My winner is: Metéora
Regie: Spiros Stathoulopoulos
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Metéora | Meteora; Wettbewerb; DEU/GRC 2012; REGIE: Spiros Stathoulopoulos; Spiros Stathoulopoulos (auf dem Foto) - (C) Berlinale
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Gott, Berge, Menschen, Liebe
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Die 62. Berliner Filmfestspiele gehen zu Ende. Im privaten Kreise „Turnbeutel-Berlinale“ genannt, wegen der roten Tasche, besticht die diesjährige Berlinale durch Filme mit anderem Tiefgang als sportivem...
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Metéora | Meteora; Wettbewerb; DEU/GRC 2012; REGIE: Spiros Stathoulopoulos - (C) Berlinale
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In der Schwebe sein, das ist die wörtliche Bedeutung von Metéora, einer heute noch von Mönchen bewohnten Klosteranlage im Herzen Griechenlands, welche es seit dem 14. Jahrhundert gibt. Auf dem einen – sehr hohen - Berg liegt das russische Nonnenkloster, auf dem gegenüberliegenden - ebenfalls sehr hohen - Berg thront das griechisch-orthodoxe Mönchskloster. Verbunden sind sie durch ein sehr tiefes Tal und sehr viel Himmel. Ein himmelweiter Unterschied liegt auch in der religiösen Praxis der Nonnen und Mönche. Gleich sind sie in ihren Gefühlen, denn obwohl es kaum Gelegenheit gegeben hat, sich irgendwo zu treffen, haben sich die Nonne Urania (Tamila Koulieva) und der Mönch Theodorus (Theo Alexander) ineinander verliebt.
Einen Himmel weit entfernt liegen die beiden Klöster der Liebenden auseinander. Sie muss im Korb runtergelassen werden, er kann zu Fuß Stufe für Stufe hinuntersteigen. Heimlich treffen sie sich zum Reden, Sich-Anschauen, Miteinander-Essen-und-Trinken (sehr sinnlich inszeniert!!) und irgendwann auch für die körperliche Liebe.
Spiros Stathoulopoulos hat es vortrefflich verstanden, eine spirituelle Botschaft und eine weltliche Leidenschaft zu verbinden.
Der Film ist nie ehrrührig, was die Askese-Schwüre der beiden anbelangt. Der Regisseur hat dafür eine Auflösung gefunden, welche ihresgleichen sucht: die animierte Ikone. Holzschnittartig werden byzantinische Ikonografie und Animation des 21. Jahrhunderts mit einander verbunden und transportieren Inhalte, die real zu filmen dem Regisseur nicht möglich gewesen wären.
An den Originalschauplätzen (mit Drehgenehmigung) hat Spiros Stathoulopoulos die Klöster dennoch nur von außen gedreht, denn Meteóra, das er mit 8 Jahren kennnenlernte, ist für ihn sakrosant. So müht er sich mit kunstvollen 50°-Einstellungen ab, aber, „auch das muss gelingen, so wie man auch ein Schiff über einen Berg ziehen kann!“ (O-Ton, Spiros Stathoulopoulos bei einer Pressekonferenz).
Der noch sehr junge Spiros Stathoulopulos (geb. 1978 in Thessaloniki) zog mit seiner Familie nach Kolumbien, als er noch Kind war, diente mit 18 in der griechischen Armee, beendete sein Filmstudium in Los Angeles und arbeitet seither als griechischer Filmemacher.
Alles in allem: Der griechische Beitrag ist eine Meisterwerk! In seiner Schönheit der filmischen Umsetzung und in der Leichtigkeit, mit der man der verbotenen Sehnsucht zweier Menschen aufeinander zusehen kann. Und in der menschlichen Suche nach der Wahrheit und dem Glauben und der Liebe sowie in der Tiefe der Auseinandersetzung mit einem sehr alten Thema mit neuzeitlich stilistischen Mitteln, sprich Animation...
Auch die aktuelle Lage in Griechenland bleibt auf der Pressekonferenz nicht unbesprochen. So hatte Spiros Stathoulopoulos z. B. seiner Oma in dem Film eine Rolle zugeschoben, da sie - im Zuge der Sparmaßnahmen - ihre Rente auf die Hälfte gekürzt bekam.
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Metéora | Meteora; Wettbewerb; DEU/GRC 2012; REGIE: Spiros Stathoulopoulos - (C) Berlinale
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In überwältigenden Bildern wird die überwältigende Liebe zweier Menschen in eine überwältigende Landschaft gebettet.
„Da Gott den Menschen in all seinen Facetten liebt, kann die Botschaft auch sein, dass Gott diesen Film sehen wollte und er deshalb gedreht wurde“, erzählt Spiros Stathoulopoulos schmunzelnd die Aussage eines Mönchs, mit dem er diesen Film vorher besprochen hatte. Auch mit diesem Ende…
Metéora ist ein harmonischer, leidenschaftlicher Film, trotz und wegen seiner Widersprüche. Und man ist laufend dabei, über sich selbst nachzudenken, um sich in seinem Leben richtig zu entscheiden.
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Hilde Meier - 17. Februar 2012 ID 00000005774
Weitere Infos siehe auch: http://www.berlinale.de
Post an Hilde Meier
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