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Unsere Neue Geschichte (Teil 11)

Die Zukunft

auf unseren

Tellern



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Da haben wir den Salat

Die Zukunft der Menschheit und des Planeten Erde entscheidet sich im Supermarkt: „Unser Einkaufskorb ist eine mächtige Waffe gegen die Massentierhaltung, gegen die Umweltzerstörung und damit gegen den Welthunger. Er kann der Schlüssel für einen positiven Wandel der Lebensbedingungen auf diesem Planeten sein“, meint die junge österreichische Filmemacherin Nina Messinger, die mit großem Elan das Filmprojekt Hope For All. Unsere Nahrung – unsere Hoffnung realisiert hat. Im Grunde genommen ist es einfach: wir könnten fröhlich essend die Welt retten, wenn wir da nicht schmerzliche Einsichten an uns heran lassen und eine Veränderung unser Gewohnheiten einleiten müssten.

Der Film beginnt mit Fallbeispielen, wie sich schwer kranke Menschen durch eine Ernährungsumstellung sprichwörtlich wieder gesund gegessen haben. Unter der Anleitung von Fachärzten gelang ihnen die Rückkehr in ein gesünderes Leben. Zu den Medizinern und Biochemikern, die ihre Erfahrungen und Studienergebnisse vorstellen, gehören die US-Amerikaner Dr. Caldwell B. Esselstyn Jr., Prof. Dr. T. Colin Campbell, der deutsche Prof. Dr. Claus Leitzmann und der Österreicher Dr. Ruediger Dahlke. Sie alle stellen einen Zusammenhang zwischen einigen schweren Erkrankungen und unserer westlichen Ernährung her, dazu gehören insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs. Unser Lifestyle habe zu einer Abhängigkeit von tierischer Ernährung geführt, 250 Millionen Tonnen Fleisch werden von der Weltbevölkerung jedes Jahr verspeist. Besonders in der westlichen Hemispähre ist Fleisch so billig geworden, dass wir es in großen Mengen vertilgen. Das kann sich aber weder unsere Gesundheit noch der Planet Erde auf Dauer leisten.



Die Rückkehr zum ökologischen Anbau und pflanzlicher Ernährung ist unverzichtbar | © Tiberius Film


Der Fleischkonsum ist dabei nicht der einzige Risikofaktor. Entgegen anderslautender Aussagen sind Milch und Milchprodukte längst nicht so gesund, wie propagiert. Im Gegenteil: Sie haben keine Ballaststoffe, keine komplexen Kohlehydrate und nur wenige Vitamine. Die Forschungsergebnisse sind eindeutig: Milchproteine, insbesondere das Kasein, fördern alle Stadien des Krebswachstums. Andere Studien beweisen, dass Milch als Kalziumlieferant gar nicht funktioniert. Im Gegenteil übersäuern Milchprodukte unseren Körper, der das mit dem in den Knochen befindlichen Kalzium ausgleicht. Das führt zu Osteoporose. - Wie konnte es aber kommen, dass sich unser Fleisch- und Milchkonsum derart ins Uferlose gesteigert hat? Nun, die Konzerne wollen Geld verdienen, namentlich die Nahrungsmittel- und Pharmaindustrie, und es gibt keine Interessensgruppe, die uns gesund erhalten will. Im Film heißt es: „Die Vertreter dieser Gruppen haben Wissenschaft und Regierungen unterwandert. Die Industrie ist so mächtig, dass sie kontrolliert, wer in den Gremien sitzt.“ Doch es gibt auch Hoffnung. Die wahre Gesundheitsrevolution geschehe nicht durch neue Medikamente oder Operationen, sondern in einem bewussteren Ernährungsverhalten.


„Nutztierhaltung ist ein Brandbeschleuniger des Klimawandels“

Es geht aber um weit mehr als unsere individuelle oder kollektive Gesundheit. Wir essen die Erde kahl, und es wird schon bald nicht mehr genug Anbaufläche für Futter da sein, denn der wachsende Fleischkonsum ist Hauptverursacher des Klimawandels und des Artensterbens. Derzeit befinden sich 25 Milliarden Nutztiere auf der Erde. Das meiste Getreide wird an Tiere verfüttert, während weltweit 1,8 Milliarden Menschen hungern und täglich 15.000 Kinder an Unterernährung sterben. Die Physikerin und Umweltaktivistin Dr. Vandana Shiva rechnet vor, dass in den USA nur 2 Prozent des angebauten Sojas von Menschen verspeist werden. 70 Prozent werden an Tiere verfüttert und 28 Prozent dienen der Gewinnung von Biotreibstoff. „So wird Profitgier gestillt, nicht der Hunger der Menschen“, konstatiert Dr. Shiva. Sie erläutert weiter, dass Europa bereits drei Viertel des Futtermittelbedarfs importieren muss. Allein 35 Millionen Tonnen Soja kommen aus Südamerika, wo dafür kostbarer Regenwald abgeholzt wird, der den Monokulturen der Agrarkonzerne weichen muss.

Dabei ist der Regenwald ein unverzichtbarer Kohlendioxidspeicher und verbessert das Weltklima. Deshalb ist der Regenwald wertvoller als Fleisch. Die Statistiken sind niederschmetternd. Für die Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch wird so viel CO² verbraucht, wie für eine 100 Kilometerfahrt mit einem Pkw. Die Rinder scheiden große Mengen Methangas aus, das 25 mal klimaschädlicher ist als CO². 300 mal schädlicher als CO² ist das Lachgas, das beim Ausbringen von Kunstdünger ausgebracht wird. Für die Herstellung von 1 Kilogramm Rindfleisch werden zudem 15.500 Liter Wasser benötigt, ein Kilogramm Kartoffeln liegt bei 900 Litern Wasser. Dr. Vandana Shiva kommt zu dem Schluss: „Die derzeitige Fleischproduktion ist ein Verbrechen gegen die Erde und unseren Körper.“


„Der würdelose und kalte Tod“

In der heutigen Massentierhaltung ist jeder Bezug zum Tier als Mitgeschöpf verloren gegangen. 98 Prozent der Tiere werden in Tiergefängnissen gehalten, ohne Tageslicht und unter extremer Platznot. Die Kastenstände für Schweine sind gerade mal so groß wie das Schwein selbst. Ihm stehen nach Richtlinie 0,75 Quadratmeter zu bei einem Durchschnittsgewicht von 110 Kilogramm. Es steht auf nacktem Beton. Die Sterberate unter diesen Bedingungen liegt bei 10 Prozent. Ein Huhn hat eine normale Lebenserwartung von 20 Jahren, heute hat es innerhalb von 42 Tagen sein Schlachtgewicht erreicht. In der Geschichte der Menschheit hat es noch nie ein derartiges Ausmaß an Tierquälerei gegeben, weder in Hinsicht der Quantität noch der Intensität.



Die Bedingungen auf den Schlachthöfen sind unhaltbar | © Tiberius Film


Der Einsatz von Antibiotika ist bei derartiger Haltung unverzichtbar. Trotz Verbots werden Antibiotika auch als Leistungsförderer verabreicht, weil die Tiere dann schneller wachsen. Dadurch ist eine fortschreitende Antibiotikaresistenz entstanden, die auch für Menschen eine gesundheitliche Gefahr darstellt. Allein in Europa sterben jährlich 25.000 Menschen an durch resistente Keime ausgelösten Krankheiten. Weltweit werden jährlich 65 Milliarden Tiere geschlachtet, das sind mehr als 2000 Tiere pro Sekunde. Allein die Verdienstspanne an Antibiotika ist dabei enorm.



Tiere sind empfindende Wesen | © Tiberius Film


Es ist unzweifelhaft, dass Tiere empfindende Wesen sind. Wenn Kühe 24 Stunden nach der Geburt von ihrem Kalb getrennt werden, rufen beide noch tagelang nach einander und trauern. Tiere verfügen über ein ausgeprägtes Seelenleben. Das kennen wir alle von unseren Haustieren, nur bei Nutztieren verdrängen wir das und sehen sie als Objekt. „Die höchste Form des Lebens ist das Mitgefühl“, sagt Dr. Vandana Shiva, „überall auf der Welt sind Menschen dabei, sich von der Vorstellung zu lösen, dass die Erde nur tote Materie ist und Lebewesen nur Objekte sind. Wir müssen uns zu einem Ganzen zusammenschließen. Kein Leben ist weniger wert als ein anderes... Mit unserer Entscheidung, was wir essen, können wir die Welt ändern.“

*

Der Filmemacherin Nina Messinger ist ein aufrüttelnder Dokumentarfilm gelungen. Sie trägt die Fakten und ihr Anliegen sach- und fachgerecht vor, allerdings ist sie manchmal etwas zu plakativ und eindimensional. Das ist aber der Dringlichkeit des Themas geschuldet. Man könnte sich wünschen, dass sie die Zuschauer, die mit dem Thema noch nicht so vertraut, etwas mehr mitnähme, aber auf der anderen Seite ist die Kompromisslosigkeit, mit der sie die harten und grausamen Wahrheiten behandelt, durchaus angemessen und bewundernswert. Auf jeden Fall ist Hope For All einer der couragiertesten Debütfilme der letzten Jahre.


Helga Fitzner - 10. Mai 2016
ID 9306
Weitere Infos siehe auch: http://www.hopeforall.at/


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