Sex-Sucht &
Dauer-Depri´s
ÜBER BARBAROSSAPLATZ
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(C) ARD
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Bewertung:
"Nach dem Selbstmord ihres Mannes und Praxispartners Rainer ist das Leben der Psychologin Greta Chameni aus dem Lot. Sie fühlt sich schuldig an Rainers Tod. Und sie ist vollkommen unschlüssig, wie sie mit den Patienten ihres Mannes umgehen soll. In dieser Lage wird Stefanie Wagner bei ihr vorstellig: eine haltlose junge Frau, die aufgelöst darum bittet, ihre Therapie möge fortgesetzt werden. Greta aber zweifelt an ihrer Bereitschaft, sich wirklich auf eine Therapie einlassen zu wollen. Und sie verunsichert zunehmend die zu große Nähe, die es offensichtlich zwischen Stefanie und Rainer gab. Rat sucht Greta bei ihrem ehemaligen Lehranalytiker und Supervisor ihres Mannes, Benjamin Mahler."
(Quelle: ARD)
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Bibiana Beglau und Joachim Kròl (als Greta und Benjamin) in Über Barbarossaplatz | (C) WDR
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Franziska Hartmann (als Stefanie) in Über Barbarossaplatz | (C) WDR
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Der WDR proklamiert Über Barbarossaplatz als Fernsehserie und strahlt jetzt - zu nachtschlafener Zeit - deren Pilotfilm aus, was freilich erst mal irritiert. Denn Über Barbarossaplatz (also als Fernsehfilm an sich und ohne dass man jetzt im Hinterkopf noch weitere Fortsetzungsfolgen mitdenkt) funktioniert fortsetzungslos und ziemlich einwandfrei, ist daher künstlerisch autark.
Der Barbarossaplatz in Köln ist ein zentral gelegener Verkehrsknoten, wo sich vier Stadtbahnlinien überirdisch als auch unterirdisch kreuzen - vom Verkehr um ihn herum (mit Autos, Radfahrern und Fußgängern) mal ganz zu schweigen. Hier ist also richtig großstädtisch was los; und dieses Richtig-los-Sein diente dann vielleicht auch Buchautorin Hannah Hollinger als eine Art von Klammer für ihr Filmskript.
Wir erleben ein paar von sich selbst entfremdete Großstädtertypen - meistens laborieren sie an Depressionen leichten, mittelschweren oder endphasigen Grads bzw. dass sie nicht nur hin und wieder sondern permanent dem Alkohol ergeben sind. Das ganze Gegenteil also von ausgeglichenen, mit sich im Reinen seienden Mitmenschen: Bibiana Beglau als nicht sonderlich erfolgreich praktizierende Psychotherapeutin, Joachim Kròl als deren ehemaliger Professor resp. Doktorvater und Franziska Hartmann als psychisch-labile Sexsüchtige. Dieses abgewrackte Menschen-Trio eint oder verbindet der durch Selbstmord sich verabschiedet habende (und bis zum Filmschluss völlig unbekannt und unerkannt geblieb'ne) "Rainer", Bibianas (Gretas) Ehemann, Joachims (Benjamins) Fachkollege und Franziskas (Stefanies) Psychopatientin als wie Sex-Gespielin.
Und ein Hin und Her des Ausforschens über die jeweils gegenseitigen Beziehungsarten zwischen ihnen (den verirrt-haltlos Umherstreunenden) und dem Toten einerseits wie auch untereinander andrerseits entpuppt sich als das große Hauptthema dieses rasanten und von Regisseur Jan Bonny inszenierten Films.
Die Kamera von Hubert Schick fängt reichhaltig und hektisch ein, wie "bodenlos" ein ausrastiges Dasein zwischen Drogen, Alkohol und Sex sein kann.
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Wenn man das Alles allzu ernst nähme, würde man sicher selber depressiv gestimmt werden - aber so funktioniert das Gucken dieses merkwürdigen Streifens nicht: geistiger Abstand und ein Schuss Humorbereitschaft wären dringend angeraten, falls man sich dann Über Barbarossaplatz [noch bis zum 28. Juni in der Mediathek der ARD zu sehen] reinzieht.
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Bobby King - 30. März 2017 ID 9946
Über Barbarossaplatz (D 2017)
Regie: Jan Bonny
Buch: Hannah Hollinger
Kamera: Hubert Schick
Musikalische Leitung: Caroline Cox und Lucas Croon
Besetzung:
Greta Chameni ... Bibiana Beglau
Benjamin Mahler ... Joachim Kròl
Stefanie Wagner ... Franziska Hartmann
Adrian Schöne ... Shenja Lacher
Christoph Größner ... Roland Kukulies
Katharina ... Valentina Sauca
Anna ... Jennifer Buschmann
Jörg ... Guido Renner
Manuel ... Oleg Zhukov
Erstsendung in der ARD war am 28. April 2017, 22:45.
Weitere Infos siehe auch: http://mediathek.daserste.de/Filme-im-Ersten/Über-Barbarossaplatz/Video?bcastId=1933898&documentId=41861686
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