Filme, Kino & TV
Kunst, Fotografie & Neue Medien
Literatur
Musik
Theater
 
Redaktion, Impressum, Kontakt
Spenden, Spendenaufruf
Mediadaten, Werbung
 
Kulturtermine
 

Bitte spenden Sie!

KULTURA-EXTRA durchsuchen...

Feuilleton


Als die Kindermedien laufen lernten

Gleich zwei Ausstellungen über die Bedeutung spezieller Medien für Kinder


Zunehmend umzingeln uns Medien und ihre Hervorbringungen, mit der Digitalisierung scheinen sie sich geradezu in bilder- und töne-gesättigte Luft aufzulösen, deren Einatmung sich niemand so recht entziehen kann – am wenigsten Kinder. Medienkompetenz wird daher immer wichtiger, Medienvermittlung erlebt als Thema einen Höhenflug in Pädagogik und Forschung. Die medienpädagogische Initiative der „SchulKinoWochen“ konnte mit der neuen Rekordzahl von 680.000 Anmeldungen ein erfolgreiches erstes Halbjahr 2011/2012 verzeichnen. Rund 1.000 Lehrkräfte aus dem gesamten Bundesgebiet nahmen an den Fortbildungen im Vorfeld der Schulkinowochen teil, um mit ihren Schützlingen Filme wie Sams in Gefahr oder Tom Sawyer zu besuchen und mit deren Machern oder „Sams“-Autor Paul Maar zu diskutieren - http://www.visionkino.de




In Berlin sind kürzlich gleich zwei verschiedene Sonderausstellungen eröffnet worden, die sich beide der Geschichte der speziell für Kinder und Jugendlichen entworfenen Medieninhalte widmen. Gut für den interessierten Besucher: Trotz der thematischen Ähnlichkeit sind Konzeption und Aufbau von „KinderMedienWelten“ im Museum für Kommunikation (noch bis 20. 5.) und „Helden“ im Museum für Film und Fernsehen (noch bis 21. 10.) so unterschiedlich, dass Doppelungen nicht auftreten. Stattdessen kämpfen beide Ausstellungen mit einem gemeinsamen Problem: Die Transformation der für den visuellen Genuss konzipierten Medieninhalte in das räumlich-begehbare Medium Ausstellung gelingt nur ansatzweise: Beide Ausstellungen sind kaum geeignet, die verführerische Kraft der Oberflächlichkeit von Comics, Film und Fernsehen durch die Heraus-Stellung mehr als nur zu spiegeln, sondern aufzubrechen, zu hinterfragen und aus dem Graben zwischen realer und visuell-virtueller Welt erkenntnistheoretisches Potential zu schlagen.

* *


Die deutlich kleinere, aber einen größeren historischen Bogen schlagende Ausstellung, ist „KinderMedienWelten“, die das Berliner Museum für Kommunikation aus der Sammlung des Instituts für angewandte Kindermedienforschung an der Hochschule der Medien Stuttgart und der Sammlung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation in Frankfurt/Main bestückt hat: Das Spektrum reicht von Sammelbildern und Zeitschriften für die junge Zielgruppe von der vorletzten Jahrhundertwende bis hin zu aktuellem technischem Merchandising-Tand populärer Kinder-Markenartikel wie „Barbie“ und „Bob, der Baumeister“.

Zu den massenmedialen Dauerbrennern in den Kinderzimmern entwickelte sich technologisches Spielzeug wie z. B. Grammophone (wie der bereits 1902 vom Stollwerck-Schokoladenkonzern in Auftrag gegebene „Phonograph“) oder auch Comic- und Puppenfiguren („Micky Maus“, „Barbie“), die medial ‚verlängert‘ wurden. Die rund achtzig Objekte aus dem Zeitraum 1885-2011 veranschaulichen zwar die enorme technologische wie soziokulturelle Entwicklung unserer Gesellschaft, in der sich so etwas wie Jugend überhaupt erst herausgebildet hat. Doch die etwas trockene, sich weitgehend auf das thematisch gruppierte Präsentieren der medialen Spielzeuge beschränkende Ausstellung, bietet – wohl aus Kostengründen – keine entsprechende Kontextualisierung, die über ein paar jeweilige Objekt-Erläuterungen hinausreicht.

Nach dem Aufkommen von Groschenheftchen und Jugendbüchern – die von konservativen Kreisen wegen ihrer Verfügbarkeit und ihres zerstreuenden Charakters wie später dann auch Film und Fernsehen als verderblicher Schund gebranntmarkt wurden – zog die bloße Angstmacherei via Märchen und Legenden bei Kindern nicht mehr: Abbildungen vom umherstreunenden Kinderfresser oder Fledermäusen, die sich angeblich unentwirrbar in Mädchenhaaren verfangen, sobald die Sonne untergegangen war, wurden noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts genutzt, wie die Ausstellung zeigt. Endgültig verlieren die Eltern und Pädagogen die Kontrolle über die kindlichen Medienwelten aber erst hundert Jahre später, als all jenes, was bis dahin vermittels im Kinderzimmer herumstehender, analoger Gerätschaften empfangen wurde, von der virtuellen Wundertüte Internet vereinnahmt wird.

*


Spätestens mit dem Aufkommen von TV-Serien traten Eltern auch in die Kompetenz-Konkurrenz mit medialen Helden – also jener Schar außergewöhnlich pfiffiger, hilfsbereiter oder übersinnlich begabter Charaktere, mit denen die Medienwelten von Kindern und Jugendlich so überreich gesegnet ist. Die Ausstellung im Museum für Film und Fernsehen konzentriert sich auf diese „Helden“ und bietet den Kindern in einer abwechslungsreich konzipierten Ausstellung, die man wie eine dunkle geheime Höhle betritt, nicht nur Filmclips auf Monitoren, sondern auch richtig große Objekte wie z. B. ein hölzernes Pony von Pippi Langstrumpf. Die Aufforderung an die jungendlichen Besucher, sich auf eine Art mediale Schnitzeljagd zu begeben, um auf einer eigenen fiktiven Heldenreise den „wahren Helden“ zu finden, wirkt zwar etwas bemüht. Aber immerhin können die Kinder über medienbezogene, spielerische Aktionen einen Blick hinter die Kulissen werfen und erfahren, wie Helden entworfen und vermarktet werden.

Lobenswert ist der medienübergreifende und interkulturelle Ansatz der Schau: Ob die angelsächsischen Prototypen Batman, Superman oder Harry Potter, in Indien Shaktimaan und Krrish, in Japan Nausicaä oder Prinzessin Mononoke oder die arabischen Charaktere THE 99 und Ajaaj – Gutes tun und dabei Wunder bewirken sind zwei Eigenschaften, die ein moderner Medienheld mindestens erfüllen muss, wenn er Erfolg beim jungen Publikum haben will. Dort existiert offenkundig ein universelles Bedürfnis nach Vorbildern, die dem irdischen Einerlei enthoben sind.


Max-Peter Heyne - 24. April 2012
ID 5875
Vor allem die „Helden“-Ausstellung bietet ein umfangreiches Begleitprogramm bis in den Oktober hinein (mit Anmeldung: 030-24749-888). Museum für Film und Fernsehen, Filmhaus am Potsdamer Platz, Potsdamer Straße 2, 10785 Berlin, Di–So 10–18 Uhr, Do 11–20 Uhr. Eintritt 2 € Schüler, 4 € Erwachsene, kleine (6 €) und große (12 €) Familientickets


„KinderMedienWelten“, Museum für Kommunikation, Leipziger Str. 16, 10117 Berlin. Di 9–20 Uhr, Mi -Fr 9–17 Uhr, Sa/Sonn- und feiertags 10–18 Uhr. Eintritt 3 €, ermäßigt 1,50 €. Workshops und Führungen für Grund- und Sekundarschulklassen zu speziellen Tarifen, Anmeldung: 030-202 94 204


Weitere Infos siehe auch: http://www.deutsche-kinemathek.de


http://www.mfk-berlin.de



 

FILM Inhalt:

Rothschilds Kolumnen

BERLINALE

DOKUMENTARFILME

DVD

EUROPÄISCHES JUDENTUM IM FILM
Reihe von Helga Fitzner

FERNSEHFILME

HEIMKINO

INTERVIEWS

NEUES DEUTSCHES KINO

SPIELFILME

TATORT IM ERSTEN
Gesehen von Bobby King

UNSERE NEUE GESCHICHTE


Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal

 


Home     Datenschutz     Impressum     FILM     KUNST     LITERATUR     MUSIK     THEATER     Archiv     Termine

Rechtshinweis
Für alle von dieser Homepage auf andere Internetseiten gesetzten Links gilt, dass wir keinerlei Einfluss auf deren Gestaltung und Inhalte haben!!

© 1999-2024 KULTURA-EXTRA (Alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar!)