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Demokratische Republik Kongo August – September 2004
Abenteuerfilm in Afrika
30 Tage im Kongo
einmal Krieg und zurück
Teil I
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Die Autorin:
Simone Schlindwein, 24 Jahre
Studentin und Journalistin in Berlin
Studium der Geschichte und Internationalen Politik an der Humboldt Universität sowie der Osteuropastudien an der Freien Universität.
Simone.Schlindwein@gmx.net
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Ich hatte mir noch keine Gedanken gemacht, wo ich den Sommer verbringen sollte. So bewarb ich mich im Juli spontan und ohne darüber nachzudenken auf eine Ausschreibung. Die deutsche Botschaft im Kongo suchte junge Journalisten, die von August bis September einen Film über die deutsche Entwicklungszusammenarbeit drehen möchten. Die Zusage kam schnell und überraschend. Noch bevor ich mich näher über den Kongo informieren konnte, hatte ich auch schon mein Visum im Briefkasten.
Katja, die Kollegin, die mit mir einen Monat in den Kongo reisen würde, lernte ich kurz vor der Abreise im Tropeninstitut kennen. Wir verstanden uns auf Anhieb.
Drei Wochen und sechs Impfungen später stiegen wir mit 150 Kilo Technik im Wert von knapp 20.000 Euro ins Flugzeug und landeten nach 14 Stunden und zwei Zwischenstopps in Kinshasa.
Der Auftrag:
Ziel war es, für die Deutsche Botschaft in der Demokratischen Republik Kongo einen Imagefilm zu produzieren. Dieser halbstündige Film soll die Entwicklungsprojekte vorstellen, die vom Bundesministerium für Entwicklungszusammenarbeit finanziert werden. Er soll zudem einen Überblick über die Bandbreite der Entwicklungshilfe in den verschiedenen Sektoren wie Politik, Wirtschaft, Umwelt, Zivilgesellschaft und Wirtschaft geben. Nennenswerte Akteure, die es vorzustellen galt, sind die deutsche Gesellschaft für Technischen Zusammenarbeit (GTZ), die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), die Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) sowie die Botschaft als Koordinator der Gelder. Über die Europäische Union (EU) und die Vereinten Nationen (UNO) werden zusätzlich deutsche Gelder in den Kongo transferiert.
Eine besondere Herausforderung war, den Film eigenständig und in einem fremden Land zu produzieren. Das bedeutet: von der Recherche, über Kameraführung, Interviews bis hin zum Schnitt alles komplett vor Ort zu Ende zu bringen. Zielgruppe des Filmes ist der kongolesische Zuschauer. Der Film soll mehrmals zur besten Sendezeit im kongolesischen Staatsfernsehen ausgestrahlt werden. Aus diesem Grund mussten wir den Film auf Französisch vertonen.
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Der Kongo im Osten des Landes
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Weder Krieg noch Frieden am Kongo
Dienstag, 10. August 2004
Kinshasa; Die erste Nacht war voller Geräusche. Die Luft so feucht und schwer, dass man sie in Scheiben schneiden konnte. Wir wohnen in der Residenz der deutschen Botschaft in Kinshasa, direkt am Fluss, auf der anderen Uferseite sind die Lichter von Brazzaville zu erkennen: eine wunderschöne Idylle, die man von der Terrasse der Villa im Kolonialstil präsentiert bekommt – friedlich und sanft. Dann plötzlich Schüsse vom anderen Ufer, Schmuggelboote unter Beschuss. Sekunden des Schreckens, in der ich den Atem anhielt. Aber im nächsten Moment übertönten die zirpenden Grillen das Gewehrfeuer und es war schnell vergessen. Die laue Sommernacht und die gepflegte Gartenanlage mit Pool und Pflanzenbeet vermitteln den Eindruck von Ferienhaus an der Cote d’Azur – die perfekte Fassade, um ruhig schlafen gehen zu können. In der Gewissheit, dass das Sicherheitspersonal das Haus bewacht, der Butler unsere leeren Whiskeygläser abräumt und morgen früh das Frühstück bereits serviert ist, wenn wir aufstehen.
Seit fast einem Jahr ist nun offiziell Frieden im Kongo, auch wenn im Osten des Landes keine Rede davon sein kann. Dort sterben immer noch wöchentlich Hunderte von Kongolesen durch Massaker der ruandischen Milizen. Die Transitionsregierung in Kinshasa setzt sich aus verschiedenen Rebellengruppen zusammen, die sich heute den Rest des Kuchens teilen, der nach dem Krieg noch übrig geblieben ist. Joseph Kabila hat das Amt des Präsidenten übernommen, nachdem sein Vater ermordet worden war. Faktisch ist aber der Staat hier nicht existent. Nächstes Jahr sollen Wahlen abgehalten werden, zum ersten mal überhaupt in der Geschichte des Landes.
Politisch gesehen befindet sich der Staat in einem Transformationsprozess, der jeden Tag eine neue Wendung erfahren kann. Es scheint, als würde die internationale Gemeinschaft den Atem anhalten und angespannt darauf warten, was als nächstes passiert. Die weißen UNO - Landrover fahren hier in Kolonnen durch die staubigen Strassen. Vor 6 Wochen gab es heftige Gefechte in Kinshasa. Rebellen waren kurz davor, die Hauptstadt einzunehmen, den Präsidenten zu stürzen und den Transformationsprozess und damit den instabilen Frieden zu kippen.
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Kulturschock Kinshasa
Dienstag, 10. August 2004
Als wir aufstanden war das Haus schon in voller Aktion. In der großen Küche servierte uns ein Angestellter auf goldenen Tabletts Kaffee und Müsli – europäische Produkte natürlich –, im Garten waren zwei dabei, den Pool sauber zu halten, und kaum war ich im Badezimmer wurde auch schon mein Bett gerichtet und das Moskitonetz frisch imprägniert. Es war ein bisschen so, als hätte die Kolonialzeit hier in diesem Luxusstadtteil von Kinshasa überlebt und ich wäre Teil des aparten Systems.
Als wir dann von unserem Fahrer durch die Stadt gefahren wurden, holte mich die Wirklichkeit plötzlich und heftig ein. Der Kulturschock schwappte über mich und ich machte mir zum ersten Mal bewusst, dass ich mich in Zentralafrika befinde.
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Der Boulevard in Kinshasa
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Jenseits der Botschaftervillen und staatlichen Gebäude ist alles komplett heruntergekommen – zerschossen, geplündert, abgebrannt, verwahrlost. Beispielsweise fuhren wir an einem ehemaligen staatlichen Krankenhaus vorbei, auf welchem die Buchstaben „Centre Medicale“ noch irgendwie erkennbar waren, auch wenn von dem Gebäude sonst nicht viel erhalten war. Das Dach fehlt komplett, das obere Stockwerk ist total ausgeräuchert worden, aber überall wuselten wie wild Leute umher: junge Männer saßen auf den Stufen, Wäsche hing aus den nicht mehr verglasten Fenstern – kurz gesagt: die Ruine ist ein Lebensraum, wie vieles, was man sich hier in dieser Stadt nicht vorstellen kann.
In Zahlen ausgedrückt bekommt man vielleicht eine ungefähre Vorstellung davon: In Kinshasa leben ca. 6-8 Millionen Menschen. Davon sind 90% ohne Arbeit, 70% unter 25 Jahre alt und mindestens 30% leben von einem Dollar pro Tag; dazu kommen 30.000 Straßenkinder, die von ihren Familien verstoßen wurden, da sie angeblich verhext worden sind.
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Dies war einmal das modernste Krankenhaus Afrikas
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60% der Jugendlichen haben nie eine Schule von innen gesehen und können besser mit der Waffe umgehen als mit dem Stift. Strom gibt es nur sporadisch im Stundentakt, das Abwassersystem ist total marode, Müllbeseitigung ist ein Fremdwort – die komplette Stadt eigentlich ein einziges Slum. Und doch leben die Menschen hier, wenn auch von der Hand in den Mund, aber mit einer gewissen Freude und Lebensenergie. Das Lächeln ist den Kongolesen geblieben, trotz der Jahrzehnte des Krieges, der Plünderung und Verzweiflung.
Dann der nächste Kulturschock: der einzige größere Supermarkt in der Stadt. Ein Eldorado westlichen Stils mit horenten Preisen: ein Apfel 2 Dollar, eine Packung Brot 5 Dollar, Milch 3 Dollar. Ich ging direkt rückwärts wieder raus und hatte so die Gelegenheit, mir all die deutlich gekennzeichneten Botschafterwagen und fetten Limousinen der reichen Oberschicht auf dem Parkplatz anzusehen, auf welchem sich die Klebstoff schnüffelnden Straßenkinder rumtrieben, um die reichen Diamantenhändler anzuschnorren, die ihre vollgepackten Einkaufstüten zum Auto schleppen ließen. Ich beschloss, hungrig zu bleiben und nach dem Markt zu suchen.
Am Abend waren wir mit Ingo, dem Vertreter der KAS, in einem Luxus-Sport-Club essen – mit „romantischen Blick“ auf einen riesigen Pool, Tennis- und Golfanlage. Das Essen wäre lecker gewesen, wenn mir bei dem Kontrast zwischen Arm und Reich vor und hinter der Zaunanlage des Clubs nicht der Appetit vergangen wäre. Danach dann das Kontrastprogramm: eine Viertelstunde Fahrt, anderer Stadtteil, andere Menschen. Wir parkten in einer staubigen Gasse zwischen ausgebrannten Autowracks vor einem Straßencafe. Von überall war laute kongolesische Musik zu hören, die leichten Chicas tanzten auf den Straßen, die Jungs standen rauchend daneben, die Kids schnorrten uns nach Kleingeld an, über einer alten brennenden Mülltonne wurde eine Ziege am Spieß gegrillt. Fremde Gerüche und zu viele Eindrücke.... aber endlich das Gefühl, im wirklichen Afrika zu sein.
Krieg, Rebellen und Piraten im Osten
Mittwoch, 11. August 2004
Wir versuchten heute die Reise in den Osten des Landes zu planen. Die Botschafterin zeigte sich nicht begeistert davon, dass wir mitten ins Krisengebiet aufbrechen wollen. Doch die meisten Projekte der deutschen Entwicklungshilfe, die wir dokumentieren sollen, befinden sich außerhalb von Kinshasa und ohne Bilder gibt es nun mal keinen Film – traurige Wirklichkeit eines Fernsehjournalisten.
Bukavu, eine Stadt im Osten des Landes, nahe der ruandischen Grenze, spukt schon lange durch die internationale Presse. Goma ist die Stadt an der anderen Seite des großen Sees, wo 1998 der gewaltige Vulkan ausgebrochen war und sich noch immer die Lava durch die Innenstadt schlängelt. Dort hat der Friedensprozess auch nach einem Jahr noch keine Anhänger gefunden. Zu groß und lukrativ ist der Gewaltmarkt für jene, die davon profitieren. Also für die Diamantenschmuggler, Kriegsrebellen und sogar für die einfachen jungen Männer und Kinder, die nur gelernt haben, eine Waffe zu bedienen und sonst keine Zukunft haben.
Hauptkriegstreiber sind im Osten die ruandischen Milizen, die regelmäßig in den Kongo einfallen und dort den Lebensraum für sich beanspruchen, die Ressourcen plündern, Diamanten illegal schürfen und die kongolesische Bevölkerung drangsalieren. Der kongolesische Staat ist jedoch so schwach, dass er die Grenzen nicht sichern kann und gegen die schwer bewaffnete ruandische Armee nichts auszurichten weiß.
Die ruandische Armee ist wiederum gut ausgerüstet und ausgebildet, erhält von der internationalen Gemeinschaft genug finanzielle und logistische Unterstützung (die Amerikaner bilden die Armee und den Geheimdienst aus), so dass sie die Situation im Osten des Landes eindeutig dominiert. Warum das so ist?? Die traurige Wahrheit ist meiner Meinung nach, dass die internationale Gemeinschaft nach dem Völkermord in Ruanda ein wahnsinnig schlechtes Gewissen hat und dementsprechend den Tutsies an der Regierung einiges durchgehen lässt. So werden Opfer leider all zu oft zu Tätern.
Ziel unserer Reise sollen mehrere Projekte sein, die das deutsche Ministerium für Entwicklungshilfe finanziert. Wir wollen vor allem die Projekte im Nationalpark dokumentieren, die dort errichtet wurden, um das einmalige Dschungelgebiet zu schützen. Der Bestand der Elefanten ist auf 5 reduziert, die Berggorillas sind kurz vor dem Aussterben, ebenso wie die weißen Nashörner, von denen es nur noch 15 Exemplare weltweit gibt, davon leider nur noch ein einziges männliches Tier.
Wir trafen uns heute mit einem Kameramann, der für die UNO die Arbeit der MONUC, der UN-Mission im Kongo, dokumentiert. Er bricht morgen ebenfalls in die östliche Region auf und konnte uns einige Tricks verraten. Nach einiger Zeit war mir schnell klar, dass dies kein Job ist, den man gerne macht als Journalist – egal wie sehr man es aus Leidenschaft betreibt. Berge von verstümmelten Leichen zu filmen, Massengräber, Tot und Verwesung...seinen Augen sah man an, dass diesen Menschen einfach nichts mehr schocken kann. Er hatte bereits zuviel gesehen.
Ebenso war seine Haltung, als er uns erklärte, wie man verkehrstechnisch am besten in den Nationalpark kommt: die Straße vom Flughafen in die Stadt sei von den Rebellen erobert worden. Dort müsse man mit „Hindernissen“ rechnen. Es gäbe wohl zwei Fähren über den See nach Goma, die eine sei langsam und würde permanent von Piraten überfallen, wir sollten vielleicht eher die schnellere nehmen.
Eine Stadt, die im Müll davon schwimmt
Donnerstag, 12. August
Kongolesische Klänge kennen keine Grenzen. Das kann man heute Abend hier unten am Flussufer deutlich hören. Von Brazzaville klingt laut Musik herüber, fröhliche und wilde Musik mit vielen Trommeln. Sie hört sich an wie die Musik, die wir den ganzen Tag im Auto unseres Chauffeurs hören. Dabei ist das Land schon seit so vielen Jahren geteilt, dass die Kongolesen in Kinshasa behaupten, die Belgier seien näher mit ihnen verwandt als die Menschen auf der anderen Seite des Flusses.
Wie gerne wäre ich losgezogen, um in dieser lauen Nacht die Stadt mal für mich selbst zu erkunden, etwas alleine zu sein und die Atmosphäre hier im Stillen aufsaugen zu können. Doch schon am Gartentor hat mich der Security nicht raus gelassen und dann direkt meinen Gastgeber angefunkt. Dieser schaute mich seltsam verwirrt an. Ich verwarf den Gedanken, mir dieses Land und besonders die Stadt erschließen zu wollen, setzte mich brav auf die Terrasse und nahm meinen Kampf mit den Moskitos auf. Wird sich schon zeigen, ob das weniger gefährlich ist...
Die Arbeit der GTZ hat mich heute am meisten beeindruckt. Nicht das, was sie im Einzelnen als Finanzpartner leisten, sondern die Art und Weise, wie sie an die Sache rangehen. Jean-Luc hat uns heute das „Erosionsprojekt“ erklärt und ich versuche es kurz wiederzugeben:
Kinshasa ist komplett auf einem Hügel aus Sand gebaut. Eine Stadt mit 8 Millionen Einwohnern und einem Durchmesser von mehr als 100 km. Das Phänomen: während der Regenzeit stürzt das Wasser in Flutwellen die Straßen hinab und reißt alles einfach mit sich - Menschen, Häuser, Autos, Stromleitungen. Riesige Schlammmassen ergießen sich dann in den Kongo und lassen den Wasserspiegel weiter ansteigen. Die Ursache: es gibt keine Kanalisation, die Menschen bauen keine Regenrinnen an die Häuser und die Straßen sind so schlecht befestigt, dass alles aufweicht und gnadenlos mitgerissen wird.
Warum? Weil seit Ewigkeiten einfach jeder seinen Müll vor die Tür kippt und dann verbrennt. Übrig bleibt das unbrennbare, geschmolzene und äußerst giftige Plastik. (Und wenn ich jetzt erzähle, dass es hier Straßen gibt, auf welchen man wie auf einem Teppich aus zerschmorten Plastikflaschen spazieren geht, dann ist das nicht übertrieben). Das Regenwasser kann also nicht in den sandigen Boden einsickern sondern fließt an der Oberfläche ab. Schüttet man auf diesen Teppich dann noch eine Teerschicht, hat man die Erde endgültig versiegelt und der ganze Dreck ergießt sich wie Lava in die untere Talsohle.
Das Problem scheint für uns Deutsche so einfach zu sein und die Lösung so naheliegend, dass man einen schlauen Kongolesen braucht, um das deutsche Entwicklungsgeld nicht einfach sinnlos irgendwo zu investieren. In unserem Ordnungswahn würden wir einfach die ganzen Müllberge beiseite räumen, englische Gärten anlegen, Geranien pflanzen und Bürgersteige mit Gullydeckeln bauen. Doch hier in Kinshasa gibt es weder eine Müllabfuhr noch eine Mülldeponie. Das heißt, der Müll von all den 8 Millionen Menschen landet bereits seit 30 Jahren auf der Straße und es ist vielleicht sogar so, dass Kinshasa nie auf einem Hügel erbaut wurde, sondern sich die Menschen ihren Hügel aus Müll selbst kreiert haben.
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Gepflastert aus Müll – Strassen in Kinshasa
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Dass sie nicht wissen, dass ihr Trinkwasser von all dem Müll vergiftet ist, kann bei diesen Ausmaßen fast schon wieder ein Segen sein. Es würde auch nie ein Kongolese von seiner Stadt behaupten, dass sie schmutzig sei...
Mir dagegen vergeht es bei dem Gedanken, auch nur einen Schritt aus dem Geländewagen auszusteigen, der sich gerade noch so mit Vierradantrieb durch die Strassen wühlen kann.
Die Crux an solchen Problemdimensionen ist: wo anfangen? Eine Mülldeponie anlegen, Müllabfuhr einstellen usw. würde nichts bringen, solange es nicht das Bewusstsein dafür gibt, dass PCP kein Brennstoff ist, auf welchem man seinen Maniok kocht. Jean-Luc von der GTZ schaute uns mit traurigen Augen an und meinte auf meine Frage, was man denn sonst tun könne: „die Kamera anschalten!“ Hier verstand ich zum ersten Mal, dass auch ich einen kleinen Part dazu beitragen kann, diese gewaltige Spirale an Problemen, die sich wechselseitig bedingen, zu durchbrechen.
Bei einer Analphabetenquote jenseits der durchschnittlichen Lebenserwartung kann man noch so viele Schilder („Keinen Müll verbrennen!“) schreiben, wie es wir Deutsche so gerne zu tun pflegen. Auch Handzettel und Infomagazine werden eher als Brennstoff benutzt als gelesen. Aber jeder Kongolese schaut irgendwo und irgendwann in der Woche Fernsehen – egal ob hungrig, krank, arbeitslos oder ohne Dach über dem Kopf.
Simone Schlindwein / November 2004
Fortsetzung folg in Kürze
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