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nachDRUCK # 5

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Wiederaufnahme

Meuchelmord

für Rolex

MACBETH von Verdi


Bewertung:    



Pioniergeist und Entdeckerfreude kann man den Salzburger Festspielen, jedenfalls nach Gerard Mortier, beim besten Willen nicht nachsagen. Erst im Jahr 2018 durfte der wahrscheinlich interessanteste Opernregisseur unserer Gegenwart Krzysztof Warlikowski an der Salzach gastieren. Da lag seine erste Inszenierung in Aix-en-Provence bereits zwei Jahre und an der Bayerischen Staatsoper gar elf Jahre zurück. Verdis Macbeth hat er schon vor fünfzehn Jahren, 2010, am Théâtre Royal de la Monnaie in Brüssel einstudiert. Jetzt haben die Salzburger Schlafmützen, offenbar zu unwillig oder zu sparsam für einen aktuellen Auftrag an den polnischen Regie-Star, wenigstens seinen hauseigenen Macbeth wiederaufgenommen, für insgesamt sechs Vorstellungen im Großen Festspielhaus. Doch wer zu spät kommt… So richtig schlecht kann ein Warlikowksi nicht sein. Aber der Macbeth gehört nicht zu seinen überzeugendsten Regiearbeiten. Zu viel fällt arbiträr, nicht zu Ende gedacht aus.

Zwar sollte man für jede Möglichkeit, Warlikowski zu begegnen, dankbar sein, aber es bleibt dabei: seine Einladung nach Salzburg neben Rasche, Titov, Sellars, Kosky, Serebrennikov und, ach, Dušan David Pařízek, denen man zurzeit in Deutschland und darüber hinaus kaum entgehen kann, spricht nicht gerade für Einfallsreichtum der teils geschassten, teils gebliebenen Programmmacher.

Macbeth entführt die Theater- und Opernbesucher bekanntlich nach Schottland, einem Schottland freilich, wie es eher der Literatur als der Geschichte eignet und das sich mit Hexen besser auskennt als mit Erdöl. Am Abend zuvor hatten die Drei Schwestern von Péter Eötvös nach Anton Tschechow Premiere. Regelmäßig werden, spätestens seit Peter Steins Tschechow-Inszenierungen, den Drei Schwestern Samoware und alles, was auf Russland hinweist, zum Vorwurf gemacht. Aber lassen sie sich tatsächlich „unrussisch“ darstellen? Und sei es mit der Musik eines Ungarn? Kann man sich drei Schwestern denken, die sich „Nach London!“, „Nach Edinburgh!“ oder „Nach Belgrad!“ sehnen? Die Nationalliteraturen haben sogar im Zeitalter der Globalisierung unauslöschliche Spuren hinterlassen. Das gilt auch für Macbeth. Könnte sein Drama statt im Wald von Birnam im Wienerwald stattfinden?

Räume von Malgorzata Szczęśniak, der regelmäßigen Mitarbeiterin und Ehefrau Warlikowskis, schieben sich von links nach rechts und von rechts nach links, von hinten nach vorne und von vorne nach hinten auf die extrem breite Bühne des Großen Festspielhauses. Eine von innen beleuchtete Passage auf halber Höhe schneidet den vorbeilaufenden Personen die Köpfe ab. Die Morde, der Kern also von Macbeth, sind als Film zu bestaunen.

Musikalisches Zentrum sind die Litauerin Asmik Grigorian als Lady Macbeth, der Belarusse Vladislav Sulimsky in der Titelrolle und der Amerikaner Charles Castronovo, im Wechsel mit Joshua Guerrero, als Macduff. Der differenzierte Applaus bestätigte ebenso wie der Jubel für die geschätzt hundertköpfige Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor ihre verdiente Anerkennung. Auch Pier Paolo Pasolini darf einen Beitrag leisten, mit Ausschnitten aus seinem Film Il vangelo secondo Matteo.

Philippe Jordan, der Generalmusikdirektor der Wiener Staatsoper, der 2023 das Dirigat vom damals erkrankten Franz Welser-Möst geerbt hat, steht jetzt gleich planmäßig vor seinen Wiener Philharmonikern, von denen uns die Salzburger Festspiele werbungsresistent mitteilen, dass sie seit 2008 von Rolex als Exklusivsponsor unterstützt werden, am Pult. Oh Seligkeit, wie tut das gut! Eine Luxusuhr für einen Meuchelmörder. In der Oper ist die Welt noch in Ordnung.



Macbeth bei den Salzburger Festspielen 2025: Vladislav Sulimsky (als Macbeth) und Asmik Grigorian (als Lady Macbeth) | © SF/ Ruth Walz

Thomas Rothschild - 10. August 2025
ID 15405
Macbeth (Großes Festspielhaus, 09.08.2025)
von Giuseppe Verdi

Musikalische Leitung: Philippe Jordan
Regie: Krzysztof Warlikowski
Bühne und Kostüme: Małgorzata Szczęśniak
Licht: Felice Ross
Video: Denis Guéguin und Kamil Polak
Choreografie: Claude Bardouil
Dramaturgie: Christian Longchamp
Besetzung:
Vladislav Sulimsky (Macbeth)
Tareq Nazmi (Banco)
Asmik Grigorian (Lady Macbeth)
Natalia Gavrilan (Kammerfrau der Lady Macbeth)
Charles Castronovo und Joshua Guerrero (Macduff)
Davide Tuscano (Malcolm)
Ilia Kazakov (Arzt)
Trevor Haumschilt-Rocha (Diener Macbeths)
Jonas Jud (Mörder)
Brett Pruunsild (Erste Erscheinung)
u.a.
Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor
(Einstudierung: Alan Woodbridge)
Angelika Prokopp Sommerakademie der Wiener Philharmoniker
Wiener Philharmoniker
WA war am 9. August 2025.
Weitere Termine: 14., 17., 20., 26., 29.08.2025
SALZBURGER FESTSPIELE


Weitere Infos siehe auch: https://www.salzburgerfestspiele.at


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