The Sound Of Nature
"AND THE FORESTS WILL ECHO WITH LAUGHTER..." in der Münchner ERES-Stiftung
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Bewertung:
Wie klingt das C02 im Regenwald des Amazonas? Ziehen Sie die Schuhe aus und kriechen Sie in ein kohlschwarzes Ungetüm. Darin können Sie dann dem Konzert der Biodiversität lauschen! Die Wissenschaft, die Technik und Marcus Maeder machen's möglich.
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Marcus Maeder: Espírito da floresta/Forest Spirit, 2017/2020; Media Art Installation 300 x 260 cm | © Marcus Maeder; Foto: ERES-Stiftung, Thomas Dashuber
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Was hat der Avantgarde-Komponist John Cage mit Pilzen zu tun? Entziffern und betrachten Sie sein Mushroom Book!
Und was meint der Maler Martin Kippenberger mit dem Wortspiel „Jetzt geh ich in den Birkenwald, denn meine Pillen wirken bald“? Die Antwort gibt eine Zeile aus Led Zeppelins berühmtem Song Stairway To Heaven: Die Wälder werden lachen.
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Unter diesem Motto widmet sich die ERES-Stiftung einer Ausstellung, mehreren Vorträgen, einer Exkursion und einem Symposium zum Thema „Wald ohne Bäume“. Damit hat sie einen Waldspaziergang in ein wunderschönes Schwabinger Jugendstilhaus verlegt: exemplarisch, abstrakt, künstlerisch. Der ERES-Stiftung geht es dabei gemäß ihrem Konzept um den Zusammenhang von Kunst und Wissenschaft, ihre Überschneidungen, die gegenseitige Inspiration.
Sowohl Künstler als auch Wissenschaftler sehen den Wald als einen sozialen Raum, als Ökosystem, das auf Vernetzung und Symbiose beruht. Er liefert Holz, Sauerstoff, Wasser. Man sähe den Wald vor lauter Bäumen nicht, würde man ihn nicht auch als Sehnsuchtsort wahrnehmen, als mythischen Raum, als Gegenentwurf zur Zivilisation der Stadt.
Gerade in den letzten coronageprägten Wochen und Monaten haben wir erlebt, was es bedeuten kann, mal „raus in die Natur“ zu kommen. Was bislang so selbstverständlich war, der gewöhnliche Spaziergang, war plötzlich viel wert. Gleich zu Anfang des Parcours findet sich der Besucher denn auch in einer Holzhütte à la Henry David Thoreau, die Ausblicke in die Wildnis eröffnet - und auf die Videoarbeit des Schweizer Künstlerduos Peter Fischli & David Weiss. Die beiden schlendern im Kostüm eines Bären und einer Ratte durch den Wald, brummen und philosophieren. Im Zentrum des Ausstellungsraumes dann ein archaisch anmutendes Stück, ein mantelartiger Umhang aus Baumrinde, dem Daniel Roth ein Foto gegenüber gestellt hat: ein Stück Himmel, aufgenommen aus einem Erdloch. Das Foto sieht künstlich aus und zeigt doch Natur pur. Der Mantel dagegen wirkt natürlich, kann aber so nicht wachsen: er ist manipuliert. Was ist Schein, was Sein? Unzweifelhaft echt hingegen ist der Baumstaum mit eingewachsenem Hirschgeweih aus dem Jahre 1461, eine Spur zurück ins Gedächtnis uralten Holzbestandes. Die junge Miriam Ferstl hingegen tanzt als „sterbender Schwan“ durchs Moor, das auch ihre Geschichte speichern wird. Der einzige Baum dieser kreativen und einfallsreichen Wald-Ausstellung ist übrigens ziemlich klein, mit Bleistift gezeichnet von Albert Oehlen.
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Albert Oehlen: Untitled, 1990; Bleistift auf Papier, 60 x 45,5 cm | © Albert Oehlen / VG Bild-Kunst, Bonn 2020; Foto: ERES-Stiftung, Thomas Dashuber
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Petra Herrmann - 20. Juli 2020 ID 12362
Diesen besonderen Waldspaziergang, der noch viele Überraschungen und Rätsel bereit hält, kann man jeden Samstag machen, nach Online-Anmeldung von 10 bis 18 Uhr. Die Veranstalter veranschlagen pro Besuchergruppe 45 Minuten. Das ist knapp, denn ohne die Lektüre des Erklärheftes ist man doch recht verloren im Dschungel der komplexen Referenzen. Vielleicht auch eine Aufforderung, ein zweites Mal zu kommen? Schließlich hat man hier offensichtlich nicht nur einen hohen Anspruch, sondern auch Humor. Vielleicht finden Sie dann auch das rosarote Bambi, das auf dem Flyer prangt.
Der nächste Vortrag findet heute (am 20. Juli) statt und kann online abgerufen werden. Hansjörg Küster von der Leibniz Universität Hannover spricht über vernetzte Systeme: „Der Wald ist mehr als lauter Bäume.“
Weitere Infos siehe auch: https://eres-stiftung.de/
Post an Petra Herrmann
petra-herrmann-kunst.de
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