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Patric Schott als der letzte Mensch in Rossum´s Universal Robots in der Comedia Köln | Foto © Christoph Voy

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Das Multimedia-Ereignis Rossum’s Universal Robots, kurz „R.U.R.“, unterlegt eine über 100 Jahre alte Science-Fiction-Geschichten mit vielen Synthesizer-Soundscapes. GAMUT INC schaffen sogenannte retrofuturische Kompositionen, indem sie Live-Stimmen von Opernsängern digital verfremden und mit computergesteuerten und automatisierten Instrumenten akustisch kombinieren. Mit R.U.R. gastierte das Berliner Duo, bestehend aus der Computermusikerin Marion Wöhrle und dem Komponisten Maciej Śledziecki, nun in der Kölner Comedia.

Das Libretto schrieb der Autor Frank Witzel nach einem gleichnamigen, 1920 veröffentlichten Drama des Tschechen Karel Čapek. Der Schriftsteller Čapek feierte mit seinem Werk seinen internationalen Durchbruch. In der Vorlage stellt die Firma R.U.R. Androiden her, die den Menschen durch das Verrichten niederer Arbeiten entlasten sollen. Bald sollen sie ihn auch ersetzen. Jósef Čapek, Karels Bruder, steuerte damals den bis heute prägenden Begriff Roboter bei, abgeleitet vom westslawischen „robota“, das so viel wie Fronarbeiter heißt.

Auf der Bühne wird keine klassische Handlung erzählt, die Produktion widmet sich eher philosophischen Schöpfungsgedanken. Helena, die Tochter der Unternehmers Rossum, hat in der Vorgeschichte den Maschinen Seelen eingepflanzt. Danach probten sie den Aufstand. Die Menschheit wurde bis auf einen einzigen Mann, Alquist, vernichtet. Er soll den verlorengegangenen Bauplan für die Reproduktion der Maschinen rekonstruieren.

Schwarzweiße Scheiben mit Hypnosemustern schmücken die Bühne. Die Darsteller ordnen sie im Performanceverkauf mehrfach neu an. Die Muster der Scheiben bewegen sich unterschiedlich schnell um die eigene Achse. Die Grundkonstellation erscheint abstrakt. Bilder und Klangwelten wirken unzusammenhängend.

Alquist (Patric Scott) sitzt im legeren Jackett an einem Pult auf der rechten Bühnenseite. Er spricht apathisch mit sich selbst über jüngste Fehlentwürfe, vorbildlose Kopien, präzise Wesen und ein unaufhaltsames Perpetuum mobile. Die menschlichen Roboter Helena (Gina May Walter) und Primus (Georg A. Bochow) bewegen sich langsam und kontrolliert durch den Raum. Sie tragen schwarze Outfits und weiße Stiefel. Auf der Rückwand werden sepiafarbene Bilder des RIAS Kammerchor projiziert. Der Gesang des Chores tritt dissonant in eine Symbiose mit solistischen Sopran- respektive Countertenordarbietungen der Robotermenschen Helena und Primus. Die wechselvollen Gesangsarrangements sind schwer verständlich. Tonmaterial wiederholt sich in Variationen und musikalischen Algorithmen.

Der Tänzer Ruben Reniers markiert im Ganzkörperkostüm mit verdecktem Gesicht gleichfalls ein Zwischenwesen aus Mensch und Objekt. Er sorgt mit kunstvollen, sich wiederholenden, elegant-kraftvollen Figuren für Spannungsmomente. Später imitiert Helena seine tänzerischen Gesten. Auch digital verfremdete, nervöse Klänge werden bald mechanisch repetiert.

Ein etwa einstündiger kurzweiliger Theaterabend, der den ewigen menschlichen Traum vom künstlichen Wesen in machtvoll oszillierende Neue Musik überführt. Die Dystopie über unsere Hybris und Roboter hallt so noch lange nach.



Applaus für Rossum´s Universal Robots in der Comedia Köln | Foto © Ansgar Skoda

Ansgar Skoda - 8. Februar 2022
ID 13447
ROSSUM'S UNIVERSAL ROBOTS (Comedia Köln, 06.02.2022)
GAMUT INC | retro-futuristic machine music & music theatre

Musik, Licht & Inszenierung: Marion Wörle und Maciej Śledziecki
Libretto: Frank Witzel
7 automatisierte Scheiben, Bühne: Nina Rhode
Kostüm: Clara Franke und Carla Szerbinski
Klangregie: Olivia Oyama/ Robert Nacken
Dirigent Rias Kammerchor: Ralf Sochiaczewsky
Audio-Produktion RIAS Kammerchor: Florian Schmidt
Produktionsleitung RIAS Kammerchor: Christiane Wünsch
Chordirektor: Bernhard Hess
Filme RIAS Kammerchor und Dokumentation: Anne Luft, Anja Simon, Robert Staffel und Eike Schweighardt
Mit: Gina May Walter (Helena, eine Forscherin/ ein Roboter), Georg A. Bochow (Primus, ein Roboter), Patric Schott (Alquist, der letzte Mensch), Ruben Reniers (Kreatur) und dem RIAS Kammerchor (Chor der Menschen, Chor der Roboter)
UA im Prager Nationaltheater: 2. Januar 1921
Deutschland-Premiere im Theater im Delphi (Berlin): 20.01.2022


Weitere Infos siehe auch: https://gamutinc.org/rur/


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