Psychopathen-
ding, das x-te
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Bewertung:
Anlass unserer nachstehenden Kurzkritik zum Netflix-Sechsteiler Liebes Kind ist, dass er jüngst den International Emmy Award in der Kategorie "Fernsehfilm/ Miniserie" in New York gewann - das an sich ist schon erstaunlich, weil es sich um eine in deutscher Sprache gedrehte deutsche Produktion handelt, die der Streamingkonzern mittlerweile in 90 Ländern anbietet und die seither zu den am meisten aufgerufenen nichtenglischsprachigen Serien gehört; wirklich erstaunlich das.
Die Regie teilten sich Isabel Kleefeld & Julian Pörksen untereinander auf, als "Basis" diente ihnen der gleichnamige Roman von Autorin Romy Hausmann, die sich wiederum durch die Entführung von Natascha Kampusch - 1998 wurde selbige als damals zehnjähriges Kind von dem arbeitslosen Nachrichtentechniker Wolfgang Přiklopil in Wien entführt und anschließend acht Jahre lang in dessen Haus im Bezirk Gänserndorf, östlich von Wien, gefangen gehalten und sexuell missbraucht - inspiriert gesehen haben soll; literarisch bedeutender packte das besagte Kampusch-Thema seiner Zeit (nur zum Vegleich) Elfriede Jelinek in ihrer Winterreise an.
Und was geschieht nun in dem Netflix-Film?
"Die Geschichte beginnt mit den ausgelassenen Spiel einer scheinbar glücklichen Familie in ihrem Wohnzimmer. Als der Vater nach Hause kommt, wandelt sich die Stimmung bedrohlich. Die Frau, die mit den beiden Kindern fröhlich spielte, ist plötzlich verängstigt und es wird klar, dass sie von dem Mann misshandelt wird, den die Kinder 'Papa' nennen. Es wird erkennbar, dass die Wohnung der Familie abgeschirmt ist, mit verbarrikadierten Fenstern und Türen.
In der nächsten Szene flieht dieselbe Frau nachts durch den Wald und läuft auf ein Auto zu. Offenbar gerät sie in einen Unfall und wird mit ihrer vermeintlichen Tochter Hannah in ein Krankenhaus gebracht.
Durch Rückblenden und Dialoge stellt sich heraus, dass sie sich mit zwei Kindern längere Zeit in der Gewalt eines Entführers befand. Die entführte Frau steht zudem in Verbindung zu einem seit 13 Jahren ungelösten Vermisstenfall Lena Beck.
Die leitende Ermittlerin Aida Kurt (Haley Louise Jones) befragt Hannah, gemeinsam mit Dr. Hemstedt (Özgür Karadeniz) , vom Jugendamt bestellten Kinderpsychiater, während die Unbekannte noch operiert wird. Währenddessen erfährt Gerd Bühling (Hans Löw) vom LKA von den jüngsten Ereignissen. Er hat vor 13 Jahren den Fall Lena Beck bearbeitet und ist außerdem ein Kindheitsfreund Lenas, was er seinen Vorgesetzten jedoch verschwiegen hatte, um nicht vom Fall abgezogen zu werden. Den Vorschriften zum Trotz informiert er noch in derselben Nacht Lenas Eltern. Im Krankenhaus erkennt Lenas Vater Matthias (Justus von Dohnányi) jedoch, dass es sich bei der Frau im Krankenhaus nicht um seine Tochter handelt. Matthias verlässt wütend das Krankenzimmer und erleidet einen Nervenzusammenbruch auf dem Flur. Dort begegnet er Hannah. Er und auch seine Frau erkennen in Hannah eine verblüffende Ähnlichkeit mit ihrer verschwundenen Tochter, und Hannah erkennt in Matthias wiederum ihren Großvater wieder."
(Quelle: Wikipedia)
Soweit, so gut.
Nach sechsmal 45 Minuten Filmdauer begreife ich allmählich, dass das Hauptkind der Entführung, nämlich jene über- und neunmalkluge 10jährige Hannah (grandios gespielt von der kleinen Naila Schuberth!), kein sonderlich großes Problem mit ihrem als leiblichen Vater begriffenen Entführer (erst in der letzten Folge überraschend "auftauchend": Christian Beermann als Wachdienstfirmenchef Lars Rogner) hatte und durch ihren individuell-kindlichen Totaleinfluss auf ihren (wirklich?) leiblichen Vater das Los zugunsten der entführten Jasmin Grass (die sich in ihrer Rolle total verausgabende Kim Riedle als gekidnappte "Lena"-Ersatzfrau) zog, sodass diese - im Gegensatz zu den zig andern "Lena"-Ersatzfrauen, die von dem Psychopathen Lars die Jahre vorher ermordet worden waren - glücklicherweise am Leben bleiben konnte o.s.ä.
Ansonsten driftet der Plot in etliche Quer- und Nebenstraßen, und man musste schon aufpassen wie ein Schießhund, dass man nicht die für den Handlungsfluss wichtigen Details zum Mitdenken verlor, denn aufgeklärt wurde halt, wie das immer so bei Thrillern üblich ist, erst kurz vorm Schluss.
Keine Ahnung, warum die US-amerikanische Preisjury so derart auf die Serie abgefahren war - ich selbst quälte mich außerordentlich durch diese viereinhalb Stunden erlitt'ne Zuschauzeit.
Doch immerhin, auch mal was (hochverdienstvoll) Deutsches im schier unergründlich-multinationalen Serien-Angebot von Netflix.
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Kim Riedle, Naila Schuberth und Sammy Schrein (v.l.n.r.) in der TV-Miniserie Liebes Kind | (C) Netflix
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Bobby King - 29. November 2024 ID 15033
Weitere Infos siehe auch: https://www.netflix.com/de/title/81513233
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