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DVD-Kritik

Fatale

Femme

Fragile



Bewertung:    



Mara (Henriette Confurius) ist oberflächlich freundlich. Sie hilft in einer lichtdurchfluteten Wohnung halbherzig bei einem Umzug. Meist steht sie aber auch einfach nur unnütz im Wege herum und blockiert so die Umzugshelfer. Sie hat Herpes an ihren Lippen. Nachts stößt sie sich an einem geöffneten Fenster über ihrem Bett. Im weiteren Filmverlauf trägt sie einen blauen Fleck auf ihrer Stirn. Wenn sie sich unbeobachtet glaubt, agiert sie beunruhigend aggressiv eine unterdrückte Wut aus. Sie durchsticht mit einem Bleistift einen gefüllten Rotweinbecher, schüttet absichtlich heißen Kaffee über einen Hund aus, zerkratzt mit dem Teppichmesser eine Anrichte.

Mara führt einen ganzen Reigen schöner, geheimnisvoller, zuweilen unheimlicher Frauen an in dem experimentellen Drama Das Mädchen und die Spinne (2021), das bereits mehrere renommierte Filmpreise einheimsen konnte. Die Zwillingsbrüder Ramon & Silvan Zürcher porträtieren hier eine zerbrechliche Gemeinschaft. Lisa (Liliane Amuat) zieht aus der gemeinsamen WG mit Mara und Markus (Ivan Georgiev) in eine eigene Wohnung, was Mara überhaupt nicht recht ist. Waren die beiden Freundinnen ein Liebespaar? Große Vertrautheit offenbart sich in einer Geste zwischen ihnen, wenn eine Spinne über die Arme beider junger Frauen läuft. Da sind Spannungen, da ist Verletzlichkeit und Traurigkeit deutet sich leise an.

Wie beiläufig erzählt der Film von widersprüchlichen Stimmungen und von emotionaler Intensität. Er hält in der chaotischen, laut tönenden Dynamik des umzugsgeschuldeten Schieben und Drängens flüchtige, sehnsüchtige oder verstohlene Blicke fest. Handwerker Jurek (André Bennecke) flirtet mit Lisas umtriebiger Mutter Astrid (Ursina Lardi). Umzugshelfer Jan (Flurin Giger) versucht sich der schönen Mara anzunähern. Sie weist ihn ab, scheint aber nicht ganz desinteressiert. Nach einer Umzugsparty landet der junge Mann jedoch im Bett von Maras Nachbarin Kerstin (Dagna Litzenberger-Vinet). Wenig später legt der Umzugshelfer sogar bei Kerstins wunderlicher Mitbewohnerin Nora (Lea Draeger) Hand an. Dabei ist Mara, das eigentliche Objekt seiner Begierde, die ganze Zeit unmittelbar in seiner Nähe. Auf Mara hat scheinbar auch Lisas neue Nachbarin Karen (Sabine Timoteo) einen Blick geworfen. Sie sagt zu Mara vieldeutig: „Schade, dass nicht du hier einziehst. Wir hätten sicherlich viel Spaß miteinander.“ Karen findet in Lisas neuer Wohnung nicht nur die rätselhafte frühere Mitbewohnerin der neuen Nachbarin. Auch ihr herumstreunender Junge fühlt sich im Umzugsgetümmel sichtlich wohl. Doch da schreit schon ihr zweites Kind durch das Babyfon, wie ihr Mara mehrfach spröde lächelnd zu bedenken gibt.

Halbfertige Zimmer, Umzugskartons und andere Gegenstände offenbaren Übergänge und Brüchigkeit. Alltagssituationen begegnen Unvorhergesehenem und Banales changiert mit Eigenartigem vor dem Hintergrund der sich auflösenden WG. Auch die Kameraperspektive erscheint zum mehrfach eingespielten Chanson „Voyage Voyage“ von Desireless unsicher. Umzugsbilder gehen über in einen Fokus auf einen Presslufthammer, der Löcher in harte Böden bohrt. Die beiden Schweizer Ramon und Silvan Zürcher erzählen in ihrem zweiten, detailreich ausgeschmückten Langfilm spannungsvoll von ungreifbaren Träumen, Erinnertem, exzessiven Gefühlen, kurzen Konfrontationen und gleichzeitig auch von Erotik. Leider bleibt vieles nur angedeutet und erscheint so schnell auch befremdend, artifiziell und ein bisschen anstrengend.
Ansgar Skoda - 12. März 2022
ID 13510
Weitere Infos siehe auch: https://salzgeber.de/spinne


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= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal

 


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