Martin Wuttke
als Mörder
Wernicke
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Wer ist der Täter? Kommissarin Ria Larsen (Karoline Schuch) hofft auf Unterstützung durch den inhaftierten Ritualmörder Eberhard Wernicke (Martin Wuttke). | © ARD Degeto/Sandra Hoever
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Bewertung:
Wer [wie ich] seinem fast triebhaften Verlangen nach sozialverträglichen Direktbegegnungen mit Schauspielern vorübergehend (hoffentlich vorübergehend!) nicht mehr nachzugehen in der Lage ist, bekommt Entzugserscheinungen; mitunter wachst du nachts urplötzlich auf, weil dir womöglich eine Szene, die du "früher mal" - also in Zeiten vor Corona - im Theater live erlebtest, derart echt in den Erinnerungskanal retour gerät, dass du es mit der Angst zu tun bekommst, und so etwas passiert dann meistens, wenn jene bewusste Szene in der Zeit von "früher mal" so gut und stark und einprägsam gespielt wurde, dass du sie halt bis heute - in den Zeiten von Corona - nicht vergessen kannst: so eine Art Verfolgungswahn der angenehmsten Sorte!
Martin Wuttke, beispielsweise, zählt ganz unbestritten zu den suggestivsten Schauspielern des deutschen Sprechtheaters, und mit ihm sind derartige gut und stark und einprägsam gespielte Szenen, die er unter hochberühmten Regisseuren in Berlin und Wien und Zürich usw. einstudierte, permanent und also im persönlichen Bewusstsein von Theatergängern, falls man sie echt-live erlebte, abrufbar. Jetzt konnte man ihn fast schon beiläufig in einem Fernsehkrimi (Die Toten am Meer) als Mörder Wernicke bestaunen
[Prinzipiell vorausgesetzt: Du nimmst derzeit - als manischer Theatergänger, der nicht ins Theater darf, weil im Theater das Theaterspielen wegen dieser Pandemie verboten ist - das, was du kriegen kannst; ja und gottlob wilderten unsere Theaterschauspieler außer in richtig guten Kino- und/oder Autorenfilmen manchmal auch als "Gaststars" in dem einen oder andern seichte(ste)n TV-Produkt herum, sind also ungeachtet dessen weiter für uns da.]
"In den Dünen Husums werden Frauenleichen gefunden: Sie sind geschminkt, frisiert und mit einem Tattoo versehen – die Opfer werden makaber ausgestellt. Die junge Kommissarin Ria Larsen bekommt zum Erstaunen ihres erfahrenen Kollegen Mattern die Leitung des Falles übertragen.
(...)
Der inhaftierte Wernicke nutzt Rias Kontaktaufnahme, um die unerfahrene Ermittlerin in ein Psychospiel zu verwickeln. Unterdessen geht die Mordserie weiter. Als erstmals auch ein Mann ums Leben kommt, gerät die entscheidende Frage einmal mehr in den Vordergrund: Wonach sucht der Täter seine Opfer aus? Ria stürzt bei ihren Ermittlungen in ein dunkles Dickicht alter Verstrickungen und schaut in menschliche Abgründe mit fatalen Folgen."
(Quelle: Das Erste)
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Zwischen dem Mörder Eberhard Wernicke (Martin Wuttke) und der Ex-Kommissarin Elisabeth Haller (Charlotte Schwab) gibt es eine besondere Beziehung. | © ARD Degeto/Sandra Hoever
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Nicht ganz unähnlich dem Schweigen der Lämmer scheint der in einer forensischen Sonderklapse eingekerkerte Ex-Mörder seine Fäden von dort aus weiterzuspinnen - doch so nach und nach wird klar, dass diese Schnapsidee (des infantilen Zuschauers) untragbar ist, weil: Wuttke sitzt ja hochsicherungstraktig fest und hatte - außer seiner Lieblingsermittlerin von früher (hochgenial und großartig: Charlotte Schwab!) - keine Bezugsperson weiter, die eine neue Tatserie, also von innen her, beglaubigte; egal.
Schließlich werden die ermittelnden Gedanken auf eine Selbsthilfegruppe gelenkt; dort tauschen sich Personen aus, denen jeweils ein Anverwandter durch das Schuldverhalten eines anderen, sprich Hauptschuldigen, abhanden kam - ja und das schreit doch irgendwie nach Rache oder so. Wie dem auch sei!
Schlussendlich ist's André Szymanski, der die umständlichen Morde ausführt...
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Drehbuchschreiberin und Produzentin Heike Voßler lebte ihre insgeheime Liebe zu Hesses Gedicht Der Pilger und Straussens Vier letzte Lieder ungehemmtermaßen aus. [War nachgerade inspiriert, die schöne Aufnahme mit Jessye Norman wieder einmal anzuhören.]
Kunstvoll pseudopsychologisierter Krampf, aber allein wegen dem Wuttke und der Schwab und dem Szymanski und der wunderschönen Landschaftsbilder sehenswert.
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Andre Sokolowski - 26. April 2020 ID 12191
Die Toten am Meer (D 2020)
Regie: Johannes Grieser
Buch: Heike Voßler
Kamera: Wolf Siegelmann
Musik: Jens Langbein und Robert Schulte Hemming
Besetzung:
Ria Larsen ... Karoline Schuch
Elisabeth Haller ... Charlotte Schwab
Michael Brandt ... Christoph Letkowski
Mattern ... Ronald Kukulies
Bergmann ... Max Herbrechter
Jan Grabow ... André Szymanski
Wernicke ... Martin Wuttke
Peter Steinek ... Wolfgang Häntsch
Bernhard Metzger ... Markus John
Stiegler ... Jörn Grosse
Frau Wall ... Imke Büchel
Frau Westphal ... Ingrit Dohse
Psychiaterin Wilms ... Maureen Havlena
Anna Grabow ... Marie Dollenberg
Paolo ... Alberto Fortuzzi
Oberstaatsanwalt A. Weingarten ... Christoph Tomanek
Erstausstrahlung: 25. April 2020, ARD
Weitere Infos siehe auch: https://www.daserste.de/
http://www.andre-sokolowski.de
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