EUROPÄISCHES JUDENTUM IM FILM
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Das Konzert
Regie: Radu Mihaileanu
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(C) Concorde Film
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Die „absolute Harmonie“ liegt zum Greifen nah. Der begabte Musiker und Dirigent Andrei Filipov (Alexei Guskov) probt mit dem legendären Bolschoi-Orchester Tschaikowskys Konzert für Violine und Orchester D-Dur, op. 35. Der Erfolg, mehr noch, das selten zu erlebende vollkommene Verschmelzen von Musikern und Musik steht kurz bevor. Da wird das Konzert abrupt abgesagt. Das geschieht zu der Zeit, als Leonid Breschnew Präsident der damaligen Sowjetunion ist und alle Nicht-Kommunisten, Juden und Sinti und Roma als Volksfeinde gelten. Als Dirigent Filipov sich weigert, die (vielen) jüdischen Mitglieder seines Orchesters zu entlassen, wird er selber gleich mitgefeuert. Fortan fristet er sein Leben als Putzmann in eben jenem Bolschoi-Theater und ist den Schikanen des höhnischen Direktors ausgesetzt. Filipov ist mittlerweile 50 Jahre alt, trinkt und leidet an Depressionen. Glück hat er insofern, als seine Frau Irina (Anna Kamenkova Pavlova) unverbrüchlich zu ihm hält, vor allem, als eines Tages ein Fax eingeht, das alles verändern wird.
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Andrei Filipov (Alexei Guskow) hat große Träume - (C) Concorde Film
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Als er gerade das Büro des Direktors reinigt, kommt ein Fax vom Theatre du Chatelet aus Paris an. Direktor Duplessis (Francois Berléand) sucht kurzfristig Ersatz für ein indisponiertes Orchester und möchte das Bolschoi-Orchester für einen Termin in 14 Tagen engagieren. Filipov nimmt das Fax an sich und löscht auch die entsprechende e-Mail aus dem Posteingang des Bolschoi-Direktors. Zusammen mit seinem besten Freund, dem Musiker Sacha Grossmann (Dmitri Nazarov) sucht er alle ausgeschiedenen Mitglieder des damaligen Orchesters auf. Die leben überall verstreut und halten sich mit unterschiedlichsten Jobs über Wasser, als Straßenmusiker, Handyverkäufer, Möbelpacker und Taxifahrer. Es ist nicht so einfach, die einstmals so brutal Geschassten von der Idee zu überzeugen, aber nach Paris wollen sie eigentlich alle.
Filipov lässt das alte Bolschoi-Orchester wieder aufleben. Nur – es sind seitdem rund 30 Jahre vergangen. Da sie einen versierten Theatermanager für die Verhandlungen mit Paris brauchen, engagieren sie Ivan Gavrilov (Valeri Barinov). Der gehörte früher zwar zu den Parteibonzen, die für die Entlassung des alten Ensembles mit zuständig war, aber in der Not... Nun gilt es für das Geigensolo noch die begabte Nachwuchsmusikerin Anne-Marie Jacquet (Mélanie Laurent) zu gewinnen. Es gibt in ihrer Lebensgeschichte eine Gemeinsamkeit mit der von Filipov, aber davon weiß sie nichts. Im Laufe der Begegnung zwischen den beiden werden sie von der Vergangenheit eingeholt.
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Das Büro des vermeintlichen Bolschoi-Theaters: Manager Ivan Gavrilov (Valerie Barinov), Filipov und sein bester Freund Sasha Grossmann (Dmitri Nazarov) - (CI Concorde Film
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Mittlerweile bereiten sich die Musiker des falschen Bolschoitheaters auf die Reise nach Paris vor. Dabei geht es gar nicht koscher zu. Es werden Pässe gefälscht, Zollbestimmungen unterlaufen... Als sie endlich in Paris eintreffen, schwänzen die Musiker die Proben und machen derweil Geschäfte. Nachdem die meisten dann noch die Nacht durchzecht haben, steht es schlimm um das Konzert. Anne-Marie sagt aufgrund des unprofessionellen Verhaltens des Orchesters ihre Teilnahme ab. Damit scheint der Traum von einer Wiederauflage von Tschaikowkys Konzert für Violine und Orchester D-Dur, op. 35 ausgeträumt.
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Der rumänischstämmige jüdische Regisseur Radu Mihaileanu (Jahrgang 1958) hat in Drehbuch und Regie Menschen beschrieben, die den Anschluss an die Gesellschaft verloren haben. In der Vergangenheit hat es einen Moment, ein herausragendes Ereignis in ihrem Leben gegeben, das Konzert, doch das wurde ihnen von einem totalitären Regime genommen. Sie sind am Boden, aber sie wollen nun sich selbst und auch anderen beweisen, wertvolle Mitglieder einer Gemeinschaft zu sein. Das gelingt nur mit Hindernissen: „Sie wollen die absolute Harmonie finden, wenn auch nur für einen Moment – für die Länge eines Konzerts – und beweisen, dass sie noch die Kraft zum Träumen haben und die Kraft, für diese Träume einzustehen“, erklärt Mihaileanu. „Die Entlassung damals hat bei ihnen ein Trauma ausgelöst, das sich 30 Jahre lang nicht abschütteln ließ. Ein solches Schicksal mussten viele Menschen aus dem damaligen Ostblock erleiden.“
Mihaileanu hat selbst Erfahrungen mit Diktatur gemacht. Ihm gelang es aber, 1980 dem Regime Nicolae Ceausescus in Rumänien zu entfliehen und nach einigen Jahren in Israel sich in Frankreich niederzulassen. Zu seinen bedeutendsten Filmen gehören „Zug des Lebens“ (1998), indem sich während des Zweiten Weltkriegs einige Juden als Nazis verkleiden und die Deportation ihrer Mitgefangenen vortäuschen. In „Geh und lebe“ (2005), wandert ein äthiopischer Junge als vermeintlicher Jude nach Israel ein. Trotz ihrer Thematik sind diese Filme mit einem gewissen Humor versehen, der teilweise aus der Absurdität der Situationen entsteht, wie das auch bei „Das Konzert“ der Fall ist. dazu: „Am liebsten mag ich Humor, der als Reaktion auf Leid und Schwierigkeiten entsteht. Humor ist für mich eine erfreuliche und intelligente Waffe – eine Art Turnübung des Geistes – gegen Barbarei und Tod.“
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Schicksalhafte Verbindung: Filipov und Anne-Marie Jacquet (Mélanie Laurent) - (C) Concorde Film
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Diese Art von Humor und das Aufeinanderprallen der „barbarischen“ Russen und der „zivilisierten“ Franzosen, wie Mihaileanu sie nennt, ist eine gelungene Mischung aus Leichtigkeit und Tiefgang. Die eigentliche Hauptdarstellerin ist die Musik. 2010 gab es den französischen Oscar, den César für die beste Musik und den besten Ton.
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Helga Fitzner - 1. August 2010 ID 4742
Weitere Infos siehe auch: http://www.konzert-derfilm.de/
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