Filme, Kino & TV
Kunst, Fotografie & Neue Medien
Literatur
Musik
Theater
 
Redaktion, Impressum, Kontakt
Spenden, Spendenaufruf
Mediadaten, Werbung
 
Kulturtermine
 

Bitte spenden Sie!

KULTURA-EXTRA durchsuchen...

Dokumentarfilm

Vater,

Mutter,

Kind



Bewertung:    



[Montagabend gab es einen Film, den ich bis da nicht kannte - es scheint also manchmal gut, durch die TV-Kanal-Landschaft zu zappen und, durch einen zufälligen "Glücksmoment", das Richtige gewählt zu haben; in der 3sat-Mediathek kann auf das nachstehend Empfohlene noch eine Weile lang zurückgegriffen werden...]
*

Electroboy ist eine Familiengeschichte. Sie ist so bizarr, so tragikomisch wie sie wohl von Hesse, Frisch und Robert Walser (um nur drei von weltberühmten Schweizer Dichtern anzuführen) nicht bizarrer oder tragikomischer erdichtet hätte werden können - mit dem einen wohlwichtigen Unterschied: Dieser Roman ist wahr!

Florian Burghardt ist kein Einzelkind. Er hat bzw. hatte noch zwei Brüder, der eine ist viel älter als er, und der andere kam durch einen Verkehrsunfall ums Leben - erst danach, nach dieser einschneidenden Katastrophe in dem Leben seiner Eltern, wurde Florian (als "Ersatz" für den verstorb'nen kleinen Bruder, den er so natürlich nur von Bildern und Erzählungen her kennt) gewollt, geplant, gezeugt, geboren. Er wuchs in schier klaustrophobischer Behütung auf, die Mutter (Hausfrau) tat ihn weitestgehend von der Umwelt abschotten, der Vater (Angestellter einer Schweizer Flugzeugfirma) wusste ebenso, wie seine Frau, fast nichts von seinem Sohn. Die Eltern scheinen aufgeräumt, katholisch, bieder. So ein eigentlicher Kleinstfamilienbund aus Vater, Mutter, Kind ist freilich nicht nur in der Schweiz, sondern auch anderswo sprich überall zu finden. Dennoch ist er ausnahmsvoll und - für die Floriangeschichte - singulär.



Der Vater: Peter J. Burkhardt | (R) Vinca Film GmbH


Die Mutter: Hildegard Burghardt | (R) Vinca Film GmbH


Das Kind: Florian Burghardt | (R) Vinca Film GmbH


Florian Burkhardt (der Electroboy) hegte von klein auf große Pläne. "Lange sah es aus, als falle ihm alles in den Schoß: Er reüssierte als Supermodel, surfte auf der Dotcom-Blase und war der König der Zürcher Clubszene. Doch plötzlich schaut er in den Spiegel – und was er sieht, tut weh." (Quelle: 3sat)

Der Dokumentarfilmer Marcel Gisler hatte ihn vor über zwei Jahren in dessen Bochumer Wohnung besucht und mit ihm ein sehr langes und sehr, sehr persönliches Gespräch geführt. Damit beginnt der Film, und damit endet er; "zeitgleich" sehen wir Florians Hund, das einzige Bezugswesen für ihn, das, das er abzukuscheln fähig ist. Zu Anderen (zu Menschen) will er keinen, v.a. aber keinen körperlichen Kontakt. / Am Schluss der fast zwei Stunden andauernden Filmbiografie ist man zu Tränen gerührt, als seine Mutter, die urplötzlich (und für Florian + Familie völlig überraschend) ihren Mann verließ, den leibhaftigen Sohn, der sie in ihrem freiwillig gewählten Schweizer Berg-Exil besucht, in ihre Arme nimmt...


"Florian erzählt, wie sein eigenes Leben mit 21 Jahren begonnen hatte. Er hatte das Lehrerpatent in der Tasche und liess das strenge Diktat des Elternhauses hinter sich. Mit Hilfe eines Freundes baute er eine komplette Identität als künftiger Filmstar auf. In Los Angeles fand er auch gleich den passenden Agenten.

Florian Burkhardts Erinnerungen bekommen nicht nur durch seine Formulierungen eine manische Qualität. Es ist vor allem auch sein eigenes, fast ungläubiges Staunen über die eigene Unverfrorenheit, den naiven Erfolgsdrive, der ihn damals beherrschte – und ihm offensichtlich Flügel verlieh. Ihm, und seinem Mentor, Freund, Manager, Financier, Chauffeur, Agent Urs 'Fidji' Keller.
(...)

Die unglaublichen und zu guten Teilen unglaublich erfolgreichen Selbst-Erfindungen des Florian Burkhardt sind schon für sich genommen derart phantastisch, dass es manchmal schwer fällt, alles für bare Münze zu nehmen..."

(Quelle: dto.)



Wenn man jung und schön ist - will der Film auch sagen - liegt einem die Welt zu Füßen. Und entweder bist du dann der "Chef" über die Welt (die dir zu Füßen liegt), oder die Welt tut sich deiner (Jugend & Schönheit) aufs Gefräßigste bemächtigen. Schalten und Walten; doch die Perspektive und von welcher Warte aus geschaltet und gewaltet werden würde - das scheint das Entscheidende. In jedem Fall ist es ein Wendepunkt in deinem jungen, schönen Leben.

Hochgenial gestrickt.


Andre Sokolowski - 24. August 2016
ID 9498
Weitere Infos siehe auch: http://www.electroboy.de


http://www.andre-sokolowski.de

Rosinenpicken

Dokumentarfilme



Hat Ihnen der Beitrag gefallen?

Unterstützen auch Sie KULTURA-EXTRA!



Vielen Dank.



 

FILM Inhalt:

Rothschilds Kolumnen

BERLINALE

DOKUMENTARFILME

DVD

EUROPÄISCHES JUDENTUM IM FILM
Reihe von Helga Fitzner

FERNSEHFILME

HEIMKINO

INTERVIEWS

NEUES DEUTSCHES KINO

SPIELFILME

TATORT IM ERSTEN
Gesehen von Bobby King

UNSERE NEUE GESCHICHTE


Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal

 


Home     Datenschutz     Impressum     FILM     KUNST     LITERATUR     MUSIK     THEATER     Archiv     Termine

Rechtshinweis
Für alle von dieser Homepage auf andere Internetseiten gesetzten Links gilt, dass wir keinerlei Einfluss auf deren Gestaltung und Inhalte haben!!

© 1999-2024 KULTURA-EXTRA (Alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar!)