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DVD-Kritik

Steife Brise



Bewertung:    



Zwei schwule Fremde sitzen eine stürmische Nacht lang in einer Wohnung fest. Die Mittzwanziger tasten sich aneinander an, während sie über unterschiedliche Arten des schwulen Lebens sprechen. Sie vertrauen sich Gefühle und Geheimnisse an. Es kommt zu Missverständnissen, Schlagabtauschen und Sticheleien. Beide beschäftigen sich auch beruflich mit der Annäherung zwischen Männern, der eine als Dokumentarfilmer, der andere als Dating-App-Entwickler. Sie scheinen dem Flirt nicht abgeneigt; haben jedoch unterschiedliche Einstellungen zur Treue oder zur offenen Beziehung. Und wer stellt hier eigentlich wem nach?

Wetterumschwünge gehen mitunter in die Knochen. Im Low-Budget-Kammerspiel A Stormy Night (2020), jüngst auf DVD erschienen, liegt ein Knistern in der Luft. Der junge, extrovertierte katalanischer Regisseur Marcos trifft auf den schüchternen Start-Up-Mitarbeitenden Alan. Sie verbringen gemeinsam in einem New Yorker Appartement eine Nacht.

Marcos ist wegen eines Unwetters in New York gestrandet. Eigentlich wollte er hier nur einen Zwischenstopp machen. Er ist auf dem Weg von Barcelona zur Premiere seines Debüts in San Francisco. Dann wurde jedoch sein Flug unwetterbedingt gecancelt. Clara, Alans verreiste Mitbewohnerin, ist eine Schulfreundin von Marcos. Sie lädt letzteren spontan in ihr Zimmer ein. Clara informiert Alan telefonisch. Alan begrüßt den Rucksacktouristen freundlich und nicht ohne Neugier.

Denn Clara hat Alan von Marcos erotischem Dokumentarfilmsujet erzählt: Marcos hat sexuelle Beziehungen mit verschiedenen Männern. Für seinen Dokumentarfilm filmte er sie, nachdem er mit ihnen körperlich intim war. Alan hingegen lebt in einer monogamen Beziehung mit einem nicht geouteten Partner. Dieser schaut spontan vorbei, nachdem Alan ihm von Marcos erzählt hat. Vielleicht möchte er auch Marcos selbst in Augenschein nehmen. Schon früh ist es Alan, der Marcos spontan küsst. Emotionen kochen hoch, obwohl beide einander gegenüber argwöhnisch bleiben.

Der heute 28jährige Drehbuchautor und Regisseur David Moragas Llevat mimt selbst die Rolle des geheimnisvollen und attraktiven Marcos. Leider erscheint Jacob Perkins, der die anspruchsvollere Rolle des unscheinbar bis aufdringlichen Alan verkörpert, ihm gegenüber etwas blass. Wendungen und Dialoge wirken etwas konstruiert, wenn etwa Marcos im Sturm das Haus verlässt und Alan daraufhin zum Nervenbündel geriert. Das zentrale Sturm-Motiv, das auch vermeintliche Gewissheiten der Figuren infrage stellt, nimmt sich alsbald etwas schal und abgenutzt aus. Trotzdem insgesamt ein vielversprechendes, kurzweiliges Filmdebüt in atmosphärischen Schwarz-Weißbildern über Anziehung, Begehren, Liebe und das unbequeme Überprüfen altbewährter Gewohnheiten.
Ansgar Skoda - 9. Juni 2021
ID 12962
GMfilms-Link zu A Stormy Night


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DVD



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= katastrophal

 


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