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Dokumentarfilm

Ganz normal

verrückt



Bewertung:    



Eigentlich wollten Oliver Sechting und sein Freund Max Taubert vier Wochen in New York nutzen, um sich mit Musikern, Schauspielern und Filmemachern vor Ort über die Kunst-Szene im "Big Apple" zu unterhalten. Stattdessen drängten sich jedoch immer mehr die Ängste und Zwangsvorstellungen von Ko-Regisseur Sechting in den Mittelpunkt, bis diese den Film schließlich dominierten und die Freundschaft der beiden Filmemacher auf eine Probe stellten. Aus der Not machten Sechting und Taubert eine Tugend: nämlich einen anderen Film als geplant, eben Wie ich lernte, die Zahlen zu lieben.



Szenenbild aus dem essayistischen Dokumentarfilm Wie ich lernte, die Zahlen zu lieben | Foto (C) missingFilm Verleih


Die Zahl 58 in Verbindung mit einer sechs oder einer neun macht Oliver Sechting Angst: „Das sind Todeskombinationen!“ Um sich zu beruhigen, neutralisiert der Filmemacher angstauslösende Kombinationen mithilfe von angenehmeren Zahlen und Farben. „Die Sieben ist eine typische Glückszahl oder die Farbe weiß gilt als neutral“, erklärt Oliver Sechting, der davon überzeugt ist, kurz vor seinem 40. Lebensjahr einen schnellen Krebstod zu erleiden. Heute ist er 38.

Trotz der ständigen Präsenz der Zwangsneurosen von Sechting kommen verschiedenste Vertreter der New Yorker Kunstszene im Film zu Wort: Claudia Steinberg und Anna Steegmann, Schauspielerinnen aus Rosa von Praunheims New York-Filmen, geben einen kleinen Einblick in die amerikanische Filmwelt. Besonders emotional wird es, als Anna Steegmann vom Tod ihres Geliebten Roman erzählt, was ihr Leben schlagartig änderte. Der Tod ist auch für Oliver Sechting ein wichtiges Thema: Sechtings Vater hatte Krebs und starb an der Krankheit, als Oliver 11 Jahre alt war. Aus diesem schweren Verlust heraus wuchsen seine Ängste und Zwänge, die sich zu einem ganzen „Zwangssystem“, wie er es nennt, entwickelten.



Max Taubert, der Regisseur von Wie ich lernte, die Zahlen zu lieben | Foto (C) missingFilm Verleih


Regisseur Max Taubert versucht so gut es geht, mit den krankhaften Tics und dem zwanghaften Aberglauben seines Freundes umzugehen, braucht mit der Zeit aber immer öfter Abstand. Deutlich spürt man, wie schwierig diese Situation für die beiden Regisseure ist. Eingeschobene Sequenzen mit verstörenden Bildern – „Visionen“ – visualisieren, wie es sich anfühlen kann, ewigen Angstzuständen ausgesetzt zu sein. Der Film wirft Fragen über große Themen wie Akzeptanz, Freundschaft und Tod auf. Die Protagonisten gehen durch emotionale Höhen und Tiefen; und der Zuschauer ist mittendrin. Offen und ungeschönt, aber auch humorvoll und selbstironisch, zeigen Oliver Sechting und Max Taubert, wie das Leben mit Zwangsneurosen sein kann – für den Betroffenen und seine Mitmenschen.
Sarah-Charline Meiners - 3. Dezember 2014
ID 8295
Unsere Gastautorin Sarah-Charline Meiners studiert z.Z. Journalistik an der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation – MHMK, Standort Berlin und wird dort von Max-Peter Heyne betreut.

Weitere Infos siehe auch: http://www.zahlenliebe.de




 

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Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal

 


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