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UNSERE NEUE GESCHICHTE (Teil 27)

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KATAPULT ist ein Team von 21 Autoren und Autorinnen, die ein Buch mit vielen Grafiken erstellten, nämlich 102 grüne Karten zur Rettung der Welt, das kürzlich im renommierten Suhrkamp Verlag erschienen ist. KATAPULT begann mit dem gleichnamigen vierteljährlichen Magazin, das 2015 in Greifswald gegründet wurde und seitdem „aus den Statistiken und Studien der Sozialwissenschaften vereinfachte und detaillierte Grafiken“ baut. Das erste Buch 100 Karten, die deine Sicht auf die Welt verändern wurde 2018 veröffentlicht und war sehr erfolgreich. Nun hat sich die Schar von Kreativen an die Arbeit gemacht, per Karten viele Informationen über den Zustand unserer Erde leicht verständlich und plastisch darzustellen, anhand derer sie das Bewusstsein schärfen. Das liest sich, bei allem Ernst der Lage, locker und flockig, mit Witz, Ironie und etlichen Aha-Effekten.

Es werden keine Untergangsszenarien entworfen, schon die Karte auf dem Buchcover zeigt, wie viel Wald wir pflanzen müssten, damit die Welt CO2-neutral würde. Ist zwar eine ganze Menge, aber durch die Verbildlichung erscheint es machbar. Später im Innenleben des Buches werden dann auch die Gegenden auf der Weltkarte gezeigt, die sich für eine Wiederaufforstung eignen. Das sind längst nicht alle, aber auch nicht gerade wenige. Der Mensch ist vor 12.000 Jahren sesshaft geworden, und seitdem ist die Anzahl der Bäume weltweit um 46 Prozent zurückgegangen. Ein Bild illustriert das anhand eines Fußballfeldes, in dem fast die ganze rechte Spielhälfte leer ist, während auf der linken noch Bäume stehen. Der Anteil des Waldes innerhalb der Staatsfläche Europas liegt noch niedriger zwischen 25 und 40 Prozent. Der Verlust an Tropenwald pro Jahr ist so groß wie die Fläche von England. Und weil Bilder einprägsam sind, bleiben sie auch länger haften. Der Anteil der Erdoberfläche, der zubetoniert ist, sieht bedenklich aus und ist mit 1,8 Millionen Quadratkilometern eindeutig zu viel, vor allem der hohe Anteil davon in Europa.

Bei den gefährlichsten Tieren der Welt hat es der Mensch auf Platz 2 geschafft mit 475.000 Mordopfern zwischen den Jahren 2000 und 2010. Unangefochtene Spitzenreiterin ist die Stechmücke mit 725.000 Toten durch die Übertragung von Gelbfieber, Dengue-Fieber und Malaria. Den dritten Platz hat die Süßwasserschnecke inne mit 110.000 Todesopfern: Diese Schnecke dient vielfach als Wirt für einen Saugwurm, der Schistosomiasis (auch Bilharziose genannt) verursacht. Unter ferner liefen, aber immerhin mit 40.000 Toten durch Tollwut, befindet sich der Hund. Der Hai und der Wolf bilden mit je 10 Getöteten das Schlusslicht.

Um die ganze Welt mit Solarstrom zu versorgen, wird eine Fläche von 300 x 300 km benötigt, was auf der Karte ein kleines rotes Quadrat mitten in der Sahara ausmacht. Es gab vor ein paar Jahren das Projekt Desertec mit Plänen zur Verteilung erneuerbarer Energien. Ein Teil davon sollte in der afrikanischen Wüste installiert werden, fiel aber wegen des Arabischen Frühlings aus und wurde 2014 eingestellt. In Marokko entsteht derzeit aber das größte Solarwärmekraftwerk der Welt, und das klingt vielversprechend.

Allein in Deutschland liegen 124 Millionen funktionstüchtige Althandys in den Schubladen. Diese enthalten wertvolle Rohstoffe, darunter Gold, Silber und 1.116 Tonnen Kupfer. Gesamtwert allein dieser drei: 146,6 Millionen Euro. Man könnte sie zum Wertstoffhof bringen, damit durch die Wiederverwendung Ressourcen geschont werden und man die giftigen Stoffe der Akkus aus dem Haus hat. Eine fantastische Idee ist auch die Versendung des Handys an Topher White. Der Kalifornier baut daraus solarbetriebene Abhörgeräte, mit denen Regenwälder gerettet werden können. Die Anzahl aktiver Mobiltelefone liegt weltweit bei 8 Milliarden, die Anzahl benutzter Zahnbürsten bei 3,5 Milliarden. (So genau wollten wir es vielleicht doch nicht wissen).

Wenn man alle im Jahr 2018 in Deutschland neu zugelassenen 630.000 SUVs hintereinander aufstellte, wäre die Reihe 2.800 Kilometer lang – ohne die 303.000 Geländewagen. Im Rahmen der Energiewende werden nunmehr Elektroautos empfohlen. Eine Karte zeigt, wie rar gesät die weltweiten Vorkommen von Lithium sind, die für die großen Batterien benötigt werden. Für diese wird zudem Strom gebraucht, und es gibt einige Grafiken, die den Stand der Dinge in Bezug auf Atomkraftwerke, Kohlekraftwerke, Autoindustrien und die entsprechenden Umweltbelastungen aufzeigen. Eine weitere Karte veranschaulicht, wie viel Platz man benötigt, um den weltweiten Treibstoffbedarf mit Biosprit aus Mikroalgen zu decken. Das liegt mit 1.400 x 1.400 km im Rahmen des Möglichen, ist aber als nachhaltige Alternative noch nicht richtig auf dem Vormarsch. Das AutorInnen-Team belässt es bei den Informationen, die jeweiligen Bezüge kann der Lesende selber herstellen, und es gibt genug Stichworte, mithilfe derer man recherchieren kann.

Es wurden noch viele weitere Aspekte und Informationen zusammengestellt, sei es über den Erdüberlastungstag oder die Müllstrudel in den Weltmeeren. In einem Wimmelbild kann man die extreme Vielfalt des Mülls im Meer sehen. Rund ein Drittel der Menschen rauchen, und jedes dritte Stück Müll ist ein Zigarettenstummel: Diese sind giftig, können nicht verrotten und werden von Fischen irrtümlich als Nahrung aufgenommen. Raucher und Raucherinnen haben also die Möglichkeit, mit sofortiger Wirkung die Umwelt zu entlasten, einfach nur durch sichere Entsorgung der Filter. Insgesamt landen jährlich 4,5 Billionen (!) Zigarettenstummel in der Umwelt.

Zum Schluss noch zwei der schönsten Karten: Ein Mensch steht rot im Mittelpunkt und die Tiere und Pflanzen in einem Kreis in schwarz um ihn herum. Das ist die Natur aus der Sicht des Menschen, der im Mittelpunkt der Schöpfung steht. Die Natur aus der Sicht der Natur zeigt eine freie Mitte und den Menschen, die Tiere und Pflanzen in bunter Vielfalt gemeinsam im Kreis.


Helga Fitzner - 17. Mai 2020
ID 12244
Suhrkamp-Link zu den 102 grünen Karten zur Rettung der Welt


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