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Lesung

Die Graupensuppe

von Günter Märtens


Foto (C) Stefan Albrecht


Als Kooperation im Rahmen der Lesungsreihen „Der Norden liest“ und „Ostenfelder Leseherbst“ haben der NDR und der Organisator vor Ort, Ulrich Texter, nach Bad Iburg geladen. In außergewöhnlicher Kulisse im Alten Hallenbad las Günter Märtens, Jahrgang 1958, aus seinem autobiographischen Debütroman Die Graupensuppe (erschienen im Punktum Verlag) und gab so einen intimen Einblick in die ihn prägenden Jahre seiner Heroinsucht. Unterstützung erfährt er an diesem Abend durch die charmante Moderatorin Julia Westlake sowie seinem Freund, dem Schauspieler Peter Lohmeyer. Für musikalische Unterhaltung zwischen einzelnen Kapiteln sorgt Märtens Band PlingPlang.

Getreu dem diesjährigen Motto „Heimat“ zeichnet Märtens ein umfangreiches Bild seiner Lebens- und Wirkungsstätte Hamburg in den 1970er Jahren und lässt die Zuhörer im ausverkauften Haus teilhaben an seinem ganz persönlichen Leidensweg als junger Musiker. Ungeahnt leichtfüßig tänzelt er stets mit einem Augenzwinkern durch einzelne Erinnerungen seiner Jugend und nähert sich äußerst humorvoll seinem tragischen Werdegang, der ihn beinahe das Leben gekostet hätte. Als aufstrebende Band ist der regelmäßige Konsum weicher Drogen üblich gewesen, berichtet er. Doch mit zunehmender Bekanntheit sei auch der Druck gestiegen, und durch Zufall sei er dann mit Heroin in Berührung gekommen. Der Absturz ist unausweichlich, auch wenn Märtens 7 Jahre gebraucht hat, um sich der Situation bewusst zu werden. Der Roman gibt Hintergründe wieder und bringt auch die ein oder andere skurrile Situation, die mit Abstand sicherlich witzig erscheint, aber als unmittelbar Betroffener alles andere als das ist. Ohne, wie in diesem Kontext üblich, den Plot zu sezieren, vermag es Die Graupensuppe, ein derart tiefgehendes Thema feinfühlig anzugehen und ernüchternd den Menschen hinter dem Drogenproblem darzustellen – mit all seinen Sehnsüchten und Schwächen, nicht nur als Süchtigen ohne Persönlichkeit. Weiterhin fragt Westlake gezielt nach und ermöglicht so einen noch intensiveren Blick hinter die Kulisse der ganz individuellen Geschichte Märtens, einem gestandenen Mann, bei dem keinerlei Anzeichen für das einstige Martyrium erkennbar ist.

Nicht nur die ausgewählten Passagen aus dem Roman sorgen für Authentizität, denn überhaupt ist bei dieser Veranstaltung viel Platz für Nähe und persönlichen Austausch. Obwohl der sorgfältig durchstrukturierte Abend zunächst an manchen Stellen ein wenig improvisiert wirkt, gestaltet sich die Veranstaltung nach und nach zu einem vollen Erfolg. So stellt eine falsche Adressangabe eine erste Herausforderung für nicht Ortskundige bereit, und aufgrund zahlreicher Staus beginnt die Lesung mit einer halben Stunde Verspätung. Doch das gut gelaunte Publikum nimmt es gelassen und harrt freudig der Dinge, die da kommen: Trotz des vermeintlich ernsten Themas ist für jede Menge Spaß gesorgt – sowohl geplant als auch ganz spontan. So stolpert Lohmeyer während des Lesens beispielsweise über den Begriff „Analgetikum“ und lässt sich einer spontanen Assoziation nachgebend zu einer lobpreisenden Anekdote über Bidets hinreißen. Offenbar ein wichtiges Anliegen denn „sonst kommt man ja nicht dazu, solche Kleinigkeiten preiszugeben“. Westlake, die eigentlich nicht viel für Schwimmbäder übrig hat, wie sie beteuert, zeigt ehrliche Begeisterung für die ungeahnte Möglichkeit, einmal trocken auf Tauchstation zu gehen.

Im Anschluss werden in Anlehnung an Roman und Motto norddeutsche Snacks gereicht und Zeit für Austausch in entspannter Atmosphäre bei gemütlichem Kerzenschein inmitten des Schwimmbeckens geboten. Ein imposanter und unterhaltsamer Lesungsabend mit sympathischen Charakteren, der als rundum gelungen in guter Erinnerung bleiben wird.
Sina-Christin Wilk - 5. November 2017
ID 10348
Weitere Infos siehe auch: http://www.punktum-buecher.de/GRAUPENSUPPE/index.php


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