Gian Lorenzo Bernini lebte vom 1598 bis 1680 und kann wohl als der bedeutendste italienische Bildhauer des Barock bezeichnet werden. Für Manche ist er sogar der Schöpfer des barocken Roms. Und wenn man in Rom auf seinen Spuren wandert, dann kommt man nicht umhin, dem zuzustimmen.
Berninis Karriere in Rom hat unter dem Borghese-Papst Paul V. begonnen. In dieser Zeit war das Amt des höchsten Kirchenchefs ein Synonym für Reichtum und Macht - und das bezog sich nicht nur auf die Person des Papstes, sondern auf seinen gesamten Clan! Ganz öffentlich und vor den Augen der Römer wurden lukrative Posten verschoben, und man schröpfte, wo man konnte. 'Nach den Carafa, den Medici, Farnese bereichert sich von nun an das Haus Borghese.' So in etwa sprach die römische Bevölkerung, und dieses sprach schon Bände. Oft reichte es bereits, nur ein paar Monate Papst zu sein, um für sich und seine Familie ausgesorgt zu haben und in Luxus leben zu können. Das Drei-Päpste-Jahr 1605 fiel genau in diese Zeit. Obwohl Rom Anfang des 17. Jahrhunderts nur knapp 100.000 Einwohner hatte, also viel weniger als Neapel oder Venedig, stand es eben durch diese Kirchenverbindung im Zentrum und war sozusagen „Königmacher“. Das positive an dieser Situation war, dass all diese Familien einem wahren Kultur- und Sammlerwahn verfallen waren und sie sich – ähnlich wie früher in Florenz – als Mäzene und Beschützer bzw. Förderer von Künstlern fühlten und handelten. Bernini wurde also in diese Zeit hineingeboren und hatte für Rom den Barock erfunden.
Als Sohn eines mittelmäßigen neapolitanischen Bildhauers kam er 1605 mit seinem Vater in die Ewige Stadt. Dieser erkannte sehr bald, was in seinem Sohn steckte, ließ seine Karriere liegen und förderte den Sprössling (Bernini wurde dahingehend oft mit Mozart verglichen). Als der Kunstliebhaber Kardinal Maffeo Barberini, der später für die lange Zeit von 1623-1644 als Papst Urban VIII. Berninis Hauptförderer werden sollte, Berninis Vater ins Gesicht sagte, dass sein Sohn ihn jetzt schon weit in den Schatten stellte, antwortete er mit sicherer Intelligenz und Voraussicht: „Wer in diesem Spiel verliert, gewinnt.“
Intelligent, hochbegabt, opportunistisch, diplomatisch und aggressiv verfügte Bernini über alle Eigenschaften, um sich permanent in diesem Sumpf aus Beziehungen und Nepotismus (das Wort ist in dieser Zeit entstanden) ins rechte Licht zu setzen und alle anderen Konkurrenten auszuschalten oder erst gar nicht hochkommen zu lassen.
C.B.
Weitere Infos siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Gian_Lorenzo_Bernini
Post an Christa Blenk
eborja.unblog.fr
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