Die wohl
berühmteste
deutsche
Künstlerkolonie
und ihre
bekannteste
Malerin
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Bewertung:
Ende des 19. Jahrhunderts entstand im Teufelsmoor nördlich von Bremen eine Lebens- und Arbeitsgemeinschaft von Künstlern. Sie schätzten die hier die ungewöhnlichen Lichtverhältnisse, die raue Heidelandschaft oder idyllisch-markante Moorwiesen. Die abgelegene Gemeinde Worpswede in Niedersachsen wurde zur Heimat dieser Künstlerbewegung, als 1889 eine Handvoll Künstler beschloss, sich hier dauerhaft niederzulassen.
Unter den Gründern der Künstlerkolonie war auch der Landschaftsmaler Otto Modersohn (1865-1943). Der großformatige, 55 x 46cm messende Kalender Worpsweder Landschaften 2022 dokumentiert sechs seiner Ölbilder. Das Titelbild des Kalenders, wiedergegeben auch im Monat März, zeigt Modersohns Moorkanal mit Birken im Frühling von 1940. Vor einem weiten Himmel erstreckt sich flaches Land mit vereinzelten Birken und einem Kanal mit einem kleinen Steg. Bemerkenswert ist auch Modersohns Ölbild Frühling in Fischerhude von 1925, wiedergegeben im Monat Mai. Ein sonnendurchfluteter Frühlingsmorgen taucht eine Wiese in changierende Grüntöne. Links trocknet an der Leine Wäsche, weiter im Hintergrund grast ein Pferd. Fischerhude ist ein Künstlerdorf nur wenige Kilometer entfernt von Worpswede.
Neben Bildern Otto Modersohns zeigt der Kalender auch andere Genreszenen und Freilichtmalerei seiner Malerkollegen. Der Monat Januar präsentiert Heinrich Vogelers Ölbild Barkenhoff im Schnee (1910). Der Worpsweder Barkenhoff, ein umgebauter Bauernhof, war der Mittelpunkt der Künstlerkolonie. Hier befindet sich heute das Heinrich-Vogeler-Museum. Im Monat Juli wird das Ölbild Sommerwolken II (1904) des Worpsweder Künstlers Fritz Overbeck wiedergegeben. Über einem leuchtenden Kornfeld ziehen bewegte Wolken einen hohen Himmel entlang. Das Septemberbild von Overbeck zeigt dessen Frau während der Freilichtmalerei, Hermine Overbeck-Rohte im Garten des Bröckener Hauses beim Malen vor der Natur (1906). Paula Modersohn-Becker (1876-1907), Ehefrau Otto Modersohns, ist hingegen im Monat November mit einem eigenen Landschaftsbild vertreten, Landstraße mit rotem Haus (1902). Mit dick aufgetragenen Farbkleksen und Pigmenten vereinzelt und teils skizzenhaft signalisierte Birken verstellen hier den Blick auf ein durchschimmerndes rotes Haus. Urige Gebäude stehen auch jeweils im Zentrum der Landschaftsbilder von Wilhelm Heinrich Rohmeyer und Walter Bertelsmann, die den Kalender jeweils im Februar beziehungsweise April bereichern.
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Mehr Bilder der heute wohl bekanntesten Vertreterin der Worpsweder Künstlerkolonie bietet der Postkartenkalender Paula Modersohn-Becker 2022. Heute gilt die zu Lebzeiten wenig bekannte Malerin als visionäre Wegbereiterin der Moderne. Sie malte am häufigsten Landschaften, die fast ein Viertel ihres Oeuvres einnehmen. Im handlichen Kalender für 2022 dominieren jedoch eher andere Themengruppen, wie Mädchen-, Frauen- und Kinderbildnisse sowie Stillleben und Tierstudien die eckig eingehängten Monatskarten. Der Monat April präsentiert das eigenwillige, kühn leuchtende Öltempera-Bild Sitzender Mädchenakt mit Blumenvasen (1906/07). Das Mädchenbildnis mit gespreizter Hand vor der Brust (1905) bezeugt im Monat September eine lichte Farbpalette und eindrückliche Formensprache. Auch Alte Frau in schwarzem Strohhut für den Monat November ist bemerkenswert; ein geheimnisvolles, leicht seitliches Porträt – stimmungsvoll bewegt wie eine Momentaufnahme.
Ansgar Skoda - 21. Dezember 2021 ID 13372
https://weingarten-kalender.de/978-3-8400-8098-2/
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