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Heiterer Haudegen

Baring über sich


Arnulf Baring (81) im BE - Foto (C) Jamal Tuschick



1961 durchläuft Arnulf Baring das Auswahlverfahren beim Auswärtigen Amt und geht doch lieber zum WDR. Die Leichtfüßigkeit des Sohns quittiert der Vater, ein Senatspräsident, so: „Mein Sohn ist unter die Gaukler gegangen.“

Volten bestimmen sein Leben. Der Spross einer deutsch-englischen Bankiersfamilie studiert Jura, bevor er Politikwissenschaftler wird. Später lehrt er Geschichte an der Freien Universität zu Berlin. Baring schätzt Adenauer, tritt aber in die SPD ein. Er spricht sich für die Anerkennung der DDR aus, als das noch ein Sakrileg ist. So gerät der junge Redakteur in seiner erste berufliche Sackgasse. Hier zeichnet sich das Muster ab: Ausgestattet mit allem, was eine bürgerliche Laufbahn an ihre Ziele bringt, fehlt ihm allein Zurückhaltung. Baring trägt sein Herz auf der Zunge. Er kündigt beim WDR und habilitiert sich. Der junge Akademiker spürt Adenauers Machtinstinkt nach. Als sozialdemokratisch aktiver Professor erlebt er die Reserve seiner Kollegen, die politisches Engagement für Exaltation halten. Man meidet und schneidet ihn. Für die Studenten im gesellschaftlichen Aufbruch repräsentiert Baring die Reaktion. Baring schreibt ein Buch über die sozial-liberale Koalition, wegen seiner Nähe zum Königsmörder und –macher Genscher wird er aus der SPD ausgeschlossen. Das erzählt Baring in Autobiografischen Notizen – Der Unbequeme. Der Einundachtzigjährige erzählt es auch im Berliner Ensemble, im Gespräch mit Gregor Gysi. Seine Offenheit nimmt ein. Baring hat etwas von einem heiteren Haudegen.

Im Berliner Ensemble spielen zurzeit Narren verrückt, Leander Haußmann probt Hamlet. Sie schubsen Gysis Leibwächter herum und überschlagen sich mit klingenden Schellen an Ort und Stelle. Wieder einmal rückt BE-Chef Claus Peymann das Theater ins Zentrum der Gesellschaft. Sein Haus kriegt Risse im Ansturm des Berliner Bürgertums. Peymann sagt: „Heute habe ich meinen politischen Tag, ich erfülle ihn mit zwei Unbequemen.“

Ist einer erst einmal so alt geworden wie Baring, wirkt er bei jeder Gelegenheit wie ein Jubilar, dem das Wasser gereicht wird. Baring widersetzt sich dieser bequemen Wahrnehmung. Er will weiter streiten nach der Regel, die man Voltaire zuschreibt: „Ich verachte Ihre Meinung, aber ich gäbe mein Leben dafür, dass Sie sie sagen dürfen.“

Er nehme „die Meinungsfreiheit wörtlich“, heißt es. Baring lädt Gysi zur Ausführlichkeit ein. Gysi erzählt, dass der Bundestag zurzeit völlig untätig sei. Ein „schläfriges Land“ nehme das einfach hin. Gysi findet zu Baring und unterstreicht das Offensichtliche: den Lebensmut eines Mannes, der als Journalist anfing und dann Wissenschaftler wurde, obwohl die Mutter abriet: „Junge, du weißt doch nichts.“




Gregor Gysi (li.) moderiert Arnulf Baring (den Unbequemen) im BE - Foto (C) Jamal Tuschick


Jamal Tuschick - 19. November 2013 (2)
ID 7383
Arnulf Baring | Der Unbequeme
Geb. m. Schutzumschlag
400 Seiten, Format 13,7 x 21,7 cm
€ 21,90 (D) / € 22,60 (A) / CHF 31,50*
Europa Verlag, 2013
ISBN 978-3-944305-12-7


Weitere Infos siehe auch: http://www.europa-verlag.com/Buecher/6/Der-Unbequeme.html


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