Mutter und
Raumfahrerin
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Bewertung:
Mindestens jeder zehnte Astronaut ist weiblich. Etwa 65 Kosmonautinnen gab es unter insgesamt 593 Raumfahrern, die bis zum Jahr 2021 Weltraummissionen machten. Viele der Astronauten und Astronautinnen hinterließen Kinder auf der Erde. Doch wie erklärt eine Mutter einem kleinen Kind, dass sie bald die Erde und das Kind verlassen wird. Diese Frage beschäftigt die 45jährige französische Regisseurin und Drehbuchautorin Alice Winocour in ihrem behutsamen, bewegenden und intensiv gespielten Weltraumdrama Proxima – Die Astronautin (2019), das kürzlich auf DVD erschien.
Eva Green spielt hier die französische Astronautin Sarah Loreau. Sie wird zusammen mit dem US-Amerikaner Mike Shannon (Matt Dillon) und dem Russen Anton Ocheivsky (Aleksey Fateev) für eine einjährige internationale Marsmission ausgewählt. Der Titel der Mission lautet „Proxima“, weil der Mars der nächste Nachbar zur Erde ist. Crewchef Mike Shannon gibt Sarah früh zu erkennen, dass ihm ein Mann im Team lieber gewesen wäre. Er stellt Sarah bei nächster Gelegenheit ihrem Ersatzmann vor. Außerdem ist Sarah alleinerziehende Mutter einer siebenjährigen Tochter, Stella (Zélie Boulant-Lemesle). Der Vater des Kindes, ihr Ex-Freund Thomas (Lars Eidinger), lebt in einem Plattenbau in Darmstadt. Der Astrophysiker erklärt sich bereit, seine Tochter vorübergehend aufzunehmen. Eine Psychologin (Sandra Hüller) bereitet Mutter und Tochter darauf vor, sich für einen längeren Zeitraum trennen zu müssen.
Wir sehen Sarah und ihre Crew bei einem ambitionierten und strapaziösen Trainingsprogramm in der Vorbereitungsphase. Es gibt Pressekonferenzen, Simulationen in Raumanzügen, Isolationsvorschriften, ein Sportprogramm und Belastungstests bei hoher Rotationsgeschwindigkeit, festgeschnallt in Zentrifugen. Alice Winocour hat lange recherchiert. Sie zeigt Originalschauplätze und etwa Instrumente im Astronautenzentrum in Köln oder im Ausbildungsstützpunkt in Moskau. Später bewegen sich die Figuren am Raketenstartplatz in Kasachstan. Winocour hat ein Gespür für emotionale Spannung, eine ruhige und nüchterne Grundstimmung, vieldeutige Blicke und Gesten ihrer Protagonisten.
Proxima – Die Astronautin ist kein glamouröser Weltraum-Heldinnenepos. Sarah hat auch schwache Momente, wenn sie von Zweifeln zermürbt wird oder aufgrund der Entbehrungen und Anstrengungen nicht immer überlegt handelt. Eva Green zeichnet einfühlsam die emotionale Zerreißprobe einer liebevollen Mutter, die zugleich ehrgeizig eine zähe Astronautin sein möchte. Lars Eidinger ist als fürsorglicher, verlässlicher, vorübergehend alleinerziehender Vater angenehm zurückhaltend entgegen üblicher Rollenstereotype des unangepassten Egomanen besetzt. Ein sehenswertes Familiendrama, das im Abspann Wiederbegegnungen realer Astronautinnen und deren daheimgebliebener Kinder würdigt.
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Ansgar Skoda - 18. Dezember 2021 ID 13363
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