Chancengleichheit
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Bewertung:
In einem sind sich fast alle, aus unterschiedlichen Gründen, einig: Kinder, die aus dem Ausland nach Deutschland kommen, müssen lernen, sich auf Deutsch zu verständigen, auszudrücken, weiterzubilden. Die einen stellen diese Forderung, um die Einreise und den Verbleib zu erschweren, die anderen tun es aus echter Sorge um die Zukunft und das Wohlergehen der Betroffenen. Die Chancengleichheit, die den meisten Kindern von Immigranten wegen ihres sozialen Status ohnedies vorenthalten bleibt, rückt in noch weitere Ferne, wenn sie die deutsche Sprache, passiv und aktiv, mündlich und schriftlich, nicht beherrschen.
Der Dokumentarfilm Klasse Deutsch von Florian Heinzen-Ziob beobachtet neunzig Minuten lang in schwarz-weiß eine Kölner Schulklasse von Kindern unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft. Er kommt ohne Interviews und ohne Musik – außer einem Stück aus Bachs Goldberg-Variationen in der Eröffnungssequenz und der Coda – aus. Der Regisseur und sein Kameramann Enno Endlicher sind weder zu sehen, noch zu hören. Und auch die Gefilmten scheinen sie und die Kamera nicht zu registrieren.
Die Lehrerin bildet das verbindende Glied zwischen den Kindern, von denen keines besonders hervorgehoben wird. Sie ist liebevoll, geduldig, aber auch streng. Zwischendurch weißelt sie obendrein noch die Wände. Der Film beschönigt die Schwierigkeit ihrer Arbeit nicht, sondern würdigt sie, ganz ohne Sentimentalität und Pathos.
Florian Heinzen-Ziob verzichtet auf eine Spannungs-Dramaturgie. Er reiht die Szenen aneinander mit dem Rhythmus des Auf und Ab, der Erfolge und der Rückschläge, der auch den Alltag in der Schule bestimmt. Am Ende aber teilt der Zuschauer die Empathie der Lehrerin für die Kinder. Das ist ein nicht nur filmischer, sondern auch ein politischer Gewinn. Das Thema ist zu wichtig, als dass man es den Phrasendreschern überlassen dürfte.
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Thomas Rothschild – 15. November 2019 ID 11819
Weitere Infos siehe auch: https://www.wfilm.de/klasse-deutsch/
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