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Die Provinz Catalão, eine abgeschiedene Gemeinde in Brasilien, bietet wenig für homoerotische Sehnsüchte. In dieser Kleinstadt regieren Hitze und ausgedehnte Trockenheit. Regengüsse sind selten. Das Leben erscheint oftmals eintönig. Hier wurde Daniel Nolasco geboren, der Regisseur und Autor von Vento Seco (2020, dt. Trockener Wind). Eine schwule Szene gibt es hier nicht, eher Hassmorde an Schwulen, so der heute 38jährige. Sein Spielfilmdebüt porträtiert Annäherungen zwischen drei schwulen Männern mittleren Alters, die sich hier in der Düngemittelfabrik kennenlernen. Der Film wurde durch Mittel der nationalen brasilianischen Filmförderung getragen. Homophobie wird in Brasilien seit 2019 als Verbrechen geahndet. Nichtsdestotrotz gilt der amtierende rechtspopulistische Präsident Jair Bolsonaro als offen homophob. Homosexuelle werden im gesellschaftlichen Klima Brasiliens tagtäglich mit Diskriminierung, Hass und Gewalt konfrontiert. Die Dreiecksgeschichte Vento Seco, 2020 bei der BERLINALE für den Teddy nominiert, ist somit ein mutiger und radikaler Film.

*

Sandro ist Sicherheitsbeauftragter in der Agrarwirtschaft in diesem ländlichen Bundesstaat Goiás. Der vollbärtige und korpulente Mittvierziger führt ein eintöniges Leben, legt Puzzles und geht ins örtliche Schwimmbad oder auf den Jahrmarkt. Vento Seco wird alleine aus seiner Perspektive erzählt. Hauptdarsteller Leandro Faria Lelo zeichnet den Sandro starr, in sich gekehrt, behäbig, wartend, introvertiert und nach außen verschlossen wirkend. Der Film thematisiert dabei jedoch auch seine wollüstigen Träume. Sandros Phantasien sind voller schamlos ausufernder, sinnlicher Begierde. Sandros Träume zeichnen freizügige Szenerien im Sexclub-Neonlicht oder in der offenen Natur, inklusive Lack und Leder-Fetischismus und sanfter Sadomaso- oder Natursekt-Praktiken (FSK: ab 18).

Übergänge von Realität und Phantasie sind jedoch nicht immer gut erkennbar. Auf der realen Filmebene beobachtet Sandro andere Männer im örtlichen Freibad und in der Herrendusche. Er wird später von einem gutaussehenden Mann angebaggert. Heimlich verabredet er sich mit diesem jüngeren Arbeitskollegen, Ricardo (Allan Jacinto Santana), zum Sex. Beide leben ihre Sehnsüchte aus. Doch als der muskulöse Schönling Maicon (Rafael Theophilo) ebenfalls in der Fabrik anheuert, lenkt Sandro sein Hauptaugenmerk auf Maicon. Maicon beginnt jedoch eine Affäre mir Ricardo, sehr zu Sandros Missfallen. Eine unkontrollierte Eifersucht bricht sich bahn.

Es gibt nur wenig Dialoge. Eine gewerkschaftlich ambitionierte Kollegin (Renata Carvalho) macht Sandro mehrfach Gesprächsangebote, auf die dieser eher kleinmütig eingeht. Der Tod eines vierten Arbeitskollegen wird nicht in den zentralen Fokus um Sandros Begehren eingebettet. Die gezeigte herzliche Offenheit und Intimität unter den Kollegen erscheint oft wenig authentisch. Nichtsdestotrotz bereichern Natalia Petrutes‘ stimmungsvolle Elektro-Sounds mit brasilianischem Gesang den recht artifiziellen Film. Auf verschiedenen Festivals wurde Vento Seco für Preise nominiert und gewann 2020 den Sunny Bunny Preis für den besten LGBTQ-Film beim Molodist International Film Festival in Kiew. Eine schöne und wichtige filmische Utopie nicht nur für die LGBTQ-Szene Brasiliens.
Ansgar Skoda - 11. Januar 2021
ID 12686
Weitere Infos siehe auch: https://www.gmfilms.de/Vento%20seco


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= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal

 


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