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Konzertkritik

Les Siècles

Ustina Dubitsky

Isabelle Faust (Violine)


Bewertung:    



Das französische Alleskönner-Orchester Les Siècles wurde 2003 von François-Xavier Roth, welcher bei seinen ehemaligen Musikerinnen und Musikern voriges Jahr "in Ungnade" fiel, gegründet; davon ist bedauerlicherweise kein Wort in der Orchester-Vita auf der MF-Website zu lesen. (Der im internationalen Feuilleton hysterisch hochgepeitschte Dickpics-Skandal um den bis dahin weltweit hochgeschätzten und gefragten Dirigenten hatte/ hat Spuren hinterlassen, aber inzwischen scheinen sich die Wogen wieder etwas geglättet zu haben, und Roth, nachdem er etwas mehr Kontrolle über seine libidinösen Leidenschaften gefunden haben sollte, erklimmt nun wieder die Dirigentenpodien hie und da - ich halte ihn für eines der größten Kapellmeister-Talente unserer Tage, und ich bin gespannt auf sein Musikfest-Konzert mit den Berliner Philharmonikern am kommenden Freitag.)

*

Les Siècles hatte gleich mal zwei Programme für das diesjährige Musikfest parat; das erste dirigierte die noch ziemlich junge Ustina Dubitsky (sie war in letzter Zeit, als eine ihrer vielen künstlerischen Stationen, Roths Assistentin beim Gürzenich-Orchester an der Oper Köln, auch assistierte sie ihm bei seiner Einstudierung von Wagners Lohengrin an der Bayerischen Staatsoper); und das Orchester ließ sich von ihr spürbar inspirieren wie auch umgekehrtermaßen sie von ihm, kurzum: Den beiden dabei zuzuschauen resp. zuzuhören, was da nicht nur musikalisch sondern wohl auch zwischenmenschlich alles so geschah, war eine Freude sondergleichen. Ja und spätestens nach Berlioz' Symphonie fantastique gab es kein allgemeines Halten mehr, und viele im fast ausverkauften großen Saal der Philharmonie sprangen auf und tobten vor Begeisterung! Was für ein Hype!!

Nicht minder spektakulär gestaltete sich der Programmteil vor der Pause:

Die deutsche Stargeigerin Isabelle Faust - sie spielt eine sog. Dornröschen-Stradivari - überraschte mit einer ungewöhnlich ausufernden Interpretation des eigentlich nicht allzu aufregenden Violinkonzerts von Beethoven (alle Aufnahmen mit ihm, die ich bis dahin im Besitz hatte, habe ich wegen ihrer fast todbringenden Gelangweiltheit entweder verkauft oder weggeschmissen; es war übrigens keine mit der Faust dabei).

Und das vielleicht Spektakulärste ihrer Interpretation war die Kadenz (mit einem Pauken-Anteil! bewerkstelligt von Camille Baslé) am Schluss des ersten Satzes - hierzu war lt. dem Programmheft Folgendes zu lesen:



"Die Kadenz, die Isabelle Faust für ihre Interpretation gewählt hat und die im Wesentlichen von Beethoven selbst stammt, thematisiert diese unterschwellige Beziehung der beiden ungleichen Instrumente: Solo-Violine und Pauke werden zusammenge­führt. Zwar hat der Komponist seinem Violinkonzert keine explizit hierfür geschriebene Kadenz beigefügt. Allerdings veröffentlichte er bald nach der Entstehung den Solopart auch in einer Version für Klavier. Sie enthält jene Kadenz für Klavier und Pauke, die der Konzertmeister der Wiener Philharmoniker Wolfgang Schneiderhan wiederum für Violine transkribiert und 1968 auch veröffentlicht hat. Eine besondere Pointe zum Verständnis der ansonsten eher getragenen und feierlichen Schreitbewegung des 1. Satzes liefert der in diese Kadenz eingeschobene Geschwindmarsch, ein plötzlich aufflackerndes Bild konfliktbehafteter Realität in kriegerischen Zeiten, das dann so überraschend wieder verschwindet, wie es aufgetaucht war." (Quelle: Martin Wilkening, Im freien Fluss der Gedanken)


Auch der zweiter Satz, bei dem man stellenweise sie und das Orchester fast dann nicht mehr hören konnte, wenn man es (vielleicht als Schwerhöriger) so gewollt hätte, erschütterte aufs Irritierende mein emotionales Grundempfinden; freilich war es pure Absicht, dieses Immer-leiser-Werdende bishin zu einem regelrechten Ausgehauchtsein; sensationell gemacht. Ja und vom dritten Satz, der vor artistischer Geläufigkeit und schwerelosem Abgehobensein geradewegs zerstauben wollte, ganz zu schweigen.

Nach dem allen ein bedrohlich ansteckendes Feeling ungezügelter Begeisterung; die Faust ließ sich nicht lumpen und spielte als Zugabe den 1. Satz aus der h-Moll-Fantasie von Telemann.

Für mich bis jetzt der absolute Höhepunkt beim 2025er MUSIKFEST BERLIN.




Isabelle Faust und Les Siècles beim MUSIKFEST BERLIN 2025 | Foto (C) BF/Fabian Schellhorn

* *

Les Siècles wartete zu vorgerückter Stunde zusätzlich dann noch (bei seinem zweiten Programm) mit Pierre Boulez' Pli selon pli auf - da war ich allerdings nicht mehr zugegen.
Andre Sokolowski - 7. September 2025
ID 15447
MUSIKFEST BERLIN (Philharmonie Berlin, 06.09.2025)
Ludwig van Beethoven: Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 61
Hector Berlioz: Symphonie fantastique op. 14
Isabelle Faust, Violine
Les Siècles
Dirigentin: Ustina Dubitsky


Weitere Infos siehe auch: https://www.berlinerfestspiele.de/musikfest-berlin


https://www.andre-sokolowski.de

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