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UNSERE NEUE GESCHICHTE (Teil 56)

Ohne

Wasser

kein Leben



Bewertung:    



„Ich bin Teil des Flusses und der Fluss ist Teil von mir, man kann uns nicht trennen, wir gehören zusammen.“ (Ned Tapa, Māori)

*

Die Nachricht ging damals um die Welt: Die Neuseeländer hatten im Jahr 2017 den Fluss Whanganui als juristische Person anerkannt. Das war das erste Mal, dass eine solche Anerkennung einem Fluss zuteil wurde und die Krönung sehr lang andauernder Bemühungen von Umweltschützern: überwiegend von den Ureinwohnern Neuseelands, den Māori. Ned Tapa zählt zu den Ältesten seines Stammes, der seit Menschengedenken am Whanganui River angesiedelt ist, und leistet seinen Beitrag zu dessen Erhalt und Wohlergehen. Damals drehten die Niederländerin Corinne van Egeraat und der Tscheche Petr Lom einen Kurzfilm über das bemerkenswerte Ereignis und kamen ein paar Jahre später zurück, um einen Langfilm mit Ned Tapa zu produzieren. Der Māori-Wächter organisierte eine fünftägige Kanufahrt mit internationalen Teilnehmern entlang der üppigen Flusslandschaft bis zum Meer. So entstand der Dokumentarfilm I Am the River, the River Is Me, der ein wahrer Augen- und Ohrenschmaus ist. In der Filmbeschreibung heißt es:


“Der Klangkünstler Puoro Jerome begleitet die Reise mit heilender Taonga-Pūoro-Musik. Der Film mischt Trauer und Hoffnung - eine Reise der Freundschaft, eingetaucht in die Schönheit des Flusses und geleitet von einem Geist der Einigkeit.”


Mit von der Partie sind u. a. Neds Enkel Kanui Tapa, Justine Muller, eine Künstlerin aus Australien, und Melissa Kennedy, eine junge First-Nation-Aktivistin aus Australien. Da sie keine Älteste ist, bat sie ihren Vater Brendan Kennedy, sie zu begleiten, der sich in Australien für die Rechte der Aborigines einsetzt. Insbesondere Brendan erweist sich als ein wahrer Schatz, da er und Ned die vielen Gemeinsamkeiten ihrer Völker entdecken und ihre Erfahrungen austauschen. Neds Aufgabe ist es, das Erbe des Flusses zu erhalten und der Nachwelt weiterzuvermitteln. Die Māori rufen singend den Fluss an, um sich mit ihm zu verbinden. Ned betet dazu einen Ruruku, auch um die Ahnen um Unterstützung zu bitten. Für die Ureinwohner ist die Erde ihre Mutter und ein lebendiges Wesen. Und alles auf ihr ist belebt. Die Māori können es spüren, sagen sie, auch wenn es eine unsichtbare Kraft ist.

Auf der Kanufahrt kann man erkennen, dass der Whanganui sich mittlerweile in einem guten Zustand befindet. Das war nicht immer so. Die Wasserqualität war früher sehr schlecht, weil die Toilettenspülungen, Industrie- und Schlachtabfälle ungeklärt in den Fluss geleitet wurden. Die britische Krone erlaubte sogar Dampfschifffahrt und den Abbau von Fluss-Kies. Brendan freut sich für die Māori, bedauert aber, dass es seit der Landnahme von Australien den Flüssen schlecht geht, überall gibt es Pumpen, Rohre, Kanäle, Abwasserleitungen und Dämme. Die Aborigines in den entlegeneren Regionen haben kaum noch Wasser und können keine Nahrung mehr anbauen. Brendan selbst hat sich auf die Vermittlung von Stammessprachen an die Jugend spezialisiert, von denen er sechs beherrscht. Viele stehen vor dem Aussterben, weil die Aborigines früher Gefahr liefen, ihre Kinder weggenommen zu bekommen, wenn sie ihnen ihre eigene Sprache beibrachten. Wie Brendan seinem Fluss helfen kann, ist ihm noch nicht so klar. Ned rät ihm, dass sich alle Betroffenen zusammenschließen und gemeinsam dagegen vorgehen könnten. Damit könne man schon Einfluss nehmen. Der betroffene Fluss ist 2000 Kilometer lang und es leben mehr als 20 Stämme an seinen Ufern.

Die Filmemacher zeigen auch das Dokumentarmaterial von der Gesetzesverabschiedung. Als der Whanganui eine juristische Person wurde, besangen die Māori in den Rängen des Parlamentes den Fluss, Mutter Erde und ihre Ahnen, denn nun können Konzerne nichts mehr ohne ihre Genehmigung am Fluss unternehmen. Die Māori regeln das zusammen mit den lokalen Behörden, und es gibt zwei „Fluss-Sprecher“, die der Regierung auf die Finger schauen. Brendan ist beeindruckt und betont, wie wichtig der Schutz der Gewässer ist, weil unsere Existenz vom Wasser abhängt. Ned bringt ein, dass die Māori den Fluss nicht besitzen wollen, sie wollen seine Wächter und Behüter sein. Sie glauben traditionell nicht an persönliche Besitztümer, weil in der Natur alles allen gehört. Ned setzt sich dafür ein, dass das Beispiel Schule macht und ein Fluss nach dem anderen als juristische Person anerkannt wird, damit sich das Bewusstsein gegenüber der Natur erweitern kann.

Während der Kanufahrt lernen wir einiges über die Weltsicht der Urbevölkerung. Immer wenn ein Māori etwas von der Natur nimmt, gibt er ihr etwas zurück. Das machen viele indigene Völker so und es muss nichts Materielles sein. In Neuseeland bezeichnet das Wort “Mauri” (!) die Lebensessenz eines Menschen, und wenn er die teilt, ist das eine solche Würdigung. Jede Pflanze, jedes Tier, jeder Fisch ist es z. B. wert, sich dafür einzusetzen. Alles ist miteinander verwoben und verbunden, alles trägt die Geschichte der Schöpfung in sich. Von den Aborigines werden die verbindenden Teile zwischen dem Menschen und seiner meta/physischen Umgebung songlines genannt, Traumpfade, die für sie sehr real sind, weil sie von Ahnenwesen erschaffen wurden und kulturelle Routen sind.

Viele glauben mittlerweile, dass angesichts des Zustands der Erde und des Klimas die Welt gerettet werden könne, wenn man auf die Indigenen hörte. Brendan erklärt, dass die Aborigines z. B. nur noch 3 % der australischen Bevölkerung ausmachen. Es müssten sich mehr nicht-indigene Menschen einsetzen. - Wenn man sich die Liste der Organisationen ansieht, die bei der Kinotour des Films durch einige Großstädte mitwirken, weist das schon in die genannte Richtung. Neben der Stiftung Living Rivers nehmen u. a. der World Future Council, das CleanRiverProject, ClientEarth teil und KRAKE, die für Müllsammelaktionen berühmt sind und sich im Jahr 2021 nach der Flutkatastrophe im Ahrtal und anderen betroffenen Regionen eingesetzt haben.

Das Filmemacher-Duo Corinne van Egeraat (Produktion) und Petr Lom (Regie und Kamera), der norwegische Toningenieur Ad Stoop und sein Assistent der Māori Tahuora Ohia haben zusammen mit einem multinationalen Team einen wichtigen Beitrag zur Schaffung eines Bewusstseins für die Belange unserer Erde geschaffen.

Insgesamt sind die Rechte der Natur die am schnellsten wachsende juristische Bewegung der Welt, wozu auch die Anerkennung von Tieren als empfindende Wesen gehört.



Der Maori Ned Tapa führt eine fünftägige Flussfahrt an | © mindjazz pictures

Helga Fitzner – 3. Mai 2025
ID 15250
Weitere Infos siehe auch: https://mindjazz-pictures.de


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