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Dokumentarfilm

Der Kreislauf

des Lebens



Bewertung:    



Es stimmt: Viele Menschen haben sich von der Natur und damit von ihren eigenen Wurzeln entfernt, obwohl wir eigentlich wissen, dass auch wir ein integraler Bestandteil der Schöpfung sind. Doch irgendetwas Wildes, Ursprüngliches brodelt wohl in allen von uns, so angepasst wir auch an Bildungs,- Gesellschafts- und politische Systeme zu sein scheinen. Von dieser Kraft, dieser Lebensenergie, diesem Wildwuchs berichtet der schweizerische Dokumentarfilm Wild Plants des deutschsprachigen Regisseurs Nicolas Humbert. Humberts Film ist eigenwillig und in der künstlerischen Gestaltung kompromisslos, so dass der Zuschauer sich stellenweise selbst orientieren muss, was aber erfreulich von den manchmal viel zu absehbaren Naturfilmen abweicht. Und ein „Naturfilm“ im gewohnten Sinne ist Wild Plants auch nicht.

„Wovon erzählen in dieser Zeit mit all ihren Zerstörungsszenarien, wenn nicht von ihren Lebensmöglichkeiten?“ meint Humbert. „Ich habe Menschen getroffen, die auf ganz unterschiedliche Weise und an ganz verschiedenen Orten diese Hoffnung und Gestaltungsmöglichkeiten im Zusammenspiel mit der Pflanzenwelt realisieren. - Da ist Maurice Maggi, der seit vielen Jahren in Zürich wilde Pflanzen anlegt, wo sonst nur Beton und Brachland ist. Seine Interventionen sind sowohl politisch als auch poetisch zu betrachten und haben das Gesicht der Stadt verändert.“



Maurice Maggi pflanzt seit Jahren in nächtlichen Exkursionen Pionierpflanzen im öffentlichen Raum an | (C) Close Up Films


Es sieht schon ein bisschen merkwürdig aus, wenn der „Guerilla-Gärtner“ Maurice Maggi mit Plastiktüten und kleinem Gartengerät ausgestattet durch das nächtliche Zürich schleicht und auf Brachflächen, zwischen Parkplätzen, auf städtischen Grünstreifen und manchmal sogar hinter Abfalleimern seine Samen einpflanzt. Es sind keine Rosen oder andere Schönheiten, sondern eher unscheinbare Pionierpflanzen. Das sind genügsame Arten, die oft als Erstbesiedler zur Bodenentwicklung beitragen. Sie werden danach oft von anspruchsvolleren Gattungen verdrängt, die aber nur durch die vorherige Existenz der Pioniere dort wachsen können. Das Ergebnis von Maggis jahrelangem Schaffen ist beeindruckend und zeugt von einer starken und wunderbaren Vision, die er im Alleingang durchführt.

Humbert stellt auch menschliche Pioniere vor. Im Umland von Genf ist das Kollektiv Les Jardins de Cocagne entstanden, das neue Formen des Gartenbaus und der Landwirtschaft entwickelt. In Detroit, der ruinierten Autostadt in den USA, experimentieren Kinga Osz und Andrew Kemp mit Urban Gardening, um mitten in der Stadt Wege zur Selbstversorgung und Ernährungssouveränität zu finden.

Der amerikanische Aktivist Milo Yellowhair gehört zum Stamm der Lakota-Sioux-Indianer. Er will die alten Kenntnisse der Indianerstämme erhalten, aber auch die ihnen innewohnende Spiritualität: „Alle Klänge der Natur schenken uns Sprache, alles in der Natur gibt uns Menschen unsere Form.“ Er weiß, dass jede Lebensform ihr eigenes Lied hat und dass auch jeder Mensch sein eigenes Lied im Herzen trage.



Milo Yellowhair gehört dem Stamm der Lakota-Sioux-Indianer an und teilt seine spirituellen Erkenntnisse | (C) M. Pitteloud, Close Up Films


In der Dokumentation geht es um Transformation. Das kann der Wechsel der Jahreszeiten sein, aber auch der vom Leben zum Tod. Wie bei den Pionierpflanzen können wir den Nährboden für neue Naturformen liefern. Die Protagonisten sind auf jeden jeden Fall Pioniere des Lebens, die bestrebt sind, mehr im Einklang mit der Natur zu leben und sich als Teil von ihr zu verstehen. Sie haben die Kreisläufe der Natur und des Lebens verstanden und für sich selbst den Kreislauf der Zerstörung der Natur durchbrochen. Die Würdigung der mitunter recht unscheinbaren Natur und ihrer Gaben steht für sie im Vordergrund.



Unverzichtbare Universal-Genies. Ohne Regenwürmer läuft gar nichts | (C) Close Up Films


Nicolas Humbert schert sich leider etwas zu wenig um die Zuschauer. Wir erfahren viel zu wenig über die Menschen, die er vorstellt, so dass sie einem bei aller Sympathie fremd bleiben, er hat viel zu lange Einstellungen, und vor allem der Anfang ist eine Geduldsprobe. Es gibt eingangs Längen, bei denen man sich fragt, was sie sollen, dann sieht man ebenfalls lange Einstellungen der Gesichter der Mitwirkenden ohne Erklärungen. Das ist sehr schade, denn am Ende lohnt sich der Film doch.


Helga Fitzner - 12. Januar 2017
ID 9781

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