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Rezension


Filmstart: 1. Dezember 2011

„Die Reise des Personalmanagers“ (Israel, Rumänien u. a. 2010)

Regie: Eran Riklis


Der Personalmanager einer der größten Bäckereien Israels (Mark Ivanir) steht gleich vor mehreren Problemen. Er lebt in Scheidung, ist seines Jobs überdrüssig und muss nun – anstatt seine Vaterpflichten wahrzunehmen, eine komplizierte Personalangelegenheit regeln. Die aus Osteuropa eingewanderte Mitarbeiterin Yulia Petracke (die Verstorbene ist die einzige Person, die einen Namen hat) ist bei einem Bombenanschlag ums Leben gekommen. Nun liegt sie im Leichenschauhaus und wird von keinem vermisst, was den Journalisten „Wiesel“ (Guri Alfi) auf den Plan ruft, der eine Sensationsstory daraus macht. Denn die Tote hatte eine Lohnabrechung der Bäckerei bei sich. Von seiner Chefin, der „Witwe“, auf den Fall angesetzt, erfährt der Personalmanager, dass Yulia zwar bei ihm gearbeitet hat, aber bereits vor einem Monat entlassen wurde. Nun hofft er, dass er sich der Sache entledigen kann. Klappt aber nicht, denn Yulia war die Geliebte ihres verheirateten Vorgesetzten, der sie weiter auf der Lohnliste gehalten hat. Mit dem unerträglichen Reporter „Wiesel“ im Schlepptau begleitet der Personalmanager nun Yulias Sarg in ihre osteuropäische Heimat.

Auf dieser aberwitzigen Reise fahren die Namenlosen durch ein (zunächst) namenloses Land. Bei der winterlichen Fahrt durch die karge postkommunistische Industrielandschaft kommen alle an ihre Grenzen: Der Personalmanager so und so, der verstörte Sohn der Verstorbenen (Noah Silver), Sensationsreporter Wiesel, der trinkfreudige Busfahrer ohne Führerschein und der marode Bus. Nach vielen Desastern und 1000 km von Israel entfernt, kann endlich Yulias Beerdigung stattfinden. Aber Yulias Mutter ist traurig. Yulia hat immer aus ihrem Heimatdorf heraus gewollt und vom Heiligen Land geträumt. Dort wollte sie auch immer beerdigt werden.



Der Personalmanager (Mark Ivanir) entführt Yulias Sarg, um sie im Heiligen Land zu bestatten © Alamode Film



Kurzentschlossen entführt der Personalmanager Yulias Sarg und macht sich mit ihr auf die Rückreise. Doch der Bus gibt unterwegs den Geist auf und während eines Schneesturms gerät die Truppe dann noch auf einen alten verwahrlosten Armee-Stützpunkt. Jetzt, wo nichts mehr geht, erwachen im Personalmanager ungeahnte Kräfte. Er borgt sich einen ausrangierten Panzer und fährt Yulias Sarg in Richtung Flughafen. Zum Schluss ist da ein Personalmanager, der aus seiner Starre erwacht ist, ein Sohn, der trauern kann, und ein Reporter, dem die Sache zu denken gegeben hat.

Der israelische Regisseur Eran Riklis ist vor allem durch seine Filme „Die syrische Braut“ (2004) und „Lemon Tree“ (2008) berühmt geworden. Auch hier hat er – zumindest für Israel – ganz alltägliche Geschichten zu einem Abenteuer werden lassen, sofern man Mauerbau und Bombenanschläge als „Alltag“ bezeichnen kann. Die Heldinnen und Helden seiner Filme überwinden Grenzen, die realen in ihrer Umgebung, aber auch die, die sie sich selbst auferlegt haben. Riklis sagt dazu: “Es geht auch darum, wie man durch die Toten zu leben lernt oder, besser noch, das Leben durch den Tod erst zu begreifen und zu entdecken.“ Auch wenn der Film überwiegend in Osteuropa spielt, ist er daher sehr israelisch. Riklis gelingt es, den Zwiespalt zwischen der Liebe zum Heiligen Land und dem Schmerz, den Terror und Abgetrenntsein mit sich bringen, darzustellen. Die Protagonisten tragen selbst im Ausland den Nahostkonflikt irgendwie in sich.

Der Autor der Buchvorlage ist der renommierte Literaturdozent A. B. Jehoschua, der in Haifa einen Lehrstuhl hat und sich als orientalischer Jude in der Mittlerrolle zwischen Israelis und Arabern sieht.


Helga Fitzner - red. 11. Dezember 2011
ID 5530

Weitere Infos siehe auch: http://www.personalmanager-derfilm.de


E-Mail an die Rezensentin Helga Fitzner



 

FILM Inhalt:

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DVD

EUROPÄISCHES JUDENTUM IM FILM
Reihe von Helga Fitzner

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Gesehen von Bobby King

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= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal

 


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